Hüsten. Für einen selbstbewussten Weg durchs Leben: Im Resilienztraining mit Julia Pauli lernen Kinder ihre Stärken kennen.

Kinder zu „coolen Löwen“ zu machen, die ihre eigenen Stärken genau kennen und selbstbewusst ihren Weg gehen: Das ist das Ziel der Hüstenerin Julia Pauli.

Die zweifache Mutter und ehrenamtliche Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft bietet sogenannte Resilienztrainings für Kinder im Vorschul- und Grundschulalter sowie die Eingangsstufen der weiterführenden Schulen an.

Im Interview erklärt sie, wie die Trainings funktionieren und wie Erwachsene ihre Kinder am besten unterstützen können auf ihrem Weg zu einer selbstsicheren Persönlichkeit.

Sie bieten Resilienztrainings für Kinder an - würden Sie Resilienz mit psychischer Widerstandskraft übersetzen?

Julia Pauli Ja genau. Im Prinzip ist es eine Art Persönlichkeitstraining für Kinder. Wobei es nicht um ein höher, schneller, weiter geht, sondern das Ziel ist es, die Kinder zu stärken.

Warum liegt Ihnen das so sehr am Herzen?

Ich habe im Umfeld meiner Kinder immer wieder bemerkt, dass sich Kinder auf dem Schulhof und auch darüber hinaus das Leben gegenseitig oft schwer machen, zum Beispiel durch Beleidigungen. Im Training sollen die Kinder Strategien an die Hand bekommen, wie sie in solchen Situationen reagieren können. Wenn jemand zum Beispiel sagt, ihr T-Shirt sei hässlich, dann sollen sie das nicht auf ihren Selbstwert beziehen, sondern als andere Meinung ansehen und sich wegdrehen, um mit Kindern zu spielen, in deren Gegenwart sie sich gut fühlen.

Anmeldungen für offene Trainings

Julia Pauli stammt aus Hüsten und hat nach ihrem Abitur am Franz-Stock-Gymnasium Kommunikationswissenschaften, Psychologie und Germanistik in Münster studiert.

Anschließend hat sie in einer PR-Agentur und in der Unternehmenskommunikation gearbeitet.

Mittlerweile lebt sie mit ihrer Familie wieder in Hüsten, ihre beiden Söhne sind 10 und 12 Jahre alt.

Ehrenamtlich engagiert sie sich als Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft.

Pauli hat sich zur Resilienztrainerin ausbilden lassen und bietet das Training nun für Vorschul- und Grundschulkinder sowie in fünften Klassen an weiterführenden Schulen an.

Zusätzlich gibt es offene Trainings in der Kita Pusteblume und im Bremers Park, für die Familien ihre Kinder anmelden können.

Infos und Termine unter www.helden-stark.de

Eine solche Stärke ist ja auch außerhalb der Schule sinnvoll.

Auf jeden Fall. Die Kinder sollen lernen, dass sie wertvolle Menschen sind und den Fokus auf ihre Stärken legen. Je stärker und selbstbewusster ein Kind ist, desto weniger Angriffsfläche bietet es anderen, die es beleidigen oder verletzen wollen. Das Training selbst läuft sehr spielerisch ab, die Kinder sollen Spaß dabei haben. Ich habe durch die ersten Trainings gemerkt, wie wichtig das Thema ist und auch wie groß die Nachfrage ist.

Ist die Bedeutung in der Corona-Zeit noch einmal gestiegen?

Wie wir Erwachsene mussten sich auch die Kinder erst einmal an die neue Situation gewöhnen und einigen ist das sicherlich schwerer gefallen als anderen. Aber ich denke, mittlerweile ist es für alle eine neue – und hoffentlich zeitlich begrenzte – Realität geworden. Von daher ist Resilienz besonders gefragt gewesen, aber wichtig ist sie in allen Lebenslagen.

Bemerken Sie in den Trainings einen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen?

Nein, das würde ich nicht sagen. Es gibt Kinder, die schüchterner sind, und andere, die schnell gereizt reagieren – das gilt sowohl für Jungen als auch Mädchen.

Zusammengefasst: Was macht ein starkes Kind aus?

Dass es sich seiner Stärken bewusst ist, sich selbst wertschätzt und gleichzeitig Empathie für andere hat.

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Klingt simpel, ist aber eine große Erziehungsaufgabe. Wie können Eltern und Lehrer die Kinder dabei unterstützen?

Wichtig ist es, das Kind zu sehen und es ernst zu nehmen mit seinen Bedürfnissen. Kinder sollten zuhause einen sicheren Heimathafen haben, in dem sie bedingungslos geliebt werden und in dem vor allem auch ihre Gefühle anerkannt werden. Wir Erwachsene neigen oft dazu, die Gefühle von Kindern abzutun mit Sätzen wie „Jetzt sei nicht traurig“. Stattdessen sollte man ein solches Gefühl anerkennen, den Kindern zuhören, ihnen aber auch etwas zutrauen und loslassen können. Da kommt das Stichwort Helikoptereltern ins Spiel. Dass Kinder mal hinfallen, gehört eben auch zum Leben dazu und daraus lernen sie viel.

Puh, viele Anforderungen auf einmal.

Und das vielleicht Schwierigste ist es, als Eltern selbst ein gutes Vorbild zu sein. Aber ich plädiere auch für die nötige Entspanntheit. Man muss anerkennen, dass weder Eltern noch Kinder perfekt sind. Es reicht, wenn jeder das Beste gibt.