Sundern. Das geht nicht zusammen: Pandemie und Urlaub. Deshalb gab seit vergangenem Simmer einen starken Trend zum Urlaub daheim. Hier die Zahlen.

Die Begriffe Pandemie und Urlaub passen nicht zueinander. Das haben die vergangenen 14 Monate gezeigt. Und auch die Zahlen aus dem Corona-Check unserer Zeitung zeigen, dass die Menschen das Reisen vermissen. Eine weiterer kleiner Unterschied: Die Männer etwas mehr als die Frauen, und die 41- bis 60-Jährigen etwas mehr als die anderen.

Doch was haben die Menschen in Arnsberg und Sundern gemacht, um in der stressigen Situation dieser weltweiten Gesundheitskrise Entspannung zu bekommen? Urlaubsziele wie Malediven, Florida, Afrika oder Mallorca haben sich in den vergangenen eineinhalb Jahren von selbst verboten. Was blieb, war der Urlaub in der Heimat, sozusagen vor der Haustür. Unsere Zeitung hat im Rahmen des „Corona Checks 2021“ nachgefragt, ob diese Variante auch wirklich genutzt wurde.

Ausgebucht am Sorpesee

Einer, der es wissen muss ist Martin Levermann, Geschäftsführer der Sorpesee GmbH in Langscheid. Am Ufer der Talsperre hält die GmbH viele Möglichkeiten für Urlaubssuchende bereit, ob nun rustikal in den Schwedenhäusern oder in den Finntalos oder ganz zwanglos in einem der Tipis oder im Weinfass. „Während des gesamten Lockdowns gab es bei uns Hunderte von Anfragen nach freien Plätzen in allen Wohnmöglichkeiten“, sagt Martin Levermann und ja die Adressen der Emails bestätigen den Verdacht: „Die meisten Menschen kommen aus einem Umkreis von gerade einmal 80 bis 100 Kilometern zu uns“, sagt der Geschäftsführer. Natürlich komme auch darunter ein Großteil der Gäste aus dem Rheinland, vor allem aus dem Bereich Köln und Leverkusen, aus dem Münsterland, aus dem Ruhrgebiet, aber es sind auf den Parkplätzen auch Kennzeichen aus dem Hochsauerlandkreis und dem Märkischen Kreis zu sehen. „Wir verzeichnen aber auch, dass sich ehemalige Sauerländer, die nun an anderer Stelle wohnen, auf ihre Heimat besinnen und Urlaub an der Sorpe machen möchten“, weist Levermann auf ein Phänomen der Corona-Zeit hin.

Alles ausgebucht

Für das laufende Jahr muss er allerdings eine Einschränkung machen: „Wir sind jetzt komplett ausgebucht, von den Baumhäusern bis zum Weinfass.“ Das findet Familie Petruck aus Drolshagen schade: „Es ist eine wirklich schöne Gegend hier am Sorpesee“, sagen sie. „Bei der Fahrt mit dem Schiff haben wir die Baumhäuser entdeckt. Leider hat der Kapitän uns die enttäuschende Nachricht gegeben, dass es in diesem Jahr mit einem Kurzurlaub wohl nichts werden wird.“ Aber die Petrucks wollen wiederkommen. Wie so viele, die vom Bord der MS Sorpesee die Häuser des Nordic Ferienparks entdeckt haben, nehmen sie sich auch Informationsmaterial mit.

Ähnliche Erfahrungen hat auch Stadtmarketing-Mitarbeiterin Iris Reich aus dem Büro am Sunderner Rathausplatz gemacht: Viele Bekannte, die ich gesprochen habe, planen für den Sommer 2021 nicht die große Urlaubsreise in die weite Welt, sondern sie wollen meistens hier in NRW bleiben, um sich zu erholen.“ Anfragen nach Hotelzimmern, Ferienwohnung oder anderen Übernachtungsmöglichkeiten erhält die Stadtmarketing-Zentrale in der Sunderner Innenstadt hauptsächlich aus dem Bereich Nordrhein-Westfalen, aber es gibt auch Ausreißer: „Schon mehrfach hat sich eine Familie aus dem Schwarzwald um eine Urlaubsmöglichkeit in unserer Region bemüht“, erklärt Iris Reich.

Wandern ist in

Seit der Pandemie wurde das Wanderheft schon zweimal neu aufgelegt: „Sie sind uns förmlich aus der Hand gerissen worden“, sagt Iris Reich mit ein wenig Stolz in der Stimme. Allerdings können die beiden Damen aus dem Stadtmarketing derzeit die meisten Wanderungen nicht mit gutem Gewissen empfehlen: „Überall sind in den Sunderner Wäldern Harvester unterwegs. Die Wege sind beschwerlich geworden, deswegen haben wir ein neues Heft mit Spazierwegen herausgebracht“, sagt Barbara Geuecke, die als bekannte SGVerin das Wegenetz in Sundern wie aus der Westentasche kennt. „Diese Wege sind vor allem für Familien geeignet, alle sind auch kinderwagentauglich“, erläutert die Endorferin. Deshalb werde das Heft auch oft in der SMS-Zentrale gern genommen

Nach der Vermutung der beiden Stadtmarketing-Mitarbeiterinnen wird sich das auch nicht ändern, denn auch im Sommer werden viele Menschen in der Heimat Urlaub machen und suchen noch immer neue Abwechslungen. Dabei ist nicht nur die Angst und die Sorge, sich in einem anderen Land anstecken zu können, ausschlaggebend, sondern nicht zu unterschätzen sei die Zahl der Menschen, die auch wirtschaftlich durch die Pandemie, etwa durch Kurzarbeit oder Verlust der Arbeitsstelle, getroffen wurden . Auch das verstärke den Trend zum Urlaub daheim.

Die beiden Mitarbeiterinnen weisen noch auf ein anderes Problem hin: „Wir hören von Besuchern, dass es in Sundern oft nicht ausreichend Testmöglichkeiten für Urlauber gibt.“ Die Möglichkeiten am Rathaus und auch in den örtlichen Apotheken und Arztpraxen seien vielfach durch die Mitarbeiter bestimmter Branchen ausgebucht, da für diese meistens der tägliche Test gelte. Da sei nachzubessern, sollte die Lage anhalten.

850 Karten ausgegeben

Auch Anton Lübke vom Heimatverein „Fickeltünnes“ in Allendorf kann den Trend zum Urlaub daheim bestätigen. Eine genaue Zahl der Wanderer hat er nicht parat, aber seit März sind über 850 kostenlose Panoramakarten allein in den Spendern in der Titualarstadt an Wanderer verteilt worden. „Weitere 400 Flyer wurden in Allendorfer Geschäften (Sparkasse, Apotheke, Bäckerei) verteilt. Die Gastronomie als Hauptanlaufpunkt der Wanderer war leider geschlossen“, erklärt Lübke.

Der SGV Allendorf hat den Weg kürzlich durch neue Wegemarkierungen aufgewertet. Der SGV-Hauptverein, der den „Fickeltünnesweg“ zum „Weg des Jahres“ gekürt hatte, habe damals Weitblick bewiesen. „Das Feedback der Wanderer bestätigt das. Die durch die intensiven Forstarbeiten teilweise arg strapazierten Wege haben die Wanderer offensichtlich nicht aufhalten können“, sieht Lübke die Lage.