Neheim. Schmerzgeplagten Schreibtischtätern hilft der Neheimer Dustin Hahne digital weiter - mit Tipps und Tricks eines Profis.

Mehr als seinen Laptop braucht Dustin Hahne nicht zum Arbeiten – und dabei baut der 42-Jährige gerade sein eigenes Unternehmen auf. Sein Wissen als Physiotherapeut, Fitnesstrainer und Ernährungscoach will er in Zukunft an möglichst viele Menschen weitergeben. Virtuell möchte er zu einem gesünderen Lebensstil mit mehr Bewegung animieren.

Für ihn selbst bedeutet das erst einmal das Gegenteil von Bewegung – den Großteil seiner Zeit verbringt er im Neheimer Coworking-Space. Dort hat er einen Arbeitsplatz angemietet, um seine Ideen umzusetzen. „Valogics“ heißt sein Start-up. Hahne entwickelt eine Online-Plattform mit Videos und Anleitungen für Jedermann: Es gibt Fitnessübungen, Rückentraining und Tipps zur Selbstmassage.

„Die Angebote richten sich vor allem an Leute, die viel sitzen und dadurch Verspannungen haben“, erklärt Hahne. In seinen vorherigen Jobs als Therapeut und Trainer hat er viele Menschen behandelt, deren Berufsalltag ihnen irgendwann Schmerzen bereitet. „Der Mensch ist nicht dafür geschaffen, ständig zu sitzen“, sagt Hahne. „Auf Dauer ist das schlecht für den Rücken, erst recht wenn der Arbeitsplatz nicht richtig eingestellt ist.“

Tipps zur richtigen Haltung

Da immer mehr Menschen ihren Berufsalltag am Schreibtisch verbringen, ist Hahne davon überzeugt, dass er mit seinen Themen richtig liegt. Einen Ersatz für die Behandlung vor Ort beim Physiotherapeuten sollen seine Online-Angebote nicht sein, aber eine Ergänzung und vor allem eine professionellere Alternative zu so manch anderem Online-Video.

Bewegter Berufsweg

Dustin Hahne in Hüsten aufgewachsen.

Nach dem Besuch der Realschule und der Höheren Handelsschule hat er zunächst eine Ausbildung zum Holzmechaniker gemacht und nach seiner Zeit bei der Bundeswehr auch in dem Job gearbeitet.

Doch das Handwerkliche erfüllte ihn nicht, er suchte einen Beruf, in dem er anderen Menschen helfen kann.

Das Ergebnis: Eine Ausbildung zum Physiotherapeuten.

Es folgten Jobs in einer Lungenfachklinik, als selbstständiger Personal Trainer, als Masseur in Nobel-Hotels in der Schweiz und in Hamburg sowie als Trainer in einem Fitnessstudio und einem Rehasport-Zentrum.

Jetzt arbeitet er zurück in der Sauerländer Heimat an seinem Start-Up.

„Wenn junge Leute Schmerzen oder Verspannungen haben, dann schauen sie bei Youtube und machen die Übungen nach“, sagt Hahne. Das Problem dabei: Nicht alle Anleitungen seien aus fachlicher Sicht gut und unkorrigierte Haltungsfehler beim Nachahmen können Schmerzen verstärken oder neue Beschwerden auslösen. Aus Erfahrung kennt Hahne die häufigsten Fehler und gibt in seinen Anleitungen viele Hinweise zur richtigen Haltung.

Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Nackenverspannungen – zu unterschiedlichen Themen schreibt Hahne Texte, lässt Videos aufnehmen und spricht Anleitungen ein. Das Ziel ist eine Plattform, auf der sich die Kunden nach ihren eigenen Bedürfnissen Elemente zusammenstellen können, um schnelle und einfache Selbsthilfe bei Schmerzen zu leisten.

Mut zur Unternehmensgründung

Für seine Vision gibt Hahne seit Monaten alles, ist von Hamburg zurück ins günstigere Sauerland gezogen, hat seine Ausgaben heruntergeschraubt, Geld geliehen und sich erfolgreich um ein Gründerstipendium beworben. Was wäre, wenn seine Idee trotzdem nicht aufgeht? „Ich brauche nur mein Notebook zum Arbeiten, das ist der Vorteil“, sagt er. „Und wenn das alles nicht klappt, kann ich immer noch wieder als Physiotherapeut arbeiten.“

Allzu ängstlich sollten Gründer ohnehin nicht sein, und Hahne treiben keine Zukunftssorgen um. Der Typ für ein und denselben Nine-to-five-Job bis zur Rente war er noch nie. „Sicherheit gibt es nicht, ich lebe mein Leben lieber und mache, wozu ich Lust habe“, sagt er. „Man weiß ja sowieso nicht, was morgen ist.“ Eine gewisse Struktur braucht aber auch er, um konzentriert und zielstrebig zu arbeiten, deshalb ist er froh, dass es mittlerweile auch in seiner Heimat einen Coworking-Space gibt.

Im Kaiserhaus trifft er auf andere Gründer und kann sich mit dort ansässigen Firmen vernetzen - so hat er Partner für Marketing und Videographie gefunden. „Der soziale Faktor und die professionellen Kontakte sind sehr wichtig, außerdem ist die Motivation hier höher“, erklärt Hahne. Auf die Stunden, die er in sein Projekt investiert, schaut er weniger, oft verfliegt die Zeit, wenn er an Videos arbeitet und E-Books schreibt. „Gründer sehen die Arbeit weniger als Arbeit, im Gegensatz zu manchen Angestellten, die ihre Arbeit manchmal eher als notwendiges Übel hinnehmen oder sich vielleicht sogar noch darüber ärgern.

Wertschätzung für den eigenen Körper

Hahne selbst motiviert sein Ziel: Den Kunden Wertschätzung für ihren eigenen Körper zu vermitteln und sie so dazu zu bringen, ihm etwas Gutes zu tun, bevor chronische Beschwerden entstehen. Aus seiner Sicht sind auch Unternehmer dazu aufgerufen, mehr für die Gesundheit der Mitarbeiter zu tun – mit Spannungskopfschmerzen zum Beispiel sei ein Mitarbeiter schließlich weniger produktiv.

Gemeinsame Bewegungspausen im Büro seien zum Beispiel eine gute Idee. „Die Zukunft der Arbeitswelt wird gesundheitsorientierter sein, nichtsdestotrotz liegt es immer noch an jedem einzelnen Menschen selbst“, meint Hahne. Dazu will er Anleitung geben und mit seinem Start-up so gut durchstarten, dass er Mitarbeiter einstellen und an neuen Ideen arbeiten kann.