Arnsberg/Sundern/Lüdenscheid. Logistikunternehmen in Arnsberg und Sundern sind vom „Supergau“ auf der A 45 direkt betroffen – und fordern pragmatische Lösungen.
Zeitverlust, Mehrkosten, gestresste Lkw-Fahrer – die Sperrung der Autobahn 45 wegen der maroden Rahmede-Talbrücke trifft auch Spediteure in Arnsberg und Sundern.
Lena Gössling (Geschäftsführung Spedition Gössling, Arnsberg), Christoph Dahlmann (Geschäftsführer Allgemeine Land- und Seespedition A.L.S. , Hüsten) und Volker Valerius (Geschäftsführer Valerius Logistik, Sundern) schildern Probleme und anstehenden Herausforderungen wie folgt:
Logistischer Mehraufwand
„Die Sauerlandlinie ist Richtung Frankfurt, Mannheim, Stuttgart, Schwarzwald eine Lebensader der Logistik von Nord/West in den Süden und auch anders herum“, fasst Lena Gössling zusammen. Für Arnsberger Spediteure bringe die Sperrung „einen enormen Zeitverlust“, da die örtlichen Umleitungen im Bereich Lüdenscheid oder großräumiger im Bereich AS Hagen-Süd und Meinerzhagen hoffnungslos überlastet sind.
So reagiert die heimische Politik
Der Arnsberger FDP-Bundestagsabgeordnete Carl-Julius
Cronenberg: „Die oberste Aufgabe ist es, den Brückenbau zu beschleunigen.“ Von sechs bis zehn Jahren müsse man die Bauzeit zwingend auf drei bis fünf Jahre reduzieren.
In einem Brief an die IHK Südwestfalen teilt der Arnsberger CDU-Bundestagsabgeordnete Friedrich Merz mit, dass die südwestfälischen CDU-Abgeordneten im Deutschen Bundestag alles tun werden, um im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu helfen.
Hinzu komme, dass Navigationssysteme nicht ortskundige Fahrer immer zur Sauerlandlinie zurück bringen oder auf Umgehungen, die wegen der Flutkatastrophe immer noch nicht befahren werden können, führen.
„Die Disponenten sind in dieser ohnehin schon ‘chaotischen Zeit’ nun noch mehr gefordert, alternative Routen zu planen und auf die Fahrer – welche durch die Stausituation zusätzlich gestresst sind – positiv einzuwirken. Zudem schaffen es die Fahrer wegen des erheblichen Zeitverlustes oft nicht, alle geplanten Kunden anzufahren, was wiederum zu Mehrkosten führt, da man Touren doppelt planen muss“, schildert Christoph Dahlmann weitere gravierende Probleme.
„Eine Verlagerung unserer Transporte auf die Bahn ist schlichtweg nicht möglich, da wir einen großen Teil im Umkreis von 150 km abwickeln“, berichtet Volker Valerius. Aufgrund der geografischen Lage in Sundern treffe die Sperrung sein Unternehmen nicht ganz so hart: „Richtung Süddeutschland fahren unsere Fahrzeuge generell an der Auffahrt Olpe auf die A 45 und sind somit von der Sperrung nicht betroffen. Bei Transporten aus dem Siegerland in das Ruhrgebiet fahren unsere Lkw dann die Umwege über Sundern, was dann leider auch zu mehr Zeitaufwand und Kosten führt...“
Höhere Kosten
Stichwort Kosten: „Aktuell tragen wir die Mehrkosten noch selbst“, sagt Volker Valerius. Der weitere Verlauf bleibe abzuwarten; Mehrkosten jetzt zu beziffern sei schwierig, weil diese von Auftrag zu Auftrag unterschiedlich sind.
Branchenkollege Christoph Dahlmann rechnet für doppelte Tourenplanung und häufige Touren mit Mehrkilometern – je nach Fahrzeugtyp – täglich mit Kosten zwischen 60 und 180 Euro. Zudem benötige man bei zeitlich abzurechnenden Touren deutlich mehr Zeit – was auch für Kunden zu Mehrkosten führe.
Kundenreaktionen
„Die Kunden haben zwar Verständnis für die Situation, können aber oft innerbetrieblich bedingt auch keine Sonderschichten einlegen, um die zu spät kommenden Lkw zu beladen“, führt der A.L.S.-Chef weiter aus. Dies wiederum bringe Auftragsverluste mit sich. „Wir versuchen hier, immer im Konsens mit unseren Kunden, eine allen Faktoren gerecht werdende Lösung zu finden. Dies erfordert von allen Beteiligten hohe Kooperationsbereitschaft und partnerschaftliches Arbeiten, was mit der hiesigen Kundschaft aber sehr gut funktioniert“, so Christoph Dahlmann.
„Unsere Kunden bedauern die Situation, aber es ändert aktuell nicht das Versandverhalten“, weiß Lena Gössling. Es gebe eher wenig Verständnis: „Waren können teils nicht mehr termingerecht angeliefert werden, das sorgt für Unmut.“
„Die Kunden haben Verständnis für die nicht immer einzuhaltenden Anliefertermine“, sagt Volker Valerius, „sie wären jedoch bei Mehrkosten nicht begeistert.“
Forderungen
„Schnelle Verbesserung der Umleitungsstrecken zur Entlastung der Region; die Brücke für Pkw wieder freigeben, so dass dieses Verkehrsaufkommen die Umleitungsstrecken entlastet; Verfahrensbeschleunigung beim Planungs- und Genehmigungsverfahren“ – Lena Gössling hat prompt eine ganze „Palette“ Forderungen parat.
Volker Valerius merkt kritisch an: „Jetzt, nachdem die Brücke gesperrt ist, wird es schwierig. Eine Brücke zu ersetzen, kostet Zeit. Mir stellt sich die Frage: Warum kommt so eine Sperrung so plötzlich?“
Die Brücken würden doch regelmäßig überprüft – warum komme es also gerade jetzt zum Supergau?“
„Das Planungsverfahren muss dringend beschleunigt werden, um einen extrem schnellen Brückenneubau zu gewährleisten; möglichst kurzfristig muss der Verkehr bis 3,5 Tonnen wieder die A 45 befahren können. Danach muss man die aktuellen Umleitungen optimieren und in enger Kommunikation mit der Wirtschaft Ideen einer zumindest teilweisen Entlastung aller Beteiligten überlegen“, so Christoph Dahlmann. Reaktionen der Politik im Infokasten (oben).