Arnsberg. Parteiübergreifend setzen sich Schulpolitiker des Arnsberger Rates für einen zeitversetzten Schulbeginn ein.

Mittags am Neumarkt: Schülerinnen und Schüler drängen sich an der Bushaltestelle und warten auf ihren Bus. Dicht an dicht, mal mit Maske und oft auch nicht. Wenn die gewünschte Linie kommt, stürzen alle zur Tür und verschwinden im Bus. Von der im Schulbetrieb aufgrund der Corona-Vorgabe n streng eingeforderten Trennung der Gruppen bleibt hier nicht viel übrig. Parteiübergreifend machen sich Schulpolitiker aus dem Arnsberger Stadtrat nun für einen zeitversetzten Schulbeginn stark, um für Pandemiezeiten zu volle Schulbusse zu verhindern.

Lösung bis Herbstferien

„Bis zu den Herbstferien brauchen wir eine Lösung“, sagt Nicole Jerusalem (CDU), „wir müssen alle Anstrengungen für den Infektionsschutz vornehmen, damit kein Unterricht mehr ausfällt“. Mit Sorge schaut sie auf den Herbst und Winter und das dann drohende Infektionsgeschehen. Auch Andreas Posta (SPD) möchte „dass Bewegung in die Sache kommt“. Gemeinsam mit Verena Verspohl (Bündnis 90/Grüne) und die am Mittag verhinderte Renate Niemand (FDP) wollen sie die Diskussion um zeitversetzten Schulbeginn anstoßen.

Verena Verspohl ist als Lehrerin und Mitglied der Schulleitung des Gymnasiums Laurentianum Arnsberg nah dran am Thema. Innerhalb der Schulen hält sie so eine Umstellung des Stundenplans für machbar. „Die Klagen über volle Schulbusse kommen ja auch von den Schülern“, weiß sie. Beschwerden dieser Art gibt es zwar Jahr für Jahr zu Schuljahresbeginn, durch die Abstandsvorgaben durch Corona ist das Thema noch sensibler.

Eltern in Sorge

Auch die Stadtelternschaft hat das Thema auf den Schirm. „Uns erscheint die Situation paradox“, sagt Vorsitzende Julia Pauli, „in den Schulen herrschen strenge Regeln und in den Bussen stehen die Kinder verschiedener Stufen und Schulen dicht an dicht“. Viele Eltern würden aktuell lieber Kinder mit dem Auto zur Schule fahren. Sie selber ist froh, dass ihre Söhne zur Schule radeln können.

Die Stadt Arnsberg hat sich der Problematik bereits angenommen: „Wir sind dazu im Gespräch mit den weiterführenden Schulen, denn nur hier macht eine Entzerrung Sinn“, so Joachim Krautstein aus dem Fachbereich Schule, „anschließend werden wir die Möglichkeiten mit den Verkehrsträgern erörtern. Am 2. September, so weiß auch Verena Verspohl, soll es ein Gespräch mit den Schulleitungen geben.

RLG sieht keine schnelle Lösung

Die Verkehrsgesellschaft RLG betont, dass sie grundsätzlich ständig beim Thema volle Schulbusse nachsteuere. Auch jetzt seien Mitarbeiter an Haltestellen unterwegs und auch Busfahrer angehalten, Rückmeldungen zu geben. Ehe Busunternehmen auf zeitversetzten Schulbeginn reagieren könnten, müssten die Schulen erst ihre Konzepte erarbeiten. RLG-Sprecherin Annette Zurmühl macht aber auch klar. „So ein Fahrplan ist nicht banal. Das wird so schnell nicht gehen“. Je mehr Schulen mitmachen desto höher werde der Koordinationsaufwand. Ein funktionierender Schulbus- und Linienfahrplan sei ein lernendes und wachsendes System. „Die jetzigen Lösungen mit den bestehenden Schulanfangszeitfenstern haben sich über Jahre entwickelt“, sagt Annette Zurmühl.

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Grundsätzlich hätte die RLG Möglichkeiten zu reagieren. Durch den Einsatz anderer Fahrzeuggrößen oder aber auch Bestellung zusätzlicher Fahrzeuge durch den Schulträger. „Es wird aber auch dann weiter volle Schulbusse geben“, so Zurmühl.

Eine Frage der Kapazität

Letztendlich sei es auch eine Frage der Kapazitäten. „Es gibt eine endliche Zahl von Fahrzeugen und Fahrern“, sagt Annette Zurmühl. Insbesondere eine Schulbussversorgung mehrmals am Tag auf den kleinen Dörfern sei schwer zu realisieren.

Möglichkeiten zur Entspannung, das bestätigt Annette Zurmühl, könnten Bushaltestellen-Lotsen sein, die an den Haupteinstiegsstellen auf Einhaltung von Abständen und das Tragen von Masken achten. „Da sehen unsere Busfahrer schon, dass vielfach die Masken an den Haltestellen nicht getragen oder im Bus wieder abgesetzt werden“, sagt Annette Zurmühl.