Wacken/Arnsberg. . Am Donnerstag startet das Wacken Open Air. Der Arnsberger Sebastian Levermann kennt das weltgrößte Heavy-Metal-Festival aus dem Eff-Eff.

Richtung Norden und dann immer geradeaus. Tausende Fahrzeuge rollen in diesen Tagen mit dem Schriftzug W:O:A auf der Heckscheibe in die Zweitausend-Seelen-Gemeinde Wacken im schleswig-holsteinischen Kreis Steinburg. Am Donnerstag wird das größte Heavy-Metal-Festival der Welt – das Wacken Open Air (W:O:A) – eröffnet. Der Arnsberger Sebastian „Seeb“ Levermann ist ein alter Wacken-Hase – als Fan und als Mitwirkender auf der Bühne. Der 37 Jahre alte Musikproduzent ist Sänger von Orden Ogan – nach Expertenmeinung die erfolgreichste Heavy-Metal-Band im Sauerland. Eine Formation, die auch bundesweit. für Schlagzeilen sorgt: Das Album „Gunmen“ schaffte es 2017 auf Platz 8 der deutschen Charts.

Was würden Sie einem Wacken-Neuling raten, mit auf die Reise in den hohen Norden mitzunehmen?

Sebastian Levermann: Ein Anti-Mücken-Mittel, Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor und eine Regenjacke.

Seit 1990 findet das Wacken Open Air am ersten Augustwochenende statt. Wann sind Sie eingestiegen?

1998 war ich zum ersten Mal als Fan auf dem Wacken. Ich habe anschließend immer versucht, die einzigen freien Tage im Jahr für Wacken frei zu halten. Damals war das Festival zwar noch lange nicht so groß wie heute, aber bereits eine eindrucksvolle Veranstaltung für die ganze Heavy-Metal-Familie. In meinen ersten Wacken-Jahren habe ich schon in Richtung Bühne gezeigt und gesagt: „Irgendwann stehe ich auch da oben.“

Das hat geklappt. 2010 und 2016 standen Sie „da oben“. In diesem Jahr ist Orden Ogan nicht dabei. Warum?

Weil wir zeitgleich auf dem Heavy-Metal-Festival im tschechischen Ostrava spielen.

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Werden Sie in Osteuropa wehmütig nach Wacken blicken?

Nein. Es gehört als Profi-Musiker dazu, jedes Wochenende woanders aufzutreten. Als Gast wäre ich schon gerne dort gewesen, aber wir können in den kommenden Jahren hoffentlich noch oft genug nach Wacken.

Was ist das Besondere am Wacken Open Air, dass mehr als 75.000 Menschen von Donnerstag bis Sonntag unbedingt dabei sein wollen?

Wacken hat einen ganz besonderen Geist. Nicht umsonst heißt das Festivalgelände bei den Fans „der heilige Acker“. Man ist zusammen mit anderen Anhängern derselben Musikrichtung, erlebt eine absolut friedfertige Atmosphäre, auch wenn das Bier in Strömen fließt. Das eigentliche Festivalgelände geht mit dem Zeltplatz - auf dem das Campen zelebriert wird - quasi eine Symbiose ein: Es gibt Heavy Metal rund um die Uhr. Man setzt oder stellt sich zu wildfremden Menschen und fühlt sich sofort wie unter Freunden.

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Kritiker bemängeln, dass Wacken vor 20 Jahren den Charakter einer Familienfeier hatte und heute zu einem hochkommerzialisierten Volksfest mutiert ist. Was sagen Sie dazu?

Es ist richtig, dass eingefleischte Metal-Fans den Wacken-Tourismus kritisieren. Es seien zu viele Menschen dort, die nicht aus der Szene kommen und nur wegen des Event-Charakters im hohen Norden seien. Ich finde, das ist eine zu elitäre Sichtweise. Natürlich ist Wacken sehr, sehr groß geworden und hat die Kapazitätsgrenze erreicht - was im übrigen nicht den Veranstaltern vorzuwerfen ist. Aber was ist daran schlecht, wenn die Fangemeinde des Heavy Metal wächst?

Orden Ogan in Aktion. Die vierköpfige Band aus Arnsberg schaffte es 2017 mit „Gunmen“ auf Platz 8 der deutschen Album-Charts.
Orden Ogan in Aktion. Die vierköpfige Band aus Arnsberg schaffte es 2017 mit „Gunmen“ auf Platz 8 der deutschen Album-Charts. © Michael Jagla

Und doch: Roberto Blanco, Heino und Otto Waalkes sind schon in Wacken aufgetreten. Ist das nicht ein bisschen viel Mainstream?

Das kann doch jeder finden, wie er will. Wenn mir eine Band nicht gefällt, gehe ich eben woanders hin. Otto fand ich im vergangenen Jahr super. Er hat das Gelände richtig gerockt.

Heavy Metal, so liest man bisweilen, kommt aus Düster-Gegenden. Sie leben im Sauerland und schreiben dort ihre schnellen Gitarren-Stücke. Ist das Sauerland eine Düster-Gegend?

Das ist natürlich Quatsch. Das Sauerland ist mit der schönste Fleck Erde, den ich kenne. Es gibt so viele Vorurteile über Heavy Metal.

Ihnen wurde in jüngeren Jahren bestimmt ab und an vorgeworfen, nur „Krach“ zu machen. Wie ist Ihre Umgebung im Sauerland damit umgegangen, dass sie sich dem Heavy Metal verschrieben haben?

Natürlich haben einige am Anfang die Nase gerümpft. Aber die Menschen sind offener, Heavy Metal ist dadurch salonfähiger geworden. Auch durch und dank Wacken.

Noch ein Wort zu Ihrem Bandnamen. Stimmt es, dass Sie sich, bevor Sie sich Orden Ogan getauft haben, „Tanzende Aingewaide“ genannt haben?

Nein. Ich muss gestehen: Ich habe irgendwann einmal einen Journalisten mit dieser Information veralbert. Aber seitdem schwirrt dieser Name im Internet herum. Wir sind und bleiben Orden Ogan - frei übersetzt der „Orden der Angst“.

Bitte um eine ernsthafte Antwort: Wie haben Sie es in Wacken lieber: staubig (weil trocken) oder matschig (weil nass)?

Eindeutig staubig. Ich habe auf dem Wacken schon knietief im Schlamm gestanden. Das ist nicht wirklich lustig. Aber es ist Wacken: Rain or Shine.