Arnsberg. Seeb Levermann, Mitgründer der Metal-Band „Orden Ogan“, über langhaarige Männer mit Totenkopf-Shirts und Telefonate mit dem Ordnungsamt Arnsberg.
Dass Sebastian Levermann mal die Adresse seines Tonstudios „im Raum Arnsberg“ nicht preisgeben würde, weil er sonst lange Schlangen von Fans aus aller Welt erwarte, hätte der gebürtige Bruchhausener wohl nie gedacht.
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Doch seit Gründung der Heavy-Metal-Band „Orden Ogan“ vor mehr als 20 Jahren im Keller des Elternhauses ist viel passiert: Mittlerweile spielen sie weltweit Konzerte und landeten mit ihrem Album „Final Days“ auf dem dritten Platz der deutschen Albumcharts. Warum die Heimat aber immer einen Platz in seinem Herzen haben wird, erklärt er im Interview:
„Orden Ogan“ bedeutet übersetzt „Orden der Angst“. Wie passt das ins beschauliche Sauerland?
Sebastian Levermann: Den Bandnamen hatten wir schon, als wir noch 15 Jahre alt waren, uns im Keller der Eltern getroffen haben und unsere Instrumente noch nicht spielen konnten. Unseren ersten Auftritt hatten wir dann 1998 im „Pro-Biers“, was aber auch schon längst geschlossen ist. Danach haben wir mehrere Jahre lang in Oeventrop das Festival „WinterNachtsTraum“ veranstaltet, wo wir mit mehreren Metal-Bands gespielt haben. Teilweise hatten wir mehr als 1000 Besucher am Tag. Am Anfang wollte uns niemand eine Schützenhalle vermieten, die Oeventroper waren die Einzigen. Nachdem die Veranstaltung dann mehrere Jahre gelaufen ist, habe ich Anrufe von den Oeventropern und vom Ordnungsamt bekommen, die uns gefragt haben, wie wir es eigentlich geschafft haben, dass wir die friedlichste Veranstaltung im Raum Arnsberg seien. Bei uns gab es nie Probleme mit Anwohnern, die sich über Lärmbelästigung beklagt haben. Obwohl wir aus der Heavy-Metal-Szene alle lange Haar haben und T-Shirts mit Totenköpfen tragen, sind wir die friedlichsten Menschen, die man sich vorstellen kann.
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Nervt es Dich dann, wenn man Heavy-Metal als „Krachmusik“ bezeichnet?
Ich habe das Gefühl, dass Leute das gar nicht so oft sagen. Die Menschen – auch die Älteren – die sich unsere Musik anhören, erwarten immer Geschrei, sind dann aber von unserem melodischen Klang überrascht. Wenn wir Death-Metal machen würden, würde das wahrscheinlich anders aussehen.
Statt in Oeventrop spielt ihr mittlerweile auf dem Wacken-Open-Air, eines der größten Heavy-Metal-Festivals Europas. Seid ihr dem Sauerland entwachsen?
Wir sind sogar weltweit unterwegs. Wir haben schon Konzerte in Japan, den USA und in vielen europäischen Ländern auf den größten Heavy-Metal-Festivals, die es gibt, gespielt. Wir sind zum Beispiel auch auf dem „70.000 Tons of Metal“-Festival aufgetreten, das jährlich auf einem Kreuzfahrtschiff stattfindet. Das ist schon verrückt. Aber je mehr ich in der Welt unterwegs bin, desto mehr merke ich, wie schön es im Sauerland ist. Ich bin mit vollem Herzen Sauerländer, mich bekommt man hier nicht weg. Mit der Band sind wir auch immer bemüht, Special-Events hier vor Ort zu veranstalten, zum Beispiel den „Pirate Cruise“ auf einem Schiff auf dem Möhnesee. Und zum Thema Heimatverbundenheit gibt es noch eine besondere Anekdote: Bevor unser offizielles Intro läuft, spielen wir immer den Song „Sauerland“.
Orden Ogan: Dieser Song hat es nicht auf das Album „Final Days“ geschafft
Durch Corona sind viele Festivals im vergangenen und in diesem Jahr ausgefallen. Wie hast Du das erlebt?
Aus der Künstlerperspektive war es natürlich schlecht. Wir mussten viele Veranstaltungen absagen. Hätte ich nur die Band „Orden Ogan“, dann hätte es für mich wirtschaftlich echt schlecht ausgesehen. Ich hatte mir aber schon vorher ein zweites Standbein als Musikproduzent aufgebaut und arbeite mit anderen Bands aus der ganzen Welt zusammen. Deswegen war es kein Problem. Ich vermute aber, dass die Bandlandschaft nach Corona eine andere sein wird.
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Mitte März habt ihr euer neues Album „Final Days“ veröffentlicht und seid auf dem dritten Platz der deutschen Albumcharts gelandet. Wie hat die Corona-Zeit eure Arbeit beeinflusst?
Das Album war schon fertig, bevor es mit der Corona-Pandemie erst so richtig losging. „Final Days“ behandelt auf unterschiedliche Art und Weise, wie die Menschheit ihr Ende findet. Wir hatten einen Song produziert, in dem es um einen Killervirus geht, den wir dann zunächst nicht veröffentlicht haben. Das war vielleicht nicht die beste Zeit dafür (lacht). Der kommt aber demnächst noch.
Band spielt am 17. September Konzert in Elspe
Sebastian „Seeb“ Levermann, Mitgründer und Sänger der Band „Orden Ogan“, ist 1981 im Arnsberger Ortsteil Bruchhausen geboren und dort aufgewachsen. „Ich habe fast mein ganzes Leben hier verbracht“, sagt der Sauerländer.
Als zweites Standbein ist Sebastian Levermann Musikproduzent. Im „Raum Arnsberg“ hat er ein Tonstudio eröffnet, wo er mit Musikern aus der ganzen Welt arbeitet. Die Adresse möchte er nicht veröffentlichen. Mehr Informationen gibt es auf der eigenen Internetseite unter:
greenman-studios.de.
Die Band spielt am 17. September ein Konzert auf dem „Indian Summer“-Festival in Elspe. „Mit Orden Ogan kommt eine Wunsch-Band zu uns, die Showtechnisch sicherlich nochmals sehr viel zu bieten hat“, sagt Mitveranstalter Philipp Aßhoff. Der Auftritt sei die erste deutsche Live-Performance von „Orden Ogan“ seit zwei Jahren. Das neue Line-Up mit den Neuzugängen Steven Wussow (Bass) und Patrick Sperling (Gitarre) wird vorgestellt.
Tickets können im Internet unter www.elspe.de bestellt werden
Welche Themen greift ihr mit eurer Musik noch auf?
Grundsätzlich ist es so, dass wir unsere Alben immer in ein bestimmtes Setting packen. Bei „Final Days“ ist es die dystopische Zukunftsvision. Es geht häufig um zwischenmenschliche philosophische Überlegungen. Metal-Fans setzen sich oft mit den Texten auseinander. Das führt dann auch zu Momenten, dass ich nachts auf der Straße in Tokio von einem Fan angesprochen werde und ich merke, wie viel die Musik den Menschen bedeutet. Die japanischen Fans hören auch viel aufmerksamer zu als zum Beispiel die Fans aus den USA. Die feiern eher ab.