Arnsberg. Die Architektur des neuen Arnsberger Rathauses soll ein neues Verständnis vom Miteinander von Verwaltung, Politik und Bürgern ausdrücken.
Der Bau und die konzeptionelle Ausgestaltung des neuen Arnsberger Rathauses will Verwaltung und Politik sichtbar machen. „Die Transparenz war ein Alleinstellungsmerkmal im ausgewählten Entwurf aus dem Architektenwettbewerb“, sagt Projektleiter Michael Bartnik von der Stadt Arnsberg. Am Ende des über 40 Millionen Euro teuren und im kommenden Jahr beginnenden und zweieinhalb Jahre dauernden Umbaus soll ein offenes und einladendes Gebäude mit vielen freien Sicht- und Blickachsen stehen.
Wer heute ins Rathaus kommt, braucht gute Augen und Ohren. Der Innenraum und das Foyer eher dunkel, die meisten Büros im Hochbau hinter Türen in kahlen Fluren versteckt. Die Politik im Rat tagt hinter einer schweren Tür, die Normalbürger sich kaum zu öffnen trauen, und ist dazu in einem nicht einsehbaren Raum mangels technischer Ausstattung für Zuschauer kaum zu verstehen. Das alles aber soll anders werden - nach innen und außen.
Innen und Außen Glas
Sowohl der Hochbau mit den Verwaltungsbüros als auch der lange Anbau mit Ratssaal, Seminar-, Versammlungs- und Ausschusssitzungsräumen sowie Fraktionsbüros, der als Bürgerzentrum deklariert wird, sind mit Glasfassaden umgeben. Von außen sind durch Prallscheibe und innere Scheibe Büros und Flure zu sehen. „Das kann vor allem in der Dunkelheit durch die Beleuchtung eine lebendige Fassade erzeugen“, so Bartnik.
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Sitzen die Verwaltungsmitarbeiter somit im Glashaus? Nicht ganz: Jeder Raum der außenliegenden Büros wird eine 50 Zentimeter hohe Brüstung bekommen, von der auch die Schreibtische noch einmal einen halben Meter abgerückt sein sollen. „Ein zwischen den Scheiben angebrachter Sonnenschutz kann zudem die Transparenz nehmen“, erklärt Bartnik. Auch nach innen dominieren Glaselemente. Nicht zwischen den Büros, da stehen blickdichte Wände. Ansonsten aber sollen viele Büros vom Flur aus einsehbar sein und Blickachsen zu „Treffzonen“ hergestellt sein. „Natürlich muss es aber auch Räume mit Sichtschutz oder die Möglichkeit dafür geben“, so Bartnik.
Architektur der Offenheit
Laut des beauftragten Architekturbüros steht das „gläserne Gebäudeensemble“ als „Symbol für eine neue Offenheit gegenüber der Bevölkerung“.
In der Architektensprache wird bei dem Entwurf von einem „Stadthaus als Leuchttum“ mit eindeutiger Orientierung nach Süden zum Stadtquartier und zur angrenzenden Ruhr und dem Radwanderweg gesprochen.
„Die neue Fassade korrespondiert mit der Funktion des Gebäudes: Ihre Transparenz macht dasnach außen hin sichtbar“, so die Architekten.
Die Außenverglasung als Zeichen einer Transparenz und eines Hauses, das keine Geheimnisse gegenüber seinen Bürgern haben sollte, ist auch das dominierende Element des geplanten Bürgerzentrum-Traktes, der sich vom jetzigen Haupteingang weit nach links und auch nach rechts bis zu einem neuen Durchgang zum Parkplatz an der Ostseite öffnen wird. Der zweigeschossige Gebäudeteil wird zur Ruhrseite komplett geöffnet sein und Einblicke in die drei 75 Quadratmeter großen Seminar- und Sitzungsräume bieten. Auch das wieder von innen und außen.
„Die Räume sollen tagsüber von der Verwaltung und später nachmittags und abends von Vereinen, Institutionen und Politik genutzt werden“, erläutert Michael Bartnik. Ziel ist ein von Bürgern, Verwaltung und Politik gemeinsam genutzter Raum. Publikumsstarke städtische Dienstleistungen sollen daher hier angesiedelt werden. „Auch in den Abendstunden soll da Leben in den Raum“, so Bartnik. Auf diese Idee zahlt auch die Planung eines Gastrobereiches mit Außenflächen zur der Ruhr zugewandten Südseite ein. „Das soll keine Kantine, sondern eine Gastronomie sein, für die es sich lohnt, zum Rathaus zu kommen“, sagt der Projektleiter.
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Einsehbarