Arnsberg/Sundern/HSK. Auch kreisweit ist die Anzahl der Milchvieh-Betriebe und Kühe 2021 gesunken. Landwirte kämpfen mit Trockenheit und hohen Betriebskosten.

„Eine Kuh macht Muh – viele Kühe machen Mühe...“ Ein Grund dafür, dass die Zahl der Milchviehhalter im Hochsauerlandkreis im vergangenen Jahr weiter rückläufig war? Ganz so trivial ist diese Entwicklung nicht zu erklären, Fakt ist aber, zwei sehr trockene Jahre haben einige Betriebe zum Aufgeben gezwungen.

2535 Betriebe gaben auf

Alarmierende Entwicklung auch bundesweit: Von allen deutschen Milchbauern haben im vergangenen Jahr ca. 2535 Betriebe die Produktion eingestellt – jeden Tag also ca. sieben Betriebe. Die Abnahmerate lag bei knapp 4,5 Prozent. Ende 2021 gab es in Deutschland noch 54.487 Milchbauern –
so wenig wie nie zuvor.

„Die Trockenheit in den Jahren 2020 und 2021 hat das Heu machen im Sauerland stark erschwert“, erklärt Barbara Struwe auf Nachfrage. Auf den eigenen Weiden konnten die Landwirte zu wenig Futter bergen, der Zukauf war schwierig: „Wenn es auf der eigenen Weide zu wenig gibt, sieht es beim Nachbarn nicht besser aus“, bringt es Struwe, beim Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) als Sprecherin u.a. für den Kreisverband Hochsauerland tätig, auf eine einfache Formel. Importe von weiter weg seien sehr teuer – und über einen längeren Zeitraum nicht bezahlbar.

Links gibt es Milch, rechts Erfrischungen und Naschereien für Radfahrer auf dem Ruhrradweg. Lucia und Wilhelm Kühn betreiben in Uentrop auch einen Hofladen.
Links gibt es Milch, rechts Erfrischungen und Naschereien für Radfahrer auf dem Ruhrradweg. Lucia und Wilhelm Kühn betreiben in Uentrop auch einen Hofladen. © WP | Wolfgang Becker

Die Folge – einige Halter haben ihre Milchkühe abgeschafft und sich nach Alternativen umgeschaut. In Zahlen sieht das wie folgt aus: Gab es im Jahr 2014 kreisweit noch 1129 Rinderhaltungen – darunter 467 Milchviehbetriebe – mit insgesamt 68.815 Tieren (davon 23.965 Milchkühe), sind diese Bestände sieben Jahre später teils deutlich rückläufig, wie der Vergleich mit den aktuellen Zahlen unserer Grafik für das Jahr 2021 verdeutlicht. Im Arnsberger Stadtgebiet gibt es aktuell nur noch sechs landwirtschaftliche Betriebe mit Milchkühen; Rinderhalter vor Ort haben sich teils neu orientiert – oder von vornherein alternative Wege gesucht. Die Wagyu-Rinderzucht von Christoph Willeke und Katrin Schütz im Ortsteil Wennigloh oder das Geschwisterkalb-Projekt auf dem Tiggeshof in Ainkhausen sind nur einige Beispiele,über die wir in der Vergangenheit berichtet haben.

Drei Fragen an Wilhelm Kühn, Milchviehhalter aus Arnsberg-Uentrop

1 Tierfutter und Energie sind für Landwirte teurer geworden, sagen Fachleute; lässt sich das über den Milchpreis ausgleichen?

Derzeit nicht, denn die Preissteigerungen sind enorm hoch – und machen sich in vielen Bereichen bemerkbar. Beim Milchpreis deutet aber alles darauf hin, dass sich in nächster Zeit noch etwas bewegt.

2 Wie könnte sich der Milchpreis in den kommenden Monaten denn entwickeln?

Es ist davon auszugehen, dass der Milchpreis in den kommenden Monaten steigt. Im November 2021 lag er in Westfalen-Lippe im Durchschnitt bei 38,45 Cent pro Liter – bei einer Spanne von 33 bis 40,2 Cent. Fakt ist aber auch, unsere Vollkosten sind aktuell nicht gedeckt; dafür müsste sich der Preis für Milch aus meiner Sicht bei etwa 47 Cent pro Liter einpendeln.

Wilhelm Kühn
Wilhelm Kühn © WP | Privat

3 Milch als Rohstoff ist viel knapper als im vergangenen Jahr – gilt das auch für den HSK?

Im Hochsauerland liegen wir bei der Produktion etwa vier Prozent unter Vorjahresniveau – wie auch im Bundesdurchschnitt. Das erklärt sich vor allem witterungsbedingt. Neben langer Trockenheit 2020/21 war es im Mai des Vorjahres sehr feucht, was die Qualität des Ersten Schnitts negativ beeinflusst hat – und so futterbedingt für eine geringere Milchproduktion sorgte. Außerdem sind Anzahl der Betriebe und Anzahl der Milchkühe im Hochsauerland rückläufig.