Hüsten. . Während des Ramadans lenkt sich Ilias El Ghanmi am liebsten mit Fußball von Gedanken ans Essen ab. Seine Religion ist dem 17-Jährigen wichtig.

Morgens um Viertel vor neun steht Ilias El Ghanmi am Eingang zum Berufskolleg am Berliner Platz. Für die kommenden Schulstunden hat der 17-Jährige heute nur Schreibutensilien in seinen Rucksack gepackt. Essen und trinken sind während der Pause für ihn tabu – während des Ramadans fastet er als gläubiger Muslim, jetzt schon zum vierten Mal.

Ablenkung nach Schulschluss

29 Tage lang nimmt der junge Mann tagsüber nichts zu sich, essen und trinken darf er erst nach Sonnenuntergang. Ab 3 Uhr morgens beginnt wieder der Verzicht. „Es ist schwer, aber es ist machbar“, sagt er. Am Berufskolleg will Ilias El Ghanmi im kommenden Jahr seinen Realschulabschluss machen. In seiner Klasse gibt es mehrere muslimische Mitschüler, die ebenfalls im Ramadan fasten – moralische Unterstützung hat er vormittags also sicher.

„Nach der Schule versuche ich mich abzulenken, meistens mit Sport“, sagt der Mittelfeldspieler des SV Hüsten. Das Training lässt er im Ramadan nicht ausfallen, das schaffe er trotzdem. Kreislaufprobleme? Habe er bislang nicht gehabt, sagt der 17-Jährige. Und das, obwohl die Temperaturen während des Fastenmonats schon mehrmals in Richtung 30-Grad-Marke geklettert sind. Auch heute soll wieder so ein Sommertag werden. Und noch sind es mehr als zwölf Stunden bis zum Sonnenuntergang, zwölf Stunden bis zum nächsten Schluck Wasser.

Rückhalt in der Familie

„Tagsüber sagt man oft: Wenn es Abend wird, esse und trinke ich das und das und das“, sagt El Ghanmi. „Aber wenn es dann so weit ist, schafft man gar nicht so viel. Nach einem Glas Milch und einer Suppe bin ich meist schon satt.“

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Der 17-Jährige lebt mit seinen Eltern und vier Geschwistern zusammen, abends wird in der Familie zusammen gegessen. Dass er überhaupt fastet, steht für Ilias El Ghanmi nicht zur Debatte. „Unsere Religion gibt es so vor und meine ganze Familie fastet“, sagt er. „Wenn ich später Kinder habe, würde ich mir auch wünschen, dass sie religiös sind und fasten.“ Er selbst betet regelmäßig in der Moschee, im Ramadan täglich und im übrigen Jahr mehrmals pro Woche – in jedem Fall aber zum Freitagsgebet.

Das Fasten ist eine der fünf Säulen im Islam und gilt als Zeichen der Dienerschaft Gottes. Ab der Pubertät sind Muslime zum Fasten aufgerufen – auch in den drei muslimischen Gemeinden Arnsbergs. Dazu zählen die türkisch islamische Gemeinde, der islamisch-arabischer Verein und auch der marokkanische Kulturverein, dem Ilias El Ghanmi angehört. Er und seine Geschwister sind im Sauerland geboren, ihre Eltern kamen gemeinsam aus Marokko nach Deutschland.

Frage der Integration

Diskussionen über Fremdenfeindlichkeit und Integrationsdebatten kenne er selbst auch nur aus den Medien, sagt der Schüler. „Ich habe überhaupt keine Probleme, mein Freundeskreis ist bunt gemischt“, sagt er. „Ich denke, dass es unter jungen Menschen einfacher funktioniert.“

Von Älteren, räumt er dann doch ein, habe er schon Sprüche gehört wie „Geh’ zurück in deine Heimat“. Denen schenke er aber erst gar kein Gehör, sagt der gebürtige Arnsberger.