Neheim. Klinikum Hochsauerland als „Familienfreundliches Unternehmen“ zertifiziert: Kinderbetreuung, Gesundheit und flexible Arbeitszeitmodelle.

Jeder Handgriff muss gelernt sein. Harald Brackhagen leitet die Therapien im St. Johannes Hospital und weiß, wie Gesundheitsschäden bei der Arbeit zu vermeiden sind. Er ist einer der neu installierten Rückenexperten, von denen es an jedem Standort des Klinikums Hochsauerland zwei geben soll. Im Rahmen der Maßnahmen zur Zertifizierung des Klinikums als „familienfreundliches Unternehmen“ spielt die Gesundheitsfürsorge eine große Rolle.

Rückenexperten installiert

Der Rücken ist die Schwachstelle insbesondere vieler Mitarbeiter/-innen in der Pflege. „Rückenexperten“ wie Harald Brackhagen sollen das Thema in der Belegschaft vorantreiben. „Wir brauchen jemanden, der das pusht“, sagt Professor Dr. Dr. Hans-Peter Hummel, neuer Geschäftsbereichsleiter des Gesamtbereichs Personal im Klinikum Hochsauerland. An allen Standorten soll es Rückenexperten geben und in jeder Einheit einen Rückenbeauftragten. Harald Brackhagen schult diese, ermutigt dabei zum Einsatz von technischen Hilfsmitteln oder kommuniziert die „Goldenen Regeln des rückenschonenden Arbeitens“.

Gezielter Aufbau auf bestehenden Maßnahmen

Sport- und Gesundheitsangebote für Mitarbeiter/-innen gab es auch schon vor der Zetrifizierung als „Familienfreundliches Unternehmen“ im Klinikum.

Gut angenommen wird auch das Fahrradleasing als ein Beispiel der angebotenen Mitarbeitervergünstigungen.

Individuelle Arbeitsplätze bei gesundheitlichen Problemen von Mitarbeitern werden gesucht.

Gerade der Gesundheitsaspekt war einer derer, bei dem von der Vergabejury dem Klinikum noch Hausaufgaben zur Potenzialsteigerung gegeben wurden. „Und deshalb bauen wir das jetzt auf“, so Hans-Peter Hummel (55). So wie auch andere Bereiche, die den Ansprüchen des Ende 2020 vom Hochsauerlandkreises verliehenen Zertifikates „Familienfreundliches Unternehmen“ gerecht werden.

Kinderferienbetreuung

Zusätzliche Akzente sollen gesetzt werden. Für diesen Sommer ist erstmalig eine jeweils einwöchige Kinderferienbetreuung für Mitarbeiter/-innen des Klinikums im Wildwald Voßwinkel und auf dem Erlebnisbauernhof Tigges Hof in Ainkhausen geplant. „Wenn Corona das am Ende erlauben wird“, räumt Sebastian Wandmacher ein. Der 51-Jährige leitet das operative Personalwesen im Klinikum weiß um die Bedeutung der Betreuungsfrage, wenn es um Familienfreundlichkeit eines Unternehmens und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht. Perspektivisch so glaubt er, werde man sich da auch Gedanken um Modelle der Kinderbetreuung am derzeit gebauten Notfall- und Intensivmedizinzentrum am Karolinenhospital Hüsten machen müssen.

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Sozialberatung für Mitarbeiter

Das Klinikum setzt bei der Familienfreundlichkeit zunehmend auf eigene Kompetenzen. So ist seit Januar 2020 im Haus auch eine interne Sozialberatung installiert. „Das soll helfen, dass Probleme der Mitarbeiter oder in ihren Familien erst gar nicht eskalieren“, sagt Hans-Peter Hummel. Die Sozialberatung soll als erste Anlaufstelle eine Lotsenfunktion übernehmen, wenn Erziehungsprobleme mal drücken, Suchtsituationen in der Familie auftreten oder finanzielle Schieflagen belasten.

Was den Mitarbeitern hilft, trägt letztendlich zur verlässlichen Einsatzfähigkeit der Fachkräfte bei. Und da diese rar werden, muss sich ein Arbeitgeber auch auf deren Bedürfnisse einstellen können. „Dadurch, dass wir einen 24/7-Betrieb haben, lassen sich sehr individuelle Arbeitszeiten ermöglichen“, sagt Hans-Peter Hummel.

Flexible Arbeitszeiten

Wenn Mitarbeiter zum Beispiel auf besondere Arbeitszeiten angewiesen sind, um Verpflichtungen in der Kinderbetreuung oder als Pflegender eines Angehörigen gerecht werden zu können, wird nach Lösungen gesucht. „Natürlich immer im Rahmen des Möglichen“, so Sebastian Wandmacher. So können dann Ausnahmen von sonst obligatorischen Schichtdiensten gemacht werden. Im Gegenzug werde dann flexibel an verschiedenen Standorten oder Stationen gearbeitet. „Das hilft uns dann beim Ausfallmanagement“, sagt Sebastian Wandmacher. Zwischen einem 450-Euro-Job und voller Stelle gäbe es im Klinikum fast alle Stundenmodelle. „Und das wird auch stark nachgefragt“, betont Sebastian Wandmacher.

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Das alles trägt zum Image eines familienfreundlichen Arbeitgeber bei. „Und hat auch große Bindungseffekte“, sagt Hans-Peter Hummel. Das Klinikum lebe auf dem Arbeitsmarkt davon, dass es empfohlen wird. „Da braucht es auch Führungskräfte, die die Maßnahmen leben und mittragen“, so Hummel.