Arnsberg/Sundern/HSK. Andreas Caspari „Im Gespräch“ über Starkregen und seinen Job als HSK-Fachdienstleiter Wasserwirtschaft.

Hilfe für Flutopfer kommt auch von der Kreisverwaltung. Dort möchte man Überschwemmungen dokumentieren und die so gewonnenen Daten für künftige Schutzmaßnahmen wie Renaturierungen von Fließgewässern nutzen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachdienstes Wasserwirtschaft wollen Ende August/Anfang September betroffene Menschen und Firmen vor Ort – auch in Arnsberg und Sundern – aufsuchen und befragen. Wir haben den Leiter des Fachdienstes, Andreas Caspari, in unserem Mittwochsinterview befragt: Zur aktuellen Überflutung und über „seine“ Behörde.

Was macht der Fachdienst Wasserwirtschaft des Hochsauerlandkreises, wenn keine akuten Starkregenereignisse zu „verarbeiten“ sind?

Andreas Caspari: Die Aufgaben einer Wasserbehörde sind vielfältig. Einerseits handelt sie begünstigend, indem sie beantragte Gewässerbenutzungen (z.B. Einleitung von Niederschlagswasser, Wasserentnahmen aus Grundwasser und Oberflächengewässern, Geothermievorhaben, Gewässerrenaturierungsverfahren) durch Erteilung wasserrechtlicher Erlaubnisse und Genehmigungen zulässt. Andererseits ist sie als Ordnungsbehörde im Rahmen der Gewässeraufsicht tätig. Dazu gehört das Überwachen bestehender Gewässerbenutzungen, des Umgangs mit wassergefährdenden Stoffen wie auch das Einschreiten bei gewässerrelevanten, nicht gestattungsfähigen Handlungen. Sie beurteilt darüber hinaus präventiv ordnend als Träger öffentlicher Belange aus wasserwirtschaftlicher Sicht Vorhaben anderer Dienststellen und Behörden (z.B. Bauanträge).

„Steckbrief“ Andreas Caspari

Andreas Caspari ist 60 Jahre alt und lebt in Brilon.

Er hat eine Ausbildung zum Verwaltungsangestellten gemacht und arbeitet für die Kreisverwaltung des Hochsauerlandkreises – in der Funktion als „Fachdienstleiter Wasserwirtschaft“.

Andreas Caspari ist verheiratet, sein größtes Hobby ist der Tischtennis-Sport.

Wie ist die Idee entstanden, nach der jüngsten „Flut“ im HSK auf die Menschen zuzugehen?

Aus den hier bekannt gewordenen Schadensmeldungen ließ sich schnell ableiten, dass die Aufnahme von Hochwassermarken für künftige (hoch)wasserwirtschaftliche Fragestellungen von eminenter Bedeutung werden können. Mit Blick auf weiter zurückliegende Hochwasserereignisse ist hier bekannt, dass die Erinnerung an Wasserstandshöhen und konkrete Umstände vor Ort schnell verblassen. Deshalb ist es uns wichtig, kurzfristig persönlich mit den Betroffenen vor Ort zu sprechen und im Zweifel – sofern das noch nicht durch die Betroffenen geschehen ist – einfache Hochwasser-Marken an Gebäuden oder sonstigen markanten Geländepunkten anzubringen.

Wie können – und werden – Sie konkret helfen?

Man muss sich klar vor Augen führen, dass es sich um ein Hochwasserereignis gehandelt hat, das nach vorherrschenden Maßstäben einer geringen Wiederkehrwahrscheinlichkeit zuzuordnen ist. Ein umfassender und sämtliche Überschwemmungsrisiken abdeckender Hochwasserschutz ist aus kommunaler Sicht nicht leistbar. Sofern es gewünscht ist, wird die Wasserbehörde mit Blick auf vorhandene Überflutungsrisiken beratend tätig.

Welche Fragen stellen Sie den betroffenen Menschen und Firmen vor Ort?

Erfragt werden Wasserstände auf den Grundstücken, aber auch, ob Kellerräume geflutet wurden und ob die Überflutung gewässerseits oder auf andere Weise – z.B. durch Rückstau aus der Kanalisation – erfolgte.

Kommen Sie auch nach Arnsberg und Sundern – gibt es schon Pläne für Ihren Einsatz dort?

Die Stadtgebiete Sundern und Eslohe waren in besonderem Maße von Hochwasser betroffen. Auch im Mescheder, Arnsberger und Schmallenberger Stadtgebiet sind Überflutungen aufgetreten. Selbstverständlich werden wir dort mit betroffenen Menschen und Firmen sprechen. Ab wann konkret mit der Befragung begonnen wird, ist aktuell noch offen. Zunächst müssen die Daten gesammelt und priorisiert werden.

Welche Rolle spielt der Aspekt Renaturierung mit Blick auf künftig zu erwartende Katastrophen?

Die Renaturierung von Gewässern ist mit Blick auf Hochwasserspiegellagen sicherlich eine wichtige Stellschraube. In renaturierten Gewässerabschnitten wird wesentlich mehr Wasser zurückgehalten als in einer geradlinigen und eingetieften Gewässergerinne. Renaturierungen können ein wesentlicher Baustein zum vorbeugenden Hochwasserschutz sein. Bei katastrophenähnlichen Abflüssen ist die Wirkung natürlicherseits begrenzt. Hochwasserschutz fängt allerdings nicht erst bei einem sogenannten HQ100 (Hochwasser, das statistisch nur einmal in 100 Jahren auftritt) an, sondern muss wesentlich früher greifen. Hochwasserereignisse mit einer höheren Wiederkehrwahrscheinlichkeit müssen sicher beherrschbar sein.

Haben Sie konkrete Tipps, wie sich die Menschen im HSK besser vor Hochwasser/Starkregen schützen können?

Eingangs muss ich mir die Hochwasser- oder Überflutungsgefahr bewusst machen. Wohne ich in einem gefährdeten Bereich? Technische Schutzmaßnahmen können sein: Einbau von Rückstausicherungen/Rückstauklappen, um Rückstau aus dem Kanalnetz zu verhindern; Sichern von Gebäuden/Kellern gegen eindringendes Wasser mit Objektschutzmaßnahmen wie erhöhten Lichtschächten oder drucksicheren Fenstern/Türen; Versicherungsschutz zu Hochwasser- und Starkregenereignissen; Verhaltensvorsorge, in dem die Lagerung hochwertiger Gegenstände bzw. hochwertiger Einrichtungen in überflutungsgefährdeten / tief liegenden Gebäudebereichen vermieden wird. Bei Neu- und Umbaumaßnahmen bereits in der Planungsphase Hochwasser- und Überflutungsschutz betrachten.