Arnsberg. Schüler und Lehrkräfte an Arnsberger Schulen reagieren meist vorsichtig auf den seit Wochenbeginn geltenden weitgehenden Wegfall der Masken.

Endlich wieder lernen (fast) ganz ohne Maske? Bejubelt wird der seit Wochenbeginn geltende Verzicht auf den Mund-Nasenschutz am Sitzplatz im Unterricht eher nicht, wie unsere Anfrage bei einigen Arnsberger Schulen ergeben hat – die meisten Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte bleiben weiterhin vorsichtig.

„...unter Würdigung aller Umstände jetzt möglich“

Die Coronabetreuungsverordnung wird ab 2. November 2021 für Schülerinnen und Schüler keine Pflicht zum Tragen von Mund-Nase-Bedeckungen mehr vorsehen, solange diese in Klassen- oder Kursräumen auf festen Sitzplätzen sitzen, so das Land NRW. Und weiter: ...dies erscheine unter Würdigung aller Umstände zum jetzigen Zeitpunkt möglich. Ausführliche Info dazu online: https://www.schulministerium.nrw/28102021-verzicht-auf-die-maskenpflicht-am-sitzplatz-ab-dem-2-november-2021

„Ich komme gerade aus einer Vertretungsstunde bei einer achten Klasse“, berichtet Bertin Kotthoff am Mittwochmorgen, „alle Schülerinnen und Schüler haben im Unterricht eine Maske getragen.“ Freiwillig, wie der Schulleiter des Neheimer St. Ursula-Gymnasiums betont. Doch nicht nur in der „Untertertia“ wird die neue Verordnung eher verhalten beurteilt. „Die meisten sind eher vorsichtig – und tragen größtenteils auch am Sitzplatz weiterhin den Mund-Nasenschutz“, fasst der Rektor seine Eindrücke nach anderthalb Tagen „Maskenfall“ zusammen. Auch der überwiegende Teil der Lehrkräfte am SUG hält an der Maske fest. „In bestimmten Situationen allerdings ist es – unter Beachtung des Mindestabstands – auch eine Erleichterung, diese auch einmal abzusetzen“, so Bertin Kotthoff, „zum Beispiel im Sprachunterricht.“

Maske vielfach längst Gewohnheit

Viele SUG’ler hätten sich längst daran gewöhnt, dem Unterricht „maskiert“ zu folgen; und: „Jetzt, im Herbst, höre ich auch häufig, der Mund-Nasenschutz sei erträglicher als im – oft sehr warmen – Sommer“, so der Schulleiter. Vielleicht hätte man angesichts steigender Infektionszahlen lieber noch abwarten sollten, meint Kotthoff auf die Frage zum „Timing“ der Regelung...

„Die Maske hat sich bewährt“, stellt Katharina Zimmermann kurz und knackig fest. Das sei der Hauptgrund, warum mindestens 80 Prozent ihrer Schülerinnen und Schüler weiterhin ganz bewusst auch am Platz einen Mund-Nasenschutz tragen, so die stellvertretende Leiterin der Grimmeschule weiter. „Unsere Schülerschaft zeigt schon seit Beginn der Pandemie hohes Verantwortungsbewusstsein und beweist große Solidarität, lobt die Konrektorin an Arnsbergs einziger Hauptschule ihre Schützlinge. Der Großteil der Lehrenden halte ebenfalls grundsätzlich am Tragen einer Maske im Unterricht fest, hat sich Zimmermann im Kollegenkreis umgehört. Es gebe allerdings Situationen, zum Beispiel beim Vermitteln von Sprachen , in denen – auf Abstand – auch mal eine Zeit lang auf das Maskentragen verzichtet wird.

Über die tiefgreifende Lockerung der Maskenpflicht wurde an der Ruth-Cohn-Schule schon im Vorfeld umfassend informiert – unter anderem in einem Elternbrief. „Ohnehin funktioniert Masken tragen und Abstand halten bei uns sehr gut“, erklärt Claudia Brozio auf Nachfrage. Ihre Schülerinnen und Schüler seien sehr diszipliniert, die Vorgaben würden Schritt für Schritt gelockert. „Obwohl rund ein Viertel von ihnen schon geimpft ist, sind sie alle weiterhin sehr vorsichtig“, so die Leiterin der Neheimer Förderschule in Trägerschaft des HSK weiter. Das gelte auch für das Lehrpersonal, obwohl zu 100 Prozent geimpft. Lob hält Claudia Brozio auch für den Hochsauerlandkreis bereit: „Unser Schulträger hat uns sehr gut ausgestattet, außerdem haben wir viel Platz und kleine Klassen.“ All das erleichtere einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Virus.

Maske schützt vor allem Grundschüler

Und was machen die Jüngsten? Die Freude, nicht mehr stundenlang mit Maske lernen zu müssen, sei groß, hat Marion Beine festgestellt. „Trotzdem gibt es in jeder unserer zwölf Klassen Kinder, die weiterhin am Platz Mund-Nasenschutz tragen“, so die Leiterin der Johannesschule in Arnsberg weiter. Die Lehrkräfte seien sehr aufmerksam beim Umgang mit den Lockerungen. „Ich trage im Unterricht weiterhin eine Maske, denn ich bewege mich dabei viel und kann dann nicht immer strikt auf den Mindestabstand achten“, sagt Marion Beine. Einige Kollegen wiederum achteten penibel auf die 1,50 Meter, um zumindest teilweise auf den Mundschutz verzichten zu können. „Mundbewegungen im Unterricht sind schon sehr wichtig“, meint die Grundschulleiterin zu dieser Herangehensweise. Ganz auf Maskenpflicht verzichten könne sie mit gutem Gewissen erst, wenn Corona endgültig überwunden ist: „Unsere Kinder sind alle noch nicht geimpft“, so Beine, „Maske tragen heißt, sie bestmöglich zu schützen!“

Nachgefragt in Sundern

Am Städtischen Gymnasium Sundern ist die Lage derzeit entspannt: „Wir haben gerade keinen einzigen Corona-Fall, darum ist es ruhig“, sagt Schulleiter Martin Barthel. Am zweiten Tag nach dem Wegfall der Masken hat er festgestellt, dass ein Großteil der Schüler die Maske aufbehält.

„Das ist auch bei rund der Hälfte des Lehrpersonals der Fall“, so Barthel. Das zeige, dass man im Klassenraum sehr vorsichtig agiere. „Wir wollen mal sehen, was passiert. Ich glaube aber, dass wir bei engmaschigen Tests positive Fälle schnell finden.“