Neheim. Jugendlichen werde zu wenig zugehört, meint Manuela Mohn aus Neheim. Wie die Resilienztrainerin das mit „Generation Glücklich“ ändern möchte.

Homeschooling, Kitas in Notbetrieb, der Kontakt zu den Freunden stark eingeschränkt. Die Corona-Pandemie trifft Kinder und Jugendliche besonders hart. Und doch werde zu wenig mit ihnen über ihre Probleme gesprochen, meint Manuela Mohn. „Kinder müssen funktionieren“, sagt die zertifizierte Selbstbehauptungs- und Resilienztrainerin aus Neheim. Mit „Generation Glücklich“ hat die 32-Jährige ein Beratungsstudio für Kinder und Jugendliche gegründet. Im Interview mit Nicolas Stange spricht sie über ihre Trainingsmethoden, „Extremsituationen“ und warum Kinder auch mal schlechte Erfahrungen sammeln müssen.

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Frau Mohn, woher kam die Idee für „Generation Glücklich“?

Manuela Mohn: Ich beschäftige mich schon seit einigen Jahren mit meiner eigenen Persönlichkeitsentwicklung und allem, was damit zu tun hat. Die Entscheidung, etwas in diesem Feld zu machen, habe ich vor etwa zwei Jahren getroffen. Ich wollte etwas tun, was wirklich etwas verändern und bewirken kann. Die Idee hatte ich schon länger, aber besonders in der Corona-Pandemie ist mir bewusst geworden, dass den Kindern und Jugendlichen kein Gehör verschafft wird. Auf der ganzen Welt haben wir gerade viele gesellschaftliche und wirtschaftliche Probleme. In allem sind wir eingeschränkt. Existenzängste sind allgegenwärtig. Verwandte und Freunde können nicht besucht werden. Aber was immer funktionieren muss, wer immer alles hinnehmen muss, sind die Kinder und Jugendlichen im Homeschooling, Kita oder in ihrer Freizeit.

Ihr Schwerpunkt liegt auf der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 16 Jahren. Sie nennen diese Altersklasse die „Generation Glücklich“. Sind die anderen Generationen unglücklich?

„Generation Glücklich“ in Neheim: Resilienztraining für junge Menschen

Nein, das möchte ich nicht so verallgemeinern. Aber es ist deutlich zu erkennen, dass sich die bisherigen Generationen oftmals nicht ihres Selbstwertes bewusst sind. Viele Erwachsene wissen oft nicht, wie sie sich das Glück ins Leben holen können, wenn es mal schwer wird. Es ist die Macht der Gedanken, mit der ich mir das Gute im Leben zurückholen kann. Der eigene Selbstwert ist oft nur ein Begriff und kein bewusstes Empfinden. Das Training macht den Kindern und Jugendlichen bewusst, dass es egal ist, was andere sagen oder denken. Das Wichtigste ist, was sie selbst von sich denken. Es geht darum, Bewusstsein zu schaffen, was ich brauche, damit es mir gut geht.

Wie wollen Sie das trainieren?

Ich gehe mit den Kindern bis zu ihrem inneren Wesenskern. Die Kinder erlernen Selbstbewusstsein. Sie lernen, wie sie sich selbst verstehen. Sie erlernen Bewusstsein für das eigene Verhalten und ihre Gefühle zu verstehen. Auch vermittel ich ihnen, wie wichtig es ist im Leben nicht den Fokus für das Schöne, das Gute zu verlieren. Den jungen Menschen wird bewusst gemacht, dass sie immer die Wahl haben. Entweder für das Gute oder etwas schlechtes im Leben. Aber alles beginnt mit einer Entscheidung. All das will trainiert und verstanden werden.

Manuela Mohn von „Generation Glücklich“: „Ich bin nicht die Mama“

Wie sieht das konkret aus?

Kinder hole ich zum Beispeil mit Rollenspielen, Theaterpädagogik, Suggestopädie und vielem mehr ab. Dies ist spätestens ab der Pubertät oftmals vergeblich. Hier geht es nun mehr denn je über die Gefühlsebene. Vernunft, logisches Denken, rationale Entscheidungen sind in der Pubertät – wissenschaftlich bewiesen – nur schwer für den Jugendlichen abzurufen. Abgefragt werden kann nur, was bis zum Eintritt der Pubertät an Werten vermittelt wurde. In der Pubertät testen die Jugendlichen sich aus. Möchten Werte auf die Probe stellen und Extremsituationen sind besonders reizvoll. Das allerwichtigste was uns Eltern bewusst sein muss ist, dass in der Pubertät Persönlichkeiten entstehen.

