Arnsberg/Sundern. Im Gespräch mit der WP-Redaktion Arnsberg/Sundern diskutieren Experten, wie junge Menschen künftig für das Ehrenamt begeistert werden können.
Stagnierende oder sogar sinkende Mitgliederzahlen, Vorstände mit einem Altersdurchschnitt von 60 Jahren und immer weniger junge Menschen, die sich aktiv einbringen: Viele Vereine in Arnsberg und Sundern kämpfen bereits seit Jahren mit diesen Problemen.
In einem Expertengespräch zum Thema „Junges Engagement vor Ort“ am vergangenen Mittwochabend in den neuen Büroräumen dieser Redaktion in Neheim wollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aber nicht nur über die bekannten Herausforderungen sprechen, sondern auch Chancen und Lösungen entwickeln:
Für den 24 Jahre alten Sören Frohne ist klar, wie Vereine junge Menschen binden können: „Man braucht Vorbilder und man muss dranbleiben und sie immer wieder nerven“, sagt er. Für seinen Einsatz beim Handballverein TV Neheim zeichnete diese Redaktion den jungen Mann im Jahr 2019 mit dem Hauptpreis des Wettbewerbs „Junges Engagement“ aus. Er sei ein „echter Teamplayer mit Weitsicht“ hieß es damals über den Kandidaten. Es sagt: „Engagement ist sinnstiftend.“
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Sören Frohne wünscht sich mehr Pragmatismus von den Vereinsverantwortlichen und eine Abkehr von dem Ehrenamtlichen als „tragische Heldenfigur“, die viel Freizeit für den Verein opfert. Anreize bei der Nachwuchsgewinnung könnten seiner Meinung nach zum Beispiel Empfehlungsschreiben des jeweiligen Vereins sein, die junge Menschen später bei einer Bewerbung für ein Stipendium einreichen könnten. „Das ist handfeste Wertschätzung“, betont Sören Frohne.
Ehrenamt in Arnsberg/Sundern: Gesten statt Geld
Generell sei es wichtig, den jungen Menschen, die sich dann auch engagieren, mehr Wertschätzung zu vermitteln, da sind sich alle Experten an diesem Abend einig. Michael Kauke, Aktiver beim TuS Voßwinkel, fordert in dem Fall ein Umdenken: „Die Jugendlichen machen 90 Prozent der Aufgaben richtig gut, aber bei den restlichen 10 Prozent wird dann gemeckert.“
Denn im Regelfall heißt es im Ehrenamt: Gesten statt Geld: Für Laura Stein, Trainerin beim TuS Oeventrop, muss das aber nicht schlecht sein: „Das Lächeln der Kinder ist die schönste Bestätigung für das eigene Engagement.“
Vor etwa fünf Jahren triumphierte sie in dem Wettbewerb „Junges Engagement“ als Siegerin. Groß geworden ist sie selbst im Ehrenamt: Ihr Vater war selbst Trainer und ihre Mutter hat im Verein gespielt. Sie waren ihre Vorbilder. Doch wie finden junge Menschen heute den Weg in die Vereine?
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Häufig in den Schulen, meint Martina Gerdes, Leiterin der Jugendcaritas Arnsberg und Sundern. Ein guter Weg sei es, wenn Jugendliche andere Jugendliche anwerben und von dem Projekt begeistern würden. Ein Problem sei jedoch: „Das Interesse, die Welt zu verändern, ist da“, sagt sie, „aber nur wenige bleiben später als aktive Ehrenamtliche übrig“.
Ihr Vorschlag: Ein „offenes Engagement“, das sich nach dem Bedürfnissen der Jugendlichen orientiert und ohne Verpflichtungen. Neben Schule, Studium oder Familie sei die freie Zeit in der Regel begrenzt. Helfen können dabei projektbezogene Aufgaben, bei denen sich die Jugendlichen engagieren und später ohne ein schlechtes Gewissen auch wieder abmelden können.
Junges Engagement in Arnsberg/Sundern: Konflikte zwischen den Generationen
Und für Michael Kauke vom TuS Voßwinkel ist es wichtig, dass „wenn man dann eine engagierte Person hat, diese nicht mit 100 Aufgaben zu überfordern“. In dem Fall müsse man Jugendlichen mehr Freiräume anbieten und auch Fehler zugestehen.
Dass es dabei auch mal zu Konflikten zwischen den Generationen kommt, erläutert Chantal Debus, Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses der Stadt Arnsberg, an diesem Abend. „Da treffen zwei Welten aufeinander.“ Trotzdem gibt einem das Ehrenamt auch die Möglichkeit, „sich auch persönliche weiterzuentwickeln“. Als sie vor etwa sechs Jahren von einem Kollegen gefragt wurde, ob sie sich für die CDU hier vor Ort in Arnsberg engagieren wollte, „hatte ich von der Kommunalpolitik so viel Ahnung wie die Kuh vom Foxtrott“, sagt sie.
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Heute leitet sie den Jugendhilfeausschuss und entwickelte die Kampagne „Neustart Arnsberg“, die Vereine vor Ort unterstützen möchte, mit (wir berichteten). Auf der Internetseite www.neustart-arnsberg.de können sich die städtischen Institutionen künftig mit Informationen, Ansprechpartner und Verlinkung zur eigenen Homepage präsentieren.
An solche virtuellen Angebote müsse man anknüpfen, meint Lars Dünnebacke, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses der Stadt Sundern. „Man muss die Jugendlichen dort abholen, wo sie sich gerade befinden: auf den sozialen Plattformen.“, sagt er. Ihm vermittelt das Ehrenamt ein Gefühl, „das man ein bisschen die Welt rettet“.