Neheim. Neue Probleme beim Wohnprojekt im Alten Amtsgericht Neheim: Entwickler „Tecto Rent GmbH“ hat sich offenbar zurückgezogen.

Ob und wann Mieter in das „Alte Amtsgericht“ am Rande der Neheimer Fußgängerzone einziehen können, ist derzeit völlig offen.

Nach Recherchen dieser Zeitung ist der Projektentwickler „Tecto Rent GmbH“, der das Bauvorhaben jahrelang – überschattet von immer neuen Verzögerungen (wir berichteten) – begleitet hat, offenbar in Schieflage geraten und hat die Notbremse gezogen. Auf Anfrage nach dem Stand der Dinge hieß es zur Wochenmitte aus dem Tecto Rent-Firmensitz in Viersen, man sei nicht länger für besagtes Gebäude in Neheim zuständig. Die zu kontaktierenden Ansprechpartner stehen offenbar nicht mehr zur Verfügung.

Altes Amtsgericht und neues Hotel-Projekt

Das Alte Amtsgericht Neheim wurde in den Jahren 1894/1895 erbaut und steht heute unter Denkmalschutz. Das Gebäude wurde einst als königlich-preußisches Amtsgericht konzipiert. Im hinteren Teil des rechten Flügels war früher ein Gefängnistrakt untergebracht.

Hotel für 50 Millionen Euro auf Rügen geplant“ – diese Schlagzeile eines Informationsportals für Hoteliers und Gastronomen stammt aus Mai 2021: Ein 4-Sterne-Superior-Hotel mit 120 Apartments, 60 weiteren Zimmern, Wellness- und Badeeinrichtungen, Außengastronomie und Sporteinrichtungen sowie Personalwohnungen und Parkplätzen soll errichtet werden – Projektentwickler ist die Firma Tecto Rent !?

Der bisherige Tecto Rent-Geschäftsführer und Investor Heinz-Gerd Schlootz sei inzwischen in den Ruhestand gegangen, teilte eine Dame am Telefon kurzangebunden mit. Und der langjährige Projektleiter Werner Horst habe das Unternehmen verlassen. Horst hatte noch im Herbst vergangenen Jahres bei einem Gespräch in den Räumen des „Alten Amtsgerichts“ versichert, die Fertig­stellung erfolge noch in 2020. „Wir geben Mietinteressenten eine Einzugsgarantie für den 1. Januar 2021, so der u.a. für Vermarktung zuständige Tecto Rent-Mitarbeiter damals.

Wie geht es nun weiter? Angeblich haben die Käufer der elf geplanten, exklusiven Eigentumswohnungen im denkmalgeschützten Neheimer Gebäude angekündigt, dass Projekt in Eigenregie zum Ziel zu bringen. Näheres als diese Info war aus der Tecto Rent-Zentrale am Niederrhein nicht in Erfahrung zu bringen – die Namen der beiden Käufer bleiben ungenannt.

Nach früheren Informationen dieser Zeitung handelt es sich um ein mit (Ex-) Tecto Rent-Geschäftsführer Schlootz befreundetes Geschwisterpaar aus dem Rheinland, das alle elf Wohnungen erworben hat – als Kapitalanlage und mit der Absicht, diese zu vermieten.

In einer Erdgeschosswohnung im neuen Anbau des Alten Amtsgerichts in Neheim sind derzeit zahlreiche Rollen mit Dämmstoff eingelagert.
In einer Erdgeschosswohnung im neuen Anbau des Alten Amtsgerichts in Neheim sind derzeit zahlreiche Rollen mit Dämmstoff eingelagert. © WP | Torsten Koch

Rückblick: Im Juni 2016 wird die Immobilie von der Stadt Arnsberg an „Tecto Rent“ veräußert. Investor Heinz-Gerd Schlootz will das Gebäude in einen ansprechenden Wohnkomplex umwandeln.

Auf knapp 1400 Quadratmetern Fläche entstehen elf Wohnungen. Diese kauft im Jahr darauf besagtes Geschwisterpaar. Die Fertig­stellung verzögert sich mehrfach, aus Ende 2018 wird Ende 2019 – dann Ende 2020.

Für die Kapitalanleger sei das kein Problem, betonte Werner Horst seinerzeit, potenzielle Mieter habe man allerdings das ein oder andere Mal vertrösten müssen...

Déjà-vu in Oberhausen

Mietinteressenten können sich – nach jetzigem Stand der Dinge – glücklich schätzen, dass die – immer wieder vollmundig angekündigte – „gezielte Vermarktung“ der Wohnungen nie gestartet wurde; anders als im „Lyzeum“ in Oberhausen. Dabei handelt es sich um ein ähnliches Tecto Rent-Projekt für luxuriöses Wohnen. Auch die Probleme dort sind denen in Neheim sehr ähnlich; seit Jahren geht der Bau schleppend voran. Wie die WAZ zuletzt Ende 2020 berichtete, sitzen einige Mieter/Käufer der – insgesamt 23 dort geplanten – Wohnungen schon seit Langem quasi auf gepackten Koffern. Anders als in Neheim, wurde in Oberhausen nämlich bereits eifrig vermarktet...

Eine Nachfrage im Ruhrgebiet ergab, dass auch dort geplant ist, dass Projekt in Eigenregie auf die Zielgerade zubringen. Einige Besitzer der „halb fertigen“ Wohnungen haben für Samstag die Presse eingeladen.

Auf der Neheimer Baustelle arbeitet derzeit niemand – und das könnte wohl länger so bleiben...