Neheim. Das R-Café in Neheim erlebt am Freitagmorgen nach 201 Tagen Lockdown wieder ein kleines Stück gastronomische Normalität.

Freitag, kurz nach 9 Uhr auf dem Parkplatz Dicke Hecke in Neheim am Ruhrtalradweg. Alles irgendwie fast normal. Erste Autos fahren vor. Eine Gruppe junger Menschen steigt aus. Treffpunkt R-Café. Normal? Nein, nicht wirklich. Erstmals nach 201 Tagen Schließung öffnet die Gastronomie - vorerst nur auf der Außenterrasse.

Die Corona-Notbremse im HSK ist gelockert. Das nutzt auch die Gruppe Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs in Hüsten. Es sind an diesem Morgen die ersten Gäste im R-Café. Am Eingang müssen sie ihre negativen Schnelltestergebnisse, die nicht älter als 48 Stunden sein dürfen, vorzeigen, sich über die Luca-App oder analog per Zettel als Gäste registrieren. Erst dann geht’s vorbei am roten Absperrband, das sich so krass vom einladenden Grünton der Gastronomie abhebt, durch den Innenraum auf die Terrasse.

Willkommen in Normalität

Willkommen in einem Stück Normalität. „Wir haben gerade noch eine Klausur geschrieben“, erzählt Christopher, während vor ihm das endlich mal nicht selbst zubereitete Rührei des großen Frühstücks wartet. Jetzt in der Freistunde wollten er und seine Stufenkollegen den ersten Tag Gastronomie im HSK ausnutzen. „Das hat auch echt gefehlt in den letzten Monaten“, sagt seine Tischnachbarin Pia. Die Schüler haben sich an mehreren Tischen auf Rufweite verteilt.

Das Wetter lädt ein. Die Sonne strahlt durch den transparenten Windschutz auf die Terrasse, die sich nach und nach ein wenig füllt. „Wir haben ja hier gute Möglichkeiten für die Außengastronomie mit unserer Überdachung und dem Windschutz“, sagt Betreiber Peter Sachnik. Für ihn war klar, dass er sofort wieder aufmacht. „Dabei geht es gar nicht ums Geld verdienen, sondern darum zu zeigen, dass wir noch da sind“. Das war ihm während des gesamten gastronomischen Lockdowns wichtig, „um den Leuten zu zeigen, dass hier Licht am Ende des Tunnels ist“.

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Peter Sachnik ist am Freitagmorgen noch viel unterwegs in seinem Laden. „Die Abläufe müssen sich erst wieder einspielen“, sagt er. Deshalb hat er den Re-Start auf den Social Media-Kanälen auch nicht allzu offensiv beworben. Zum Glück hat er von seinem insgesamt 50-köpfigen Personal (Festangestellte und Aushilfen) nur zwei Kräfte verloren. Das macht einiges leichter. Die Mitarbeiter/-innen lassen sich - wie vorgeschrieben - regelmäßig in einem Testzentrum testen. Auch die Gäste müssten sich erst einmal mit den Regeln vertraut machen.

Zweifel bleiben

Der Gastronom wirkt erleichtert, dass es wieder losgeht. Und doch bleiben immer Zweifel. „Zahlen können auch ganz schnell wieder hochgehen“, weiß er inzwischen. Seine Lager hat er daher auch noch nicht zu 100 Prozent gefüllt. Peter Sachnik ist 35 Jahre alt. „In dieser Zeit altert man aber wirklich schneller“, sagt er. Im zweiten Lockdown sei er an seine Grenzen gestoßen. „Da war ja lange gar keine Perspektive“.

Peter Sachnik jammert nicht, gibt sich sogar eher demütig. Dass es aber jemals so kommen würde wie im letzten Jahr, hätte er sich nie vorstellen können. „Ich wollte was krisensicheres machen und hatte mir gedacht, essen und trinken müssen und wollen die Menschen immer“, erzählt er, „dass sie das irgendwann mal nicht dürfen, kam mir nie in den Sinn“. So war es jetzt aber - bei ihm wie allen Gastronomen in Arnsberg, Sundern, im Hochsauerlandkreis, in Nordrhein-Westfalen und im ganzen Land auch.

Hilfe war wichtig

„Man hat uns aber nicht im Stich gelassen“, sagt Peter Sachnik klipp und klar. Wenn die Hilfen kamen, halfen sie auch wirklich. Das sei nicht in allen Länder in Europa so. Seine Mitarbeiter seien nun ab Freitag alle wieder raus aus der Kurzarbeit. Auch hier ein Zurück zur Normalität - etwas zumindest.