Herdringen. Dreharbeiten für Film über Kaiserin Sisi in Herdringen finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Privater Ordnungsdienst an Absperrungen
Konzentriertes Treiben rund um das Jagdschloss Herdringen. Im Innenhof - abgeschirmt von Mauern und Zäunen - hat sich das Filmteam aufgebaut. Zelte, Lkw mit Technik und jede Menge Bullis und Lieferwagen. Es ist Drehzeit: Für den Kinofilm „Sisi und ich“ haben bei zauberhafter Herbstsonne die Filmaufnahmen rund um das Schloss begonnen. Die Öffentlichkeit ist weitestgehend ausgeschlossen. Einige Zaungäste verirren sich aber doch.
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Privater Ordnungsdienst
Ein paar Blicke sind aber schließlich zu erhaschen. Auch wenn ein privat angeheuerter Ordnungsdienst streng darauf achtet, dass Passanten die Dreharbeiten nicht stören. „Ist die Straße frei?“, fragt eine Stimme aus dem Funkgerät. „Ist frei, habe gerade zwei Leute rausgenommen!“, antwortet der Mann an der Straßensperre. Kompromisslos, aber durchweg freundlich bitten er und seine Kollegen darum, dass man aus dem Kamera-Blickfeld verschwindet und den Bereich auch als Beobachter verlässt.
Auch dieser Film ist von Frauke Finsterwalder>>>
„Sisi“ auf dem fahrenden Schaukelpferd
Und dann geht alles schnell: Zwei Bullis vorweg und ein Tieflader als mobiles Studio hinterher. Auf einer Pferdeattrappe schaukelt die Kaiserin Sisi hin und her und „reitet“ elegant gekleidet im historischen Reiterkostüm mit feinem Zylinder die Straße vom Jagdschloss hinab in Richtung Röhrtal. Die mitfahrende Kamera stets auf die Hauptdarstellerin gerichtet. Drehs mit echten Pferden haben ebenfalls auf den Schlosswiesen stattgefunden, wobei es nach Auskunft von Beobachtern bedauerlicherweise auch einen Reitunfall gegeben haben soll.
Sperrungen rund um das Jagdschloss
Für einen Zeitraum von drei Tagen ist die Straße „Zum Herdringer Schloss“ voll gesperrt. Konkret bis Mittwoch, 22 Uhr, ist dort keine Durchfahrt möglich. Eine Umleitung wird beschildert. Jeweils zeitweilig voll gesperrt wird die Straße „Habbeler Weg“ für Intervallaufnahmen von jeweils 3 bis 5 Minuten. Die temporären Vollsperrungen waren gestern und auch am Freitag, 22. Oktober, zwischen 10 und 20 Uhr geplant. Für die kurzen Zeiträume wird keine Umleitung angeboten.Für den Verkehr temporär gesperrt werden musste am Montag auch ein Wirtschaftsweg ab „Gut Stiepel“ entlang einer Strecke am „Bieberbach“. Für die kurzzeitigen Intervalle zwischen drei und fünf Minuten im Zeitraum zwischen 8 und 20 Uhr wird auch hier keine Nutzung möglich sein.
„Neuen Mythos schaffen“
Worum geht es? Der Film „Sisi und Ich“ will das Leben der Kaiserin Sisi in einem neuen Licht darstellen. „Ich habe das Gefühl, dass man Sisi weder im Leben noch in Filmen je gestattet hat, das auszuleben, was sie war: wortwitzig, schlagfertig, manisch, immer auf der Suche, immer in Bewegung, unberechenbar und in fast allem ihrer Zeit hoffnungslos voraus“, sagt Regisseurin Frauke Finsterwalder. Als „Sissi“ sei sie während der Nachkriegs-Zeit zunächst zur Kitsch-Ikone geworden, als „Kaiserin Elisabeth“ habe man sie zum Sinnbild der gequälten, depressiven, in das Korsett der höfischen Zwänge gepressten, traurigen Prinzessin – zur Lady Diana des 19. Jahrhunderts stilisiert. „Es geht mir nicht darum, diese Mythen zu zerstören, sondern das zu tun, was Filme immer tun sollten: einen neuen Mythos schaffen“, so die Regisseurin, „Sisi war im besten Sinne eine Überforderung für sich selbst und andere“.
Starke Besetzung
Die mit zahlreichen nationalen und internationalen Auszeichnungen prämierte Sandra Hüller (u.a. International Actress Award, Deutscher Filmpreis, Bayerischer Filmpreis, Schauspielerin des Jahres) übernimmt die Rolle der Hofdame Irma, aus deren Perspektive der Film erzählt wird. Kaiserin Sisi wird von der mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichneten Susanne Wolff gespielt (bekannt aus Styx).
Schleichwege abgesperrt
Zu sehen bekommt man die Schauspielerinnen kaum. Nach den Außendrehs verschwinden sie schnell in Transportern hinter dunklen Scheiben - im Optimalfall noch mit einem höflichen Winken. Das Filmteam verweist auf Vorsichtsmaßnahmen rund um Corona, um zu erklären, warum auch Presseberichterstattung vom Dreh nicht gewünscht sei. Im Vorfeld war aber schon mitgeteilt worden, dass man sich nur wenig Öffentlichkeit wünsche, um keine Schaulustigen anzuziehen, die die Dreharbeiten stören könnten. Klar, dass aufgepasst werden muss, dass im Hintergrund einer historischen Szene nicht am Handy spielende Passanten aus der Gegenwart zu sehen sein dürfen. Entsprechend konsequent abgesperrt sind alle Zugänge und sogar kleinste Schleichwege rund um das Schloss.
Wenig Transparenz
Unbeantwortet bei der Pressereferentin des Filmprojekts bleibt auch die Frage, warum man sich ausgerechnet das Schloss Herdringen für den Dreh ausgeguckt habe. Ausführliche Informationen zu den Drehorten, so die Antwort, werde es erst im Vorfeld des für das dritte Quartal 2022 anvisierten Kinostarts geben. Bekanntgeworden war allerdings schon, dass in Herdringen Szenen einer England-Reise der Kaiserin nachgestellt werden sollen. Der „englische Park“ vor der Schlosskulisse erinnert an englische Schlösser.
In den 60er Jahren war das Schloss Herdringen bereits Drehort für die zwei Edgar-Wallace-Filme „Der schwarze Abt“ und „Der Fälscher von London“. 2008 wurde das Schloss für Filmaufnahmen der ZDF-Serie „Krupp – Eine deutsche Familie“ genutzt.