Hüsten. Die Rezilienztrainerin Julia Pauli aus Hüsten warnt vor Angststörungen bei Kindern als Folge der Corona-Pandemie. So will sie ihnen helfen.

Mehrere Monate war der Kita-Betrieb in Deutschland gar nicht oder nur eingeschränkt möglich. Über die Auswirkungen der Corona-Pandemie für Kinder spricht Rezilienztrainerin Julia Pauli.

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Wie hat das vergangenen Jahr die Entwicklung von Kita-Kindern beeinflusst?

Julia Pauli: Kitaleiterinnen haben mir berichtet, dass einige Kinder sich im vergangenen Jahr sozial und emotional kaum weiterentwickelt haben. Viele Kinder hatten auch Probleme, sich nach der langen Zeit zu Hause wieder in die gewohnten Strukturen in der Kita und in die Gemeinschaft einzufinden. Manche Kids haben in den vergangenen Monaten außerdem Ängste entwickelt oder sie neigen verstärkt zu Aggressionen und Wutanfällen. Auch die intensivere und teils unkontrollierte Mediennutzung hat ihre Spuren hinterlassen. Welche Folgen der intensive Medienkonsum – insbesondere von nicht-altersgerechten Inhalten – für das einzelne Kind hat, lässt sich kaum ermessen. All das gilt natürlich immer nur für einen Teil der Kinder. Junge Menschen, die sehr stabil sind und in ihrer Familie Halt finden, sind sicher besser durch die Krise gekommen.

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Welche langfristigen Folgen können dadurch bei Kindern entstehen?

Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, ist nicht auszuschließen, dass auch bei Kitakindern immer mehr psychische Auffälligkeiten wie Angst- oder Zwangsstörungen, Gefühle von Ohnmacht und depressive Symptome sichtbar werden. Ich kann mir auch vorstellen, dass mehr Kinder als üblich Probleme beim Schulstart bekommen werden, weil sie sich nicht ausreichend konzentrieren können oder sich schlecht in die Klassengemeinschaft eingliedern. Ich würde jedoch nicht von einer „verlorenen Generation“ sprechen. Ich bin überzeugt davon, dass Kinder sich zumeist schneller und flexibler an eine neue Situation anpassen können als Erwachsene – auch an die langsam zurückkehrende Normalität. Wir Erwachsenen sollten sie jedoch dabei unterstützen, zum Beispiel, indem wir selbst gute Vorbilder sind, aber auch durch Trainings, wie ich sie anbiete.

Wie Resilienztraining für Kinder aus Arnsberg und Sundern helfen kann

Welche Schwerpunkte setzen Sie bei der Betreuung der Kinder und wo setzen Sie gezielt mit Ihren Trainings an?

Ein Schwerpunkt meiner HeldenStark-Trainings sind die Gefühle. Die Kinder lernen, auf ihre Gefühle zu hören und dass es okay ist, auch einmal wütend oder traurig zu sein. Das versetzt sie zum Beispiel in die Lage, sich in gefährlichen Situationen – wie bei einer Mutprobe – abzugrenzen. Darüber hinaus geht es um den Selbstwert. Schon Kitakinder sind manchmal überzeugt, nichts gut zu können. Im Training erfahren sie das Gegenteil. Darüber hinaus werden Werte wie Respekt und Empathie altersgerecht vermittelt, die enorm wichtig für ein gelingendes Miteinander sind. Nicht zuletzt lernen die Kinder, wie sie gelassen auf Provokationen und Beleidigungen reagieren, sich aber auch, wenn nötig, durchsetzen können. Ihnen wird klar, dass sie viele Konflikte selbst lösen und bewusst gute Entscheidungen treffen können: Will ich mich beispielsweise weiter von einem anderen Kind ärgern lassen oder gehe ich lieber zu den netten Kindern und habe eine schöne Zeit?