Arnsberg. Vor Bundestagswahl fühlte das Digitale Forum Arnsberg den Kandidaten auf den Zahn. Fazit: Thema ist Konsens, die Flughöhen aber unterschiedlich.
Sie sind die Experten für digitale Entwicklung. Und sie wollen wissen, was sie von der Politik nach den Bundestagswahlen erwarten können, damit das Sauerland und die ganze Republik auf dem Weg in die Welt 5.0 nicht abgehängt werden. Die Mitglieder des Digitalen Forums Arnsberg befragten alle Bundestagsdirektkandidaten nach ihren Digitalisierungsstrategien, präsentieren die Antworten online und in einem Print-Flyer und leiten daraus auch Forderungen ab. „Eine Modellregion Sauerland würde uns einen großen Schritt nach vorne bringen“, sagt Fred Schröder (Firma Gornicus) vom Digitalen Forum.
Hier finden Sie die Antworten aller Kandidaten zur Digitalisierung im HSK>>>
Sieben der neuen Direktkandidaten im HSK haben auf die Anfrage der heimischen Digital-Experten - nur die Basis und die AfD gaben keine schriftlichen Antworten ab. „Alle wollen bessere Infrastruktur“, zieht Thomas Klauke (Telcas) ein Fazit, „es fällt aber auf, dass die Flughöhe bei den Antworten sehr unterschiedlich ist“. Soll heißen: Nicht alle Parteien und Kandidaten gehen mit unterschiedlichem Tiefgang auf das Thema Digitalisierung ein.
Digitale Forum sieht Handlungsdruck
Dabei sieht das Digitale Forum Arnsberg insbesondere im Sauerland Handlungsdruck. Im HSK träfen Extreme aufeinander -einerseits super innovative Unternehmen und dann ein Gefälle zu fehlender digitaler Infrastruktur. „In den Köpfen ist man vorangekommen“, so Sebastian Diehl (Spark und Sparkling), „vieles wurde angefangen, aber nicht konsequent zu Ende gedacht“. Digitalisierung sei aber ein dauerhaftes Thema. „Da müssen wir Prozesse viel dynamischer als bisher denken“, so Guido Sauerland (Nexoma). In einer starken Industrieregion müsse man sich Veränderungen stellen. Dafür brauche es aufgrund der Dynamik eine neue Entscheidungs- und Fehlerkultur.
Die Rückmeldung der Kandidaten habe aber gezeigt, dass es einen „Konsens gibt, dass das Thema eine große Rolle spielt“. In den Detailfragen aber würde sich das Digitale Forum mehr Durchschlagskraft wüschen. Beispiel: Digitalisierung in Lehre und Bildung. „Was da von den Politikern kam, war etwas dünn“, sagt Sabine Dohle (KoKo), „das war zaghaft“. Und hier schlägt das Forum auch gleich einen Bogen zu den Bemühungen der Stadt Arnsberg, ein Hochschulstandort für Nachhaltigkeit. „Wir wünschen uns, dass das Thema Digitalisierung ein Stück weit in die Planungen einer solchen Hochschule einfließen könnte“, so Fred Schröder.
Smart City ist guter Anfang
Man sehe zwar, dass sich Arnsberg im Rahmen eines aus Bundesmitteln geförderten Projekts „Smart City“ auf den Weg gemacht habe, doch auch hier müssten noch viel mehr Ideen von Außen in den Prozess hineingetragen werden. Die Digitalisierung müsse als absolutes Querschnittsthema verstanden werden. „Es geht nicht allein um die Technik, sondern auch wie wir mit ihr umgehen“, so Thomas Klauke. Alle sind sich einig, dass „ein Ministerium für Digitales“ längst überfällig ist.
Dass sich das Digitale Forum Arnsberg aktiv in die politischen Debatten und auch die Förderung politischer Meinungsbildung einbringt, ist nicht neu. Schon 2015 hatte das Forum zur Bürgermeisterwahl eine Wahlarena mit den damaligen Kandidaten Peter Erb und Ralf Bittner organisiert und diese auch digital ausgespielt. Im Digitalen Forum sind rund 20 Betriebe mit mehr als 500 Mitarbeitern organisiert - vom Start up bis zum etablierten Wachstumsunternehmen.
Die Politiker machten teilweise das Angebot, mit dem Digitalen Forum Arnsberg, im Dialog zu bleiben, um von der Expertise vor allem für die digitale Entwicklung des Sauerlandes zu profitieren. „Das werden wir beim Wort nehmen“, sagt Fred Schröder.