Neheim. Seit Dienstag ist im HSK Terminshopping nur mit einem negativen Corona-Test möglich. Die Händler haben wenig Verständnis und ärgern sich.

Es bleibt dabei: Die Lage für den stationären Einzelhandel in Neheim ist bedrohlich. Denn: Das Einkaufen mit Termin und einem negativen Corona-Schnelltest im Geschäft läuft nur zögerlich.

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Obwohl die Osterferien und das sonnige Wetter am Dienstag auf den ersten Blick mehr Menschen in die Neheimer Hauptstraße lockten, blieben die geöffneten Geschäfte vor Ort in vielen Fällen leer. In drei exemplarisch ausgewählten Läden wurde das beschlossene Terminshopping mit Test bislang kaum genutzt.

Neheimer Händler kritisieren: „Notbremse“ im HSK unübersichtlich

Die Händlerinnen und Händler vor Ort klagen über die Entscheidung des HSK-Landrats Dr. Karl Schneider. Dieser hatte am Montagabend die „Notbremse mit Testoption“ beschlossen. Das heißt: Terminshopping ist trotz eines Inzidenzwertes über der kritischen Marke von 100 im HSK (124,7, Stand Dienstag 0 Uhr) weiter erlaubt – aber nur mit einem negativen Covid-19-Test.

Die neue Sachlage sei zu undurchsichtig für die Kunden, kritisiert Ute Heimann, Inhaberin eines Schuhgeschäfts in der Neheimer Innenstadt. Sie hätte gerne das Modell „Click&Meet“ der vergangenen Wochen weitergeführt. „Kinderschuhe, die über den Online-Shop bestellt werden, kommen zu 99 Prozent wieder zurück, weil sie nicht passen“, sagt sie. Schuhe müssten anprobiert werden.

Ute Heimann aus Neheim fürchtet um ihre Existenz mit dem Schuhgeschäft

Doch die Kunden zögern beim Kauf von neuen Sachen und das ausgerechnet vor der wichtigen Sommersaison für Ute Heimann. „Der März und April sind in der Regel meine Umsatzstärksten Monate und jetzt fallen sie schon zum zweiten Mal ins Wasser“, sagt sie. Die Sommerware mit mehr als tausend Paar Schuhen, die sie im Herbst bestellt hatte, stapelt sich jetzt in ihrem Lager.

Und mit den Discountern, die weiterhin Produkte verkaufen können, die nicht zum Verzehr gedacht sind, bekommt Ute Heimann noch Konkurrenz. Für die „privilegierten Bereiche“ fordert sie von der Politik eine klare Regelung. Der NRW-Landesregierung wirft sie vor, in einem Jahr Corona-Pandemie nicht viel gemacht zu haben. „Irgendwann ist man mürbe, weil es um die Existenzangst geht“, sagt Ute Heimann. Ware für die Herbstsaison bestellt sie noch nicht. „Würde dann wieder ein Lockdown kommen, muss ich Insolvenz anmelden“, betont sie.

Mode GL in Neheim lässt die Türen verschlossen

Für den Einzelhandel in Neheim ist die Lage bedrohlich: Auffällig beim Rundgang durch die Einkaufsstraße: Filialen großer Unternehmensketten sind geschlossen. Geöffnet haben vor allem inhabergeführte Läden.

Aber auch hier gibt es Ausnahmen: So waren die Ladentüren des Geschäfts „Mode GL“ am Dienstag verschlossen. „Die Entscheidung ist schon sehr ärgerlich“, sagt Inhaber Günter Leesberg auf Nachfrage, „dieses Szenario ist das unglücklichste für den Einzelhandel.“

Terminshopping mit Corona-Test sorgt bei Neheimer Kunden für Verunsicherung

Das Modegeschäft setzt nun wieder vorwiegend auf das Modell „Click&Collect“. Dass das Terminshopping mit negativem Covid-Test von den Kunden angenommen werde, könne er sich nicht vorstellen.

Ähnlich sieht es auch Gabriele Vehrenberg-Dahlhoff, Inhaberin eines Schneidwarengeschäfts. Sie spüre weiterhin große Verunsicherung bei den Kunden. Wer etwas kaufen möchte, komme in der Regel spontan vorbei und könne dann keinen negativen Corona-Test vorweisen. Bei Click & Collect gilt: Das Produkt erhält der Kunde unkompliziert an der Ladentür.