Im neuen Neheimer Wohnviertel startet „Nickys Flohzirkus“. Tagesmutter Nicole Radloff findet eine neue Berufung.

Neheim. In „Nickys Flohzirkus“ ist viel los: Vor einigen Wochen ist die Neheimerin Nicole Radloff als Tagesmutter in die Selbstständigkeit gestartet. Sie beginnt damit ein Projekt, das einmal eine sogenannte Großtagespflege werden und das Wohnquartier am Müggenberg bereichern soll.

Es ist also die Zeit der Neuanfänge im Rusch, so auch für Nicole Radloff persönlich: Sie hat als Hausfrau und Mutter selbst zwei Kinder groß gezogen und dann viele Jahre im kaufmännischen Bereich gearbeitet. Bis sie im vergangenen Jahr ihren Job verlor und kreativ werden musste.

Generationenübergreifendes Konzept

„Wohnen und Leben am Müggenberg“ ist ein generationenübergreifendes Wohnkonzept .

Die Arnsberger Wohnungsbaugenossenschaft (AWG) will dort Wohnungen für verschiedene Zielgruppen schaffen.

Unter anderem entstehen Sozialwohnungen als auch barrierefreie Wohneinheiten .

Das Architekturbüro Konrath und Wennemar aus Düsseldorf hat die Gebäude so geplant, dass Wohnhöfe zwischen den Häusern als auch ein zentraler Quartiersplatz als Treffpunkt für die Bewohner entstehen.

Neben der Kindertagespflege sind , eine Senioren-WG und eine Bäckerei eingeplant.

Mehr Informationen im Internet unter wohnen-in-arnsberg.de

„Mit 52 Jahren musste ich plötzlich etwas Neues finden“, sagt sie. Nebenberuflich hatte sie schon viele Jahre lang Kinder betreut und ihr Umfeld ermutigte sie deshalb zur Tagesmutter-Ausbildung. Acht Wochen hat sie dafür Vollzeit gelernt und zwei Praktika absolviert – nun hängt ihr Zertifikat in den bunt dekorierten Räumen am Müggenberg, der aktuell noch eine Großbaustelle ist.

Wochentags von 8 bis 16 Uhr betreut sie jetzt ihre Schützlinge im Erdgeschoss eines der kürzlich fertig gestellten Mehrfamilienhäuser. Ein Kontrast zum Bürojob. „Ich bin jeden Tag sehr froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe und sehr glücklich damit“, sagt sie. „Die Kinder begleiten zu dürfen ist ein Geschenk, es ist eine Herzenssache für mich.“

Hohe Nachfrage nach Plätzen

Fünf Kinder im Alter von einem und zwei Jahren laufen durch die hellen und großzügigen Räume im Neubau, nebenan wird noch gebaut. Insgesamt knapp 300 Wohnungen lässt die Arnsberger Wohnungsbaugenossenschaft (AWG) bis 2030 am Müggenberg errichten. Jung und alt, Familien und Singles, Menschen mit verschieden dicken Geldbeuteln sollen hier in Zukunft leben und das Miteinander im Quartier pflegen.

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Schon jetzt bemerkt Radloff, dass sich etwas bewegt. „Durch die Kinder kommt Leben ins Viertel“, sagt sie. Vor allem die Senioren in den direkt benachbarten Häusern seien froh darüber. „Ich finde es sehr spannend und freue mich auf die Kooperation mit dem betreuten Wohnen“, sagt Radloff. Wenn das Quartier stärker bewohnt beziehungsweise die Corona-Pandemie im Griff ist, sollen Kinder und Senioren von gemeinsamen Aktivitäten profitieren.

Platz genug gibt es dafür in der 90 Quadratmeter großen Wohnung, die Radloff über das Jugendamt angemietet hat. Es gibt ein Bad, einen Schlafraum und einen großen offenen Bereich mit Küche und Spielfläche. Und: Nebenan gibt es eine weitere Wohnung mit derselben Ausstattung, zwischen beiden eine Trennwand.

Zweite Wohnung steht bereit

Die Idee ist, dass dort irgendwann eine weitere Tagesmutter oder ein Tagesvater Kinder betreut. So soll eine Großtagespflege entstehen, die berufstätigen Eltern auch in den sogenannten Randzeiten eine Kinderbetreuung ermöglicht.

Die Nachfrage nach Plätzen ist groß, es gibt sogar schon Anfragen für 2022. Nicole Radloff hat insgesamt acht Betreuungsplätze, von denen derzeit sechs belegt sind. Allerdings darf sie maximal fünf Kinder zur selben Zeit betreuen. Für sie persönlich steht nach den ersten Wochen bereits fest: Sie ist richtig in diesem Job und lernt an Samstagen aktuell noch für eine Zusatzqualifikation.