Arnsberg. An der Fröbelschule sollen Schüler durch eine Graffiti-AG an kulturelle Bildung herangeführt werden. Welche ungeahnten Talente sie entdecken.
Zwei linke Hände hat Eric Pinto bestimmt nicht, doch der Lehrer der Arnsberger Fröbelschule ist ehrlich: „In der Graffiti-Kunst war ich ein absoluter Laie“, sagt er. Seit etwa drei Jahren leitet Eric Pinto nachmittags eine Graffiti-AG für die Schülerinnen und Schüler aus der Mittel- und Oberstufe an der Förderschule.
Einmal in der Woche trifft sich dann eine Gruppe von interessierten Jugendlichen in der AG, um eigene Wandmalereien auf dem Schulhof oder in den Schulgebäuden zu entwerfen und zu sprayen – so auch in dem vergangenen Schuljahr.
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Drei neue Graffiti-Gemälde hat die diesjährige AG gesprüht. Neben Porträts des Schulpatrons Friedrich Fröbel und eines Graffitis zum Thema „Vielfalt und Respekt“ haben die Schülerinnen und Schüler nun auch eine Wandmalerei an der Turnhalle beendet. In Verbindung mit dem an dem Schulhof angrenzenden Sportverein sprühten sie hier einen Arnsberg-Schriftzug mit verschiedenen Sportarten.
Das Besondere in diesem Jahr: Im Rahmen des Landesprogramms „Kultur und Schule“ konnte Eric Pinto die AG erweitern. In der Initiative sollen Kinder und Jugendliche innerhalb eines außerschulischen Rahmens an kulturelle Bildung herangeführt werden.
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Für den Arnsberger Lehrer Eric Pinto war das eine Chance: Er suchte in seinem Smartphone nach der Nummer des Mendener Künstlers Marcel Veneman, den er bereits seit einigen Jahren für ein Projekt an der Schule engagieren wollte. Der Mendener leitet das Unternehmen „Sprühliebe“, das er vor knapp sechseinhalb Jahren gegründet hat.
Er ist außerdem zertifiziertes Mitglied eines ausgewählten Künstlerpools des Landesprogramms „Kultur und Schule“ und konnte somit die Schülerinnen und Schüler der Graffiti-AG an der Fröbelschule für ein gesamtes Jahr begleiten.
Fröbelschule Arnsberg engagiert Graffiti-Künstler Marcel Veneman
Eine Herausforderung für den 36-jährigen Familienvater? „Planung ist alles“, sagt er mit einem Zwinkern. Damit die Jugendlichen nicht sofort enttäuscht seien, weil sie nicht mit der Dose sprühen dürfen, sei es wichtig, so Veneman, die Erwartungen zu minimieren. „Ich erkläre den Schülern zuerst: Was ich mache, ist ein Handwerk und erfordert jahrelange Übung“, sagt er. Und klar sei auch: „Die Sprühdose in der Hand ist der letzte Schritt.“
Denn zunächst müssen die Ideen entwickelt und die Vorlagen von Marcel Veneman entworfen werden. Dann sprühen die Schülerinnen und Schüler die Skizzen nach dem Prinzip „Malen nach Zahlen“ fertig. Mit dabei in diesem Jahr war Schülersprecherin Anika Skrotzki. Wie die AG vorheriges Jahr die Bushaltestelle an der Schule mit Graffitis umgestaltet hat, habe sie inspiriert, sagt sie. „Graffiti ist für mich etwas Neues, was ich nicht im Alltag bekomme.“
Graffiti-AG an der Fröbelschule soll fortgeführt werden
Dass sich die Gruppe auf das Graffiti mit dem Schriftzug „Respect all“ mit einem Einhorn und einem pinkfarbenen Schwein geeinigt hat, erfreut die 17-Jährige.
Doch Eric Pinot weiß: „Die Schüler wollen natürlich schnell an die Sprühdosen und loslegen, aber es ist wichtig, dass sie gemeinsam in der Gruppe Ideen entwickeln und auch Kompromisse eingehen.“ Und im Optimalfall kommen verborgene Talente ans Licht. So wie bei Anika Skrotzki: „Ich bin eigentlich sehr hektisch“, sagt sie, „doch mit der Dose in der Hand bleibe ich ruhig“. Außerdem sei sie kreativer geworden und versuche jetzt, eigene Ideen selbst umzusetzen.
Und auch Lehrer Eric Pinto ist überzeugt von der Graffiti-AG: „Es ist eine Kunstform, die vor allem junge Menschen schon seit Jahren anzieht und trotzdem langlebig ist.“