Hochsauerlandkreis. Kreispolizeibehörde legt Verkehrsbericht 2020 für den HSK vor. Raser unter Bikern sind weiterhin ein Problem.

Weniger Un­fälle, weniger Verkehrstote – der jetzt vorliegende „Verkehrsbericht 2020“ für den Hochsauerlandkreis liest sich zunächst gut – aber: Biker sind weiterhin Sorgenkinder, und eine steigende Zahl verunfallter Rad- und Pedelec-Fahrer sorgt für Handlungsbedarf bei der Polizei.

Insgesamt 8078 Verkehrsunfälle gab es vergangenes Jahr im Kreisgebiet. Die Gesamtzahl sank somit im Vergleich zu 2019 um 18,4 Prozent. Der Rückgang resultiere überwiegend aus gesunkenen Unfallzahlen in der „Kategorie 5“ (Verkehrsun­fälle mit Sachschaden/Bagatellunfälle: minus 1566), so die Kreispolizeibehörde (KPB). Unfälle mit Flucht (minus 180) und mit Personenschaden (minus 52) sind ebenfalls rückläufig.

Motorradfahrer: „Ankommen oder umkommen?“

Etwa 75 Prozent der im Hochsauerlandkreis verunfallten Motorradfahrer sind nicht im HSK wohnhaft – und können durch präventive Maßnahmen nur schlecht erreicht werden.

Mit dem Anbringen von Plakaten unter dem Motto „Ankommen oder umkommen?“ an Stellen, an denen Motorradfahrer im HSK Rast machen (u. a. Biker-Treffpunkte, Cafés, Grillstationen, Parkplätze), können auch auswärts wohnhafte Motorradfahrer präventiv erreicht werden. In den vergangenen Jahren wurden bereits eine Reihe – teil bewusst provokanter – Plakate geklebt.

Auch im laufenden Jahr werden wieder entsprechende Plakate, die zur Selbstreflektion anregen sollen, aufgehängt – Start der neuen Plakat-Kampagne ist der 19. März 2021.

Geschlossene Geschäfte und Einrichtungen, mehr Homeoffice, Kurzarbeit – Auswirkungen der Corona-Pandemie sorgten für weniger Verkehr, das führte zwangsläufig auch zu weniger Verkehrsunfällen, so Kriminalrat Thomas Vogt während der Vorstellung des Berichts. Trotzdem gab es elf tödliche Unfälle (Vorjahr: 17). Jeder Verkehrstote sei einer zu viel, betont Kripomann Vogt, derzeit auch Leiter der Direktion Verkehr – und nimmt erneut die Biker ins Gebet: Fünf der elf Todesopfer waren mit dem Motorrad unterwegs, drei davon starben, weil sie deutlich zu schnell waren. Bei insgesamt 144 Unfällen im HSK 2020 (sechs mehr als 2019), an denen ein oder mehrere Motorräder beteiligt waren, wurden außerdem 131 Biker verletzt.

Bei den insgesamt elf Verstorbenen handelt es sich um einen Jugendlichen, zwei Junge Erwachsene, fünf Erwachsene und drei Senioren. Die Opfer waren, neben den Bikern, ein Fußgänger, drei Pkw-Fahrer/Insassen, ein Lkw-Fahrer sowie eine Quad-Sozia. Einer der tödlichen Unfälle ereignete sich in Neheim, ein weiterer in Sundern.

Kinder im Straßenverkehr

Im Jahr 2020 wurde kein Kind bei einem Verkehrsunfall im Kreisgebiet getötet, es gab auch keine Unfälle auf dem Schulweg. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der verletzten Kinder von 83 auf 58. Die Anzahl der schwer verletzten Kinder stieg jedoch von 13 auf 17.

Alkohol und Drogen

Fehlende Veranstaltungen, geschlossene Diskotheken und Gaststätten, dazu regelmäßige und intensive Alkoholkontrollen führten zu einem starken Rückgang bei den Verkehrsunfällen mit Alkohol.

Um fast ein Viertel sank die Anzahl auf insgesamt 84.

Unfälle, bei denen Konsum von Drogen oder anderen berauschenden Mitteln festgestellt wurde, gab es 19 im Jahr 2020 (14 in 2019). „Das Gefahren- und Unrechtsbewusstsein beim Konsum von Alkohol und/oder Drogen im Zusammenhang mit dem Führen von Pkw ist weiterhin nicht ausreichend vorhanden“, rügt die KPB.

„Junge Erwachsene“

Die Anzahl der durch „Junge Erwachsene“ (bis 25 Jahre) verursachten meldepflichtigen Verkehrsunfälle ging von 290 im Jahr 2019 auf 261 im vergangenen Jahr zurück – wie folgt verteilt auf die zwölf HSK-Kommunen:

Arnsberg (53), Bestwig (10), Brilon (29), Eslohe (8), Hallenberg (5), Marsberg (12), Medebach (11), Meschede (43), Olsberg (16), Schmallenberg (32), Sundern (32) und Winterberg (10).

Zielgerichtete Kontrollen und präventive Aktivitäten in Schulen und an Berufskollegs (z.B. das Projekt „Crash Kurs NRW“) sollen helfen, diese Zahl weiter zu senken.

Pedelec- und Radfahrer

Stark wuchs die Zahl verletzter Pedelecfahrer – von 58 auf 95 (davon 34 schwer, 61 leicht). Die Zahl verletzter Radfahrer stieg von 125 (2019) auf 141. In diesem Bereich wird die KPB 2021 präventiv tätig.