Und welche Rolle spielen Sie in dieser „Extremsituation“?

Ich bin nicht die Mama und ich bin auch keine Lehrerin. Ich bin eine außenstehende Person, die nicht bewertet, sondern die begleitet und zuhört. Dadurch, dass wir in der Corona-Pandemie noch mehr Stress haben, fällt zuhören oft schwer. Ich habe das Knowhow, den Kindern zu vermitteln, dass sie ihr ‘eigen Glückes Schmied’ sind. Ich zeige und übe mit ihnen, wie sie Fokus in ihr Leben bekommen. Wie sie diesen auch in nicht immer leichten Momenten im Leben behalten oder zurückholen können. Ich bin der Überzeugung, dass wenn man erst einmal seinen Selbstwert erkannt hat und zu sich selber steht, die Resilienz eine reine Übungssache ist. Wie sagte Oscar Wilde: Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze. Die Kinder und Jugendlichen bekommen Methoden, Tools und selbst kreierte Workbooks an die die Hand um die Nachhaltigkeit der Trainings zu unterstützen. Generation Glücklich ist Anlaufstelle für Kinder und Eltern. Es geht darum Verständnis füreinander auf beiden Seiten zu erschaffen. Die richtige, gewaltfreie Kommunikation ist mit ein wichtiger Bestandteil der Trainings.

Mobbing in der Schule: Das sind die Ratschläge von Manuela Mohn

Kommt der erste Kontakt immer von den Eltern oder melden sich auch Jugendliche bei Ihnen?

Als erstes kontaktieren mich meist die Eltern. Ich schenke Gehör auf Augenhöhe und wir schauen gemeinsam welches Gruppen- oder Einzeltraining das Passende wäre. Ich hole die Eltern mit ins Boot und schaffe Verständnis. Die Eltern erfahren, was wirklich alles in ihren Kindern vor sich geht, ob bei Schulwechsel, Pubertät oder generellen neuen Lebenssituationen. In Zusammenarbeit mit den Eltern steht die Familienharmonie im Fokus. Alles in allem stehen die Kinder und Jugendlichen mit ihren Bedürfnissen und Befindlichkeiten im Vordergrund. Wenn ich mir die Zukunft vorstelle, ist es aber auch so, dass die Jugendlichen Generation Glücklich als Anlaufstelle kennen und auch selbstständig den Kontakt zu mir suchen.

Was raten Sie Eltern sowie Kinder und Jugendlichen bei Mobbingfällen?

Ganz wichtig ist es zu wissen: Jeder Täter mobbt ausschließlich aus dem Grund, dass er Aufmerksamkeit möchte. Gebe ich ihm diese Aufmerksamkeit oder lasse ich es an mir abprallen und hole mir in dem Moment das Gute in mein Leben. Es ist unerlässlich, dass die Kinder lernen Entscheidungen zu treffen. Ein Beispiel: Der Teenie trägt eine Hose die ihm mega gut gefällt. Vielleicht ist sie farblich super auffällig oder aber ganz schlicht gehalten. Egal. Nun geht er über den Schulhof und jemand sagt etwas abfälliges über seinen Kleidungsstil. Jetzt liegt es bei dem Teenager, eine Entscheidung zu treffen. Nehm ich mir das jetzt an, trage die Hose nie wieder obwohl sie mir gefällt, damit andere ihre Meinung dazu nicht mehr äußern oder ist es mir total egal, was andere sagen, weil ich mich sehr gut mit meinem Klamottenstil fühle und ich weiß, dass das nur eine beliebige Meinung von einem Mensch ist, der mir nicht wichtig ist.

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Das kann aber für das Kind verletzend sein.

Dafür ist die innere Widerstandskraft und das Training so wichtig. Ist es so wichtig, was die anderen sagen oder nicht? Die Kinder sollen lernen, dass es im Leben nicht darum geht, anderen zu gefallen. Sondern dafür zu stehen, was ihnen gefällt und was sie ausmacht. Und sei es der auffälligste Klamottenstil, den die Welt je gesehen hat. Sehr gutes Beispiel ist Lady Gaga. Wichtig ist, dass es nicht darum geht, sich anzupassen um den Vorstellungen von anderen zu entsprechen. Jeder Mensch ist ein Individuum. Am Ende der Trainings ist es egal, was alle anderen denken oder sagen, die jungen Menschen wissen: Ich bin mutig, wertvoll und einzigartig und gut so wie ich bin.

Mehr Infos unter www.generation-gluecklich.de.