Arnsberg/Hüsten. Marokkanischer Kulturverein will am Berliner Platz Hüsten mit offener Architektur ein Zeichen der Willkommenskultur setzen. Bauantrag gestellt.

Der Marokkanische Kulturverein Arnsberg baut seit Jahrzehnten erfolgreich Brücken zwischen Menschen und Kulturen der Stadt. Jetzt gibt es ein neues konkretes Vorhaben: Geplant ist die Errichtung eines modernes Gebetshauses im Bereich des Berliner Platzes in Hüsten. „Wir bauen eine Moschee - ein Gotteshaus mit Gemeindezentrum und Begegnungsstätte“, sagt Rochdi Koubaa, der Vorsitzende des Vereins.

Leben in der Moschee

Das soll im Moschee-Zentrum passieren:

Abhalten der täglichen sowie Freitags- und Festgebete. Christlich-islamischen Dialog.

Seniorenförderung durch gezielte Projekte; Muttersprachunterricht; Unterstützung von Menschen in Notsituationen; Flüchtlingshilfe; Networking mit anderen Organisationen

Festveranstaltungen für die muslimische Community.

Die Planungen für die Al-Sunnah-Moschee sind weit gediehen. Vorgespräche mit der Stadt Arnsberg hätten die marokkanische Community sehr ermutigt und motiviert, das 1318 Quadratmeter Grundstück zwischen Sauerlandkolleg und Blockheizkraftwerk wurde kürzlich gekauft, der Bauantrag ist gestellt. Noch im Sommer würde der Marokkanische Kulturverein gerne erste Angebote einholen, um Ende des Jahres mit den Bauarbeiten beginnen zu können. 2024 soll alles fertig sein. Die Architektur wurde mit der Stadt und dem damaligen Stadtplaner Thomas Vielhaber bereits abgestimmt. „Das Bauen der Moschee ist das eine“, sagt Rochdi Koubaa, „wichtig aber ist, was wir ausdrücken wollen“. Und so soll ein Zeichen der Modernität und der Willkommenskultur entstehen. „Das passt zu Arnsberg“, sagt der Vorsitzende, „und das passt in das Umfeld an dieser Stelle“. Eine ausreichende Parkplatzsituation und der Standort lassen keine Konflikte mit Nachbarn erwarten.

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Ein über Eck gesetzter Bungalowbau mit einem zwölf Meter hohen Minarett-Turm umschließt einen kleinen Vorplatz. „Der Turm ist nur ein Symbol“, räumt Rochdi Koubaa fast schon beruhigend ein, „darin sitzt kein Muezzin!“ Er soll das mit fein verzierten marokkanischen Fliesen Erkennungszeichen der Moschee werden. Wert wird auch auf die „moderne Planung“ gelegt. Gebaut wird auf einer Ebene. Gebetsräume für Männer und Frauen sollen ebenso auf den überdachten 515 Quadratmetern Platz finden wie auch Mehrzweck-, Wasch- und Veranstaltungsräume. Ausgerichtet wird der Bau in die muslimische Gebetsrichtung.

Finanzierung allein aus Spenden

Aktuell hat der Marokkanische Kulturverein, der seit vielen Jahren durch vielfältiges Engagement in der Stadtgesellschaft ein Vorbild von Integration in der Stadt ist, Mitglieder aus 54 Familien in der Stadt. Rund 90 Prozent der Mitglieder leben in Neheim oder Hüsten, der Vorsitzende selbst in Sundern. Alle fühlen sich in Arnsberg voll integriert. „Unser Vorteil ist, dass wir seit 1963 in der Stadt zu Hause sind“, sagt Rochdi Koubaa. Inzwischen lebe die zweite, dritte und teilweise schon die vierte Generation in der Ruhrstadt.

Die Marokkanische Community finanziert den Bau der Moschee allein aus Spenden. Gerechnet wird mit einen Investitionsvolumen von rund einer Millionen Euro - ein stolzes Projekt. „Wir sammeln schon eifrig Spenden“, erzählt der Vorsitzende. Der Großteil kommt aus dem Kreise der Mitglieder, die gerade jetzt in Zeiten des Ramadans hohe vierstellige Beträge spenden. 17 große in den vergangenen Monaten geplante Spendenveranstaltungen mussten wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Erfolgreich lief kürzlich eine Live-Spendengala auf Youtube für das Vorhaben.

Fesselnde Unterstützung des Landes Marokko oder großer islamischer Verbände gibt es nicht. „Wir sind eine freie Moscheegemeinde“, macht Koubaa klar. Keine staatliche oder religiöse Behörde stehe dahinter und nimmt Einfluss. Einen marokkanischen Imam bestellt sich der Verein stets aus Hamm, wenn aktuell die Gebetszeiten stattfinden. Schön ist anders: Als Gebetsraum dient die alte Turnhalle der Pestalozzischule in Hüsten.

Aus dieser wollen die Marokkaner und ihre regelmäßigen muslimischen Gäste aus 16 Nationen so schnell es geht ausziehen. „Es ist mein Herzenswunsch, dass wir aus dieser Hinterzimmer-Situation herauskommen“, sagt Rochdi Koubaa.

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Der Marokkanische Kulturverein wünscht sich würdigere Gebetsräume und vor allem vielseitig nutzbaren Platz für das Gemeindeleben und Veranstaltungen. „Wir wollen aber nicht drum herum reden: wir bauen eine Moschee“, betont Rochdi Koubaa, „aber wir bleiben die Menschen, die wir sind!“.