Arnsberg. Widerspruch gegen die von Gesundheitsminister Jens Spahn angedachten Fieberambulanzen regt sich bei den Notfallmedizinern im HSK und Kreis Soest.

Widerspruch gegen Gesundheitsminister Spahn regt sich in Arnsberg. Die Notfalldienstbeauftragten der Bezirksstelle Arnsberg der Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe, widersprechen der von Gesundheitsminister Spahn geforderten Einrichtung von zentralen Fieberambulanzen.

Bezirksstellenleiter Dr. Hans-Heiner Decker hatte hierzu die für die Organisation der Notfallpraxen zuständigen Ärztinnen und Ärzte zu einer Arbeitssitzung am Montag nach Arnsberg eingeladen. Gemeinsam wurden einstimmig dezentrale, flächendeckende Behandlungskonzepte für die Bevölkerung unter Corona Bedingungen im Kreis Soest und Hochsauerlandkreis befürwortet. Zentralen Anlaufstationen wurde in der ländlichen Region eine Absage erteilt, da mit diesen eine flexible und wohnortnahe Annahme von Infektpatienten nicht in wünschenswerter Weise möglich sei. https://www.wp.de/staedte/arnsberg/corona-ticker-wichtige-infos-zum-virus-in-arnsberg-und-im-hsk-id228651485.html

Personal nicht zu stemmen

Zudem sei neben dem Praxisalltag eine zusätzliche Personalgestellung von Ärzten und Medizinischen Fachangestellten in Fieberzentren kaum zu gewährleisten. Die heimischen Ärztinnen und Ärzte -vorwiegend dem hausärztlichen Versorgungssektor angehörend - vertrauen auf die in den letzten Monaten gewonnenen Erkenntnisse und die Kraft ihrer eingespielten Arbeitsteams in den Praxen. Sie sollen die Bevölkerung mit besonderen Hygienevorkehrungen bei Infekten und Fieberzuständen auch unter Corona-Bedingungen behandeln, wie dies schon immer ihr Auftrag gewesen ist. Diese Säule der Versorgung habe im Lockdown auch dafür gesorgt, dass 6 von 7 Patienten ambulant behandelt werden konnten und so die zentralen Krankeneinrichtungen nicht unnötig belastet wurden.

Wohnortnah untersuchen

Es sei das Ziel, wohnortnah möglichst viele Hausarzt- und Kinderarztpraxen mit eingespielten Arbeitsteams in den nächsten Wochen vorzubereiten, um damit eine ggf. einsetzende Erkältungswelle unter Coronabedingungen zu bewältigen. Es mache, so Dr. Decker weiter, wenig Sinn, einerseits die Arbeitszeiten der Ärzte soeben erst durch Gesetz um fünf Stunden pro Woche zu verlängern, um diese dann doch für zentrale Aufgaben aus den Praxen wieder abzuziehen. Ständiges Sekundieren von der Seitenauslinie des Gesundheitsministeriums sei wenig hilfreich und teils verwirrend wie auch schon zu viele Gesetze am Fließband unter der Ära Spahn.

Bereitschaft werde erschwert

Damit werde die Bereitschaft vieler ärztlicher Kollegen auch nach Erreichen der Pensionsgrenze weiterzuarbeiten, eher erschwert. Für die Notfallpraxen in den Kreisen Soest und Hochsauerlandkreis werden derzeit Konzepte einer (ggf. zeitlich getakteten) Behandlungssteuerung sowohl für Kinder als auch Erwachsene entwickelt. Im Falle einer rasanten Infektionsausbreitung von Sars-Cov-2 werden von Oktober bis Dezember 2020 ggf. weitere Infektpraxen samstagsvormittags zusätzlich bedarfsabhängig eingerichtet werden. Hiermit sollen Überlastungen und Gedränge in überfüllten Wartezimmern der Notfallpraxen am Wochenende vermieden werden. https://www.wp.de/staedte/arnsberg/arnsberg-vermehrt-hinweise-von-gaesten-wegen-coronaverstoessen-id230498630.html

Kernpunkte fixiert

Kernpunkt aller Bemühungen wird aber nicht hektische Umtriebigkeit sein; vielmehr muss die konsequente Einhaltung von Abstandsregeln und Disziplin – auch beim Tragen von Mundschutz- unverändert gelten. Damit das Konzept einer wohnortnahen, dezentralen Infektbehandlung aufgehe, sei es unabdingbar, dass die lokal gültigen Detailregelungen (telefonische Anmeldung in den Notfallpraxen oder Arztpraxen, Beachtung der veränderten Zugangswege) zwingend von den Patienten respektiert und befolgt werden, betonten die Notfalldienstbeauftragten der Kassenärztlichen Vereinigung in Arnsberg.

Keine ständige Einmischung gewünscht

Eine ständige Einmischung in das „operative Geschäft“ der niedergelassenen Ärzteschaft sei – auch wenn es aus dem Gesundheitsministerium komme – nicht zielführend. Ständig neue Versorgungskonzepte zu fordern sei für die sie verkündenden Behörden oft Sekundensache, diese unter Einhaltung gewohnter Qualitätsstandards verantwortlich umzusetzen, aber hoch aufwendig, oft unwirtschaftlich und mit erhöhten Risiken behaftet. „Maß und Mitte“ müsse auch in der Gesundheitsversorgung als geltendes Prinzip beachtet und von allen Akteuren gepflegt und verteidigt werden.