Viele Heimat-Check-Teilnehmer beurteilen den Arnsberger Wohnungsmarkt kritisch. Hohe Grundstückspreise schrecken bauwillige Familien ab

Arnsberg. Der Wohnungsmarkt in der Stadt Arnsberg wird von den 875 Arnsberger Heimat-Check-Teilnehmern im Durchschnitt nur mit der Note „Noch befriedigend (3-)“ bzw. 3,31 bewertet. In den Bürger-Kommentaren zu der Befragung ist viel Unzufriedenheit zu spüren, der mit einem Mangel an bezahlbaren Mietwohnungen begründet wird. Fehlende Bauplätze in Neheim erregen die Gemüter genauso wie die Modernisierung der Neheimer Innenstadt. Zum einen sind zwar viele große Geschäfte entstanden, andererseits ist auch historische Bausubstanz mit Altbauwohnungen verloren gegangen, nachdem Häuser mit Jugendstilfassaden an der Hauptstraße abgerissen wurden. Die Frage zum Wohnungsmarkt war innerhalb des Heimatchecks eine Spezialfrage, die sich nur an Arnsberger richtete. Mit der Auswertung dieser Spezialfrage endet auch unsere Serie zu den Ergebnissen des Heimat-Checks.

Hohe Grundstückspreise

Nun ein Blick in die Kommentare, die die Befragten - neben einer Note - auch abgeben konnten. Einige Leser monieren die gestiegenen Grundstückspreise für den Bau von Einfamilienhäusern. Auch beim Erwerb von Doppelhaushälften oder Reihenhäusern seien die eingerechneten Grundstückspreise bzw. auch die gestiegnen Baukosten deutlich spürbar.

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„Wohnungen und Häuser mit einer angemessenen Größe und einem angemessenen, bezahlbaren Preis sind Mangelware. Auch als Besserverdienender muss ich bei diesen Angeboten oft schlucken“, meint ein Heimat-Check-Teilnehmer, der diesen Kommentar anonym schrieb. Ähnliches ist von weiteren Bürgern zu lesen, die bezahlbares Wohnen und bezahlbares Bauland - insbesondere für junge Familien in der Stadt Arnsberg - wünschen.

„Der kleine Hartzer bleibt auf der Strecke“

Ein anderer Heimat-Check-Teilnehmer schreibt anonym: „Der Wohnungsmarkt ist desaströs. Kleine bezahlbare Wohnungen in der Innenstadt verschwinden, während sich unbezahlbarer Wohnraum stark vermehrt. Der kleine Hartzer oder Geringverdiener bleibt bei Wohnungsverlust auf der Strecke und muss in die bekannten Stadtgebiete wie Moosfelde und Gierkämpen ziehen. So trennt man die Gesellschaft. Sehr schlechte Zeiten!“

Warten auf Bergheimer Baugebiet

Ein spezielles Wohnbau-Thema greift ein ebenfalls anonym gebliebener Heimatcheck-Teilnehmer auf. Er fragt: „Wann geht es mit dem Bergheimer Baugebiet weiter, das am Sportplatz entstehen soll? Wann wird endlich die dringend notwendige Sportplatzneugestaltung durchgeführt?“ Die Kommunalpolitiker hatten in den politischen Gremien schon vor längerer Zeit danach gefragt, doch wurden sie von der Stadtverwaltung vertröstet.

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Die Schaffung von Bebauungsplänen für andere Vorhaben hatte Vorrang. So musste zum Beispiel kurzfristig ein neuer Bebauungsplan für das Klinikum-Notfallzentrum am Hüstener Karolinen-Hospital erstellt werden, nachdem ursprünglich das Notfallzentrum am Neheimer St.-Johannes-Hospital entstehen sollte, doch diese Planung dann vom Klinikum Hochsauerland aufgrund neuer gesetzlicher Vorschriften verworfen wurde.

„Vitamin B ist nötig“

Michelle Fondacaro aus Neheim, verweist auf das Problem, eine Wohnung für Single oder zwei Personen in Neheim zu finden. Bei ihrer Internet-Recherche fand sie fast nur große Wohnungen. Sie meint: „In Neheim ist es schwer, eine Wohnung zu bekommen. Wenn das ,Vitamin B’ fehlt, ist es ganz schwierig, eine Zusage für eine Wohnung zu bekommen. Im Stadtteil Arnsberg und auf den Dörfern ist das Angebot sicherlich größer.“

Jeder dritte Befragte ist zufrieden

Weitere Heimatcheck-Teilnehmer betonen, dass auch Barrierefreiheit beim Wohnungsmarkt wichtig ist. Es fehle in allen Ortsteilen an bezahlbaren und barrierefreien Wohnungen. Diesen Kommentaren stehen aber auch positive Stimmen gegenüber, die mit dem Wohnungsmarkt durchaus zufrieden sind. Denn knapp jeder dritte Umfrage-Teilnehmer (31,5 Prozent) ist mit dem Wohnungsmarkt in der Stadt Arnsberg zufrieden. 17,8 Prozent halten ihn sogar für gut und 4,2 Prozent für sehr gut. Die zufriedenen Bürger schreiben allerdings nicht, warum sie zufrieden sind.

Interview mit dem Vorsitzenden von Haus & Grund Neheim Hüsten, Gerd Schulte

Redakteur Martin Schwarz sprach mit Gerd Schulte, Vorsitzender von Haus & Grund Neheim-Hüsten, über den privaten Wohnungsmarkt.

Warum lassen private Hauseigentümer häufig Wohnungen leerstehen, statt sie zu vermieten?

Leerstände sind nicht selten auf schlechte Erfahrungen zurückzuführen, die ein Hauseigentümer mit einem Vormieter gemacht hat. Manchmal ist es auch so, dass Wohnraum im eigenen, selbst genutzten Wohnhaus nicht vermietet wird, weil er für die nächste Familiengeneration freigehalten wird. Einige Eigentümer vermieten auch nicht, weil sie den Wohnraum für den Fall freihalten wollen, dass eine Pflegekraft ins Haus einziehen soll.

Politiker haben die Stadtverwaltung aufgefordert, künftig bei einem Bauvorhaben mit vielen neuen Wohnungen eine Quote für günstigen Wohnraum festzulegen. Was halten Sie davon?

Von Quotierung halte ich nichts! Hierdurch würde die Nutzung privaten Haus- und Grundeigentums zu stark eingeschränkt. Wenn sich die Stadt Arnsberg die Schaffung von bezahlbaren, preiswerten Mietwohnungen auf ihre Fahnen schreiben will, dann sollte die Stadt auch mit gutem Beispiel vorangehen. Die Stadt könnte privaten Wohnungsbau-Investoren preisgünstig städtische Grundstücke anbieten, auf denen dann Wohnraum mit niedrigen Mieten entstehen könnte. Angesichts knapper freier Grundstücke in Innenstadtbereichen sollte man sich aber auch darüber im Klaren sein, dass insbesondere in Randgebieten preisgünstig gebaut und preisgünstig vermietet werden kann. Leider sind die öffentlichen Fördermittel des Landes so gering, dass es für private Investoren nicht rentabel ist, darauf zurückzugreifen.

Wo könnten junge Familien preisgünstig wohnen?

Der vermehrte Bau von Eigentumswohnungen in den Innenstadtbereichen hängt mit dem Wunsch vieler älterer Ehepaare zusammen, - nach Auszug ihrer Kinder aus dem Einfamilienhaus - lieber in die Stadt ziehen zu wollen, wo Geschäfte, Ärzte und Apotheken die Nahversorgung sichern. Diese freigezogenen Wohnhäuser im Altbestand könnten von jungen Familien neu bezogen werden - sei es als Mieter oder Käufer.