Arnsberg. Eine Protestkundgebung gegen Corona-Schutzmaßnahmen während der Pandemie findet Samstag wie beantragt in Hüsten statt. Maximal 500 Teilnehmer.

Am kommenden Samstag wird Arnsberg seine erste „Demo“ in Zeiten von Corona erleben – mit dem Ziel, die Schutzmaßnahmen in eben diesen Zeiten kritisch ins Visier zu nehmen. Wie unsere Zeitung auf Nachfrage bei der HSK-Kreispolizeibehörde erfahren hat, rechnet Veranstalter Wallid Chahrour mit etwa 500 Teilnehmern.

Zu seinen Beweggründen äußert sich der Hüstener Immobilienmakler im Text unten links – und ruft ausdrücklich dazu auf, sich im Verlauf der Demonstrationsveranstaltung an alle Regeln und Auflagen zu halten. Ordnungsgemäß beantragt wurde die Protestkundgebung bereits vor einigen Tagen – und:

Die Partei: „Bleibt zu Hause“ bei Vernunft-Demo

„Wir sind noch mehr!“, heißt es im Aufruf der Arnsberger Fraktion von „Die Partei“ zur Online-Vernunftdemo als Antwort auf die Hüstener Präsenz-Demonstration. Mit Bezug auf Slogans der Hüstener Organisatoren heißt es: „Wenn Idiotie Überhand nimmt, wird Vernunft zur Pflicht“.

Der „Partei“ geht es vor allem darum, dass die Menschen zu Hause bleiben. „Wir sind bestimmt nicht gegen Demonstrationen, halten es zum jetzigen Zeitpunkt allerdings für unverantwortlich“.

Am Samstag, 14. November, von 12-16 Uhr findet die „Vernunftdemo“ auf dem Kanal „You Tube“ statt. Der Stream wird dann auch auf dem Facebook-Kanal der „Partei“ übertragen.

„Sie wird wohl stattfinden“, wie Holger Glaremin knapp bestätigt. Einer offiziellen Genehmigung der zuständigen Polizeibehörde bedarf es dafür übrigens nicht; Verbotsverfügungen der Polizei wurden in der jüngeren Vergangenheit nicht selten von Verwaltungsgerichten gekippt. Die Demonstration am Samstag geht somit wohl über die Bühne. Veranstalter Wallid Chahrour teilte am Mittwochnachmittag mit, dass er von der Stadt grünes Licht erhalten habe.

Allerdings wurden – und werden – dem Veranstalter in Arnsberg strenge Auflagen gemacht. „Details dazu erarbeiten wir in enger Kooperation mit der Stadt Arnsberg“, so Polizeisprecher Glaremin. Die Gespräche darüber seien noch immer im Gange und würden aktuellen Entwicklungen angepasst – in einer gemeinsamen Erklärung werde man die Öffentlichkeit zeitnah vor der Demo umfassend informieren.

Hygienekonzept

Die Veranstaltung steht und fällt mit der Umsetzung der vorgeschriebenen, strengen Hygieneregeln – laut unseren Recherchen stehen folgende Auflagen bereits fest:

Die Demonstration ist für maximal 500 Teilnehmer angemeldet, sie findet am kommenden Samstag zwischen 12 und 16 Uhr auf dem Kirmesplatz an der Hüstener Riggenweide statt – die Teilnehmer dürfen dieses Gelände nicht verlassen; es wird also keinen Demonstrationszug durch Hüsten oder gar bis in andere Ortsteile geben, wie erst kürzlich in Leipzig zu sehen.

Auf dem Platz planen die Ordnungsbehörden Markierungen aufzubringen, um das Einhalten des vorgeschriebenen Mindestabstands gewährleisten – und kontrollieren – zu können. Es herrscht Maskenpflicht.

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Stichwort Kontrolle: Ordnungsamt und Polizei überwachen die Einhaltung sämtlicher Auflagen. „Verstöße werden konsequent geahndet“, erklärt Holger Glaremin, dessen Behörde von Kräften außerhalb des HSK unterstützt wird.

Bei Zuwiderhandlungen von Einzelpersonen können Platzverweise erteilt werden, halten sich mehrere Personen nicht an Abstand, Maskenpflicht, etc., wird die Demonstration sofort beendet und aufgelöst. Weitere Detailfragen wie das Aufstellen mobiler Toiletten/Möglichkeiten zur Handdesinfektion, Getrennte Wege bei Betreten/Verlassen des Geländes sowie Nachverfolgung der Teilnehmer (Listen) werden derzeit – in enger Absprache mit dem Veranstalter – noch geklärt.

Meinungen zur Demo

Wallid Chahrour (Demo-Organisator):

„Wir wollen auf das Leid der Menschen hinweisen, die neben der Pandemie auch zahlreiche weitere Einschnitte ertragen müssen“, sagt Wallid Chahrour. Der Hüstener Immobilienmakler hat zur Demonstration am Samstag in Hüsten aufgerufen. Es gehe ihm darum, „den Menschen Mut zu machen, dass es auch eine Zeit nach der Pandemie gibt“. Er möchte auf das Leid der Selbstständigen und anderer hinweisen.

Wallid Chahrour 
Wallid Chahrour  © privat

Chahrour spricht beim Corona-Virus von einer mittelschweren Grippe („das ist keine Pest!“), vor der Vorerkrankte und ältere Menschen geschützt werden müssten. Er sehe sich nicht als „Corona-Leugner!“. Unsere Zeitung fragte, ob er angesichts bestehenden Infektionsrisikos eine Demo für sinnvoll halte. „Wir haben ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sich die Teilnehmer an die Regeln zu halten haben“, so Chahrour dazu.

Zu scharfen Tönen und sogar Gewaltaufrufen in Kommentaren in sozialen Netzwerken anlässlich der Hüstener Demo verteidigt sich Chahrour. „Was einzelne Menschen und Kommentatoren in den sozialen Medien von sich geben, liegt nicht in meiner Verantwortung“, sagt er, „ich mache keinen Hehl daraus, dass wir unsere Botschaft friedlich verkünden möchten.“

Christian Stockmann (Caritasverband Arnsberg/Sundern):

„Die meisten von uns blicken schon sehr beunruhigt auf die aktuelle Entwicklung“, weiß Christian Stockmann, Geschäftsführer des Caritasverbandes Arnsberg/Sundern, „nicht nur wegen einer möglichen Ansteckung, auch wegen der Gestaltung unseres sozialen sowie beruflichen Lebens in der Corona-Krise und der bedrückenden Existenzängste in der Gesellschaft vor der persönlichen Zukunft.“

Stockmann betont, dass sich alle aber daran beteiligen könnten und müssten, diese Pandemie in den Griff zu bekommen, „um unsere Gesundheit, unser soziales und berufliches Leben zu schützen und auch wieder zu bekommen.“ Von daher hofft er, dass alle gemeinsam die Verbreitung, gerade im privaten Bereich, durch die konsequente Einhaltung der AHA + L Regeln, minimieren.

Christian Stockmann (Geschäftsführer Caritasverband Arnsberg/Sundern)
Christian Stockmann (Geschäftsführer Caritasverband Arnsberg/Sundern) © WP | privat

Dafür brauche es nicht vorrangig staatliche Verbote, sondern Eigen- und Mitverantwortung und gemeinsame Solidarität.

„Die aktuelle Entwicklung und die Herausforderungen sind nicht zu übersehen und dürfen deshalb auch nicht verharmlost werden, aber auch nicht Panik auslösen“, so Stockmann, „wenn wir alle umsichtig sind, werden wir diese Herausforderung auch bestehen. Achten wir auf uns und auf den Nächsten!“