Arnsberg. Hochschulstandort Arnsberg? Die Verwaltung will die Ruhrstadt als Kompetenzzentrum für Wald, Forsttechnik und Nachhaltigkeit etablieren.

Der Prozess ist in Bewegung: Arnsberg als Standort für eine forstwirtschaftliche Hochschule mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit ist nicht mehr nur eine Vision. Die Stadtverwaltung hat bereits eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die in Absprache mit dem NRW-Umweltministerium ein Konzept für eine Umsetzung entwickelt. „Wir sind schon sehr weit in der konkreten Ausgestaltung der Idee“, sagt Arnsbergs Bürgermeister Ralf Bittner.

Zentrale forstliche Bildungseinrichtung

Forstwirtschaftliche Hochschulen sind rar gesät. Nächste größere Standorte sind die Fachhochschule und die Universität in Göttingen, die FHs in Eberswalde, Rottenburg und Erfurt.

Das Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald in Obereimer ist am 2007 aus dem ehemaligen Forstamt Arnsberg (nur Staatswaldflächen) sowie der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadensverhütung, der Forstgenbank (jetzt: Ökologischer Waldbau und Forstgenetik) und der Waldarbeitsschule (jetzt: Forstliches Bildungszentrum für Waldarbeit und Forsttechnik) entstanden.

Mit dem Forstlichen Bildungszentrum für Waldarbeit und Forsttechnik (FBZ) in Neheim betreibt Wald und Holz NRW die zentrale forstliche Bildungseinrichtung für in Nordrhein-Westfalen. Hier stehen die Themen Forsttechnik und Waldarbeit im Mittelpunkt. Darüber hinaus finden die Angebote zur biologischen Produktion, Jagd, Recht, Ökosystemmanagement, Holzverwendung, Waldpädagogik und weitere über ganz NRW verteilt statt.

Die Arnsberger Stadtverwaltung beschäftigt sich seit einigen Jahren intensiv mit dem Thema „Nachhaltige Entwicklung“ und arbeitet an der Umsetzung der Globalen Nachhaltigkeitsziele. Zuletzt gab es hierzu wegweisende Ratsbeschlüsse. So zum einen 2016 zur Agenda 2030 und 2018 zur Arnsberger Nachhaltigkeitsstrategie. In dieser Zeit wurden auch die Kontakte der zuständigen städtischen Fachdienste sowie des Bürgermeisters zur Schwerpunkteinrichtung des Landes NRW für den Bereich Forst, das Zentrum für Wald und Holzwirtschaft intensiviert.

„Dieser fachliche Austausch und die Stärkung des Arnsberger Standortes haben uns eine enorme Dynamik für die Themen Klimaschutz, Nachhaltigkeit und den dazu notwendigen Wissenstransfer gebracht“, so Bittner. Jetzt will Arnsberg den nächsten wichtigen Schritt gehen. Die Stadt, so glaubt Bittner, bringe hierzu viele wichtige Voraussetzungen mit. „Mit der Schaffung von Hochschulbildung für den Bereich Forst und nachhaltige Entwicklung hier in Arnsberg haben wir den entscheidenden Schlüssel zur Gestaltung unserer Zukunft in der Hand. Diesen möchten wir gemeinsam drehen“, so der Arnsberger Bürgermeister.

Klimawandel und Energiewende

Dabei geht es nicht allein um den Status als Hochschulstandort - wie immer das dann im Detail aussehen würde: „Wir als Stadt wollen unseren Beitrag zu den drängenden Zukunftsfragen wie beispielsweise Waldumbau, Klimawandel und Energiewende leisten“, sagt Bittner.

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Daher arbeite die städtische Stabsstelle „Zukunftsagentur Strategie“ intensiv daran, die Gesamtstadt Arnsberg als Standort für hochschulische Bildung für die Bereiche Forst und Nachhaltigkeit zusammen mit Wald und Holz NRW und dem Umweltministerium voranzutreiben. Mut macht dabei, dass das Bestreben unter der persönlichen Begleitung durch Umweltministerin Ursula Heinen-Esser verfolgt wird. Mehrfach haben schon Treffen stattgefunden. In einem nächsten Schritt soll das Wissenschaftsministerium überzeugt werden.

„In den vergangenen Monaten haben wir für unser Ziel viel Zustimmung erfahren“, so Sebastian Witte von der städtischen Projektgruppe. „Einige Akteure aus Arnsberg, aber auch regionale Institutionen unterstützen unsere Idee. Und die Zahl der Unterstützerinnen und Unterstützer wächst.“ Die Arbeitsgruppe arbeite nun mit Hochdruck daran, die weiteren Grundlagen für den Erfolg zu schaffen, unter anderem durch die kurzfristige Bereitstellung von weiteren personellen Ressourcen.

Es gelte nun, eine erste vorliegende Skizze - und diese soll schon sehr konkret sein - zu einem Konzept weiter zu entwickeln, welches dann dem Kultur- und Wissenschaftsministerium NRW zur Verfügung gestellt werden könne. „Bei der Erstellung arbeiten wir eng mit dem Umweltministerium und dem Zentrum für Wald und Holzwirtschaft zusammen. Für diese Kooperation sind wir sehr dankbar“, erklärt Bürgermeister Bittner auf Nachfrage unserer Zeitung, „wir freuen uns darauf, gemeinsam unser Konzept mit dem zuständigen Ministerium vorzustellen und Arnsberg als einen weiteren wichtigen Hochschulstandort in den Fragen Forst und Nachhaltigkeit zu präsentieren.“

Bürgermeister werben für Standort

Die Etablierung der Stadt im Herzen des Arnsberger Waldes und am Sitz der Regionalstelle von Wald und Holz NRW inklusive des forstwirtschaftlichen Bildungszentrum für Waldarbeit und Forsttechnik in Neheim und des forstwirtschaftlichen Lehr- und Versuchsamtes in Obereimer als Hochschulstandort - denkbar sind Dependancen von Fachhochschulen und Universitäten bis zu selbstständigen Hochschuleinrichtungen - hat Bürgermeister Ralf Bittner früh in seiner im Februar 2018 begonnenen Amtszeit als Ziel ausgerufen.

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Bereits sein Vorgänger Hans-Josef Vogel, heute Regierungspräsident in Arnsberg, hat stets die Bedeutung des forstwirtschaftlichen Standorts und sein Potenzial für Arnsberg betont. Auch Veranstaltungen wie das Arnsberger Waldforum haben die Anwartschaft des Standortes auf die Rolle eines Kompetenzzentrums Wald zuletzt unterstrichen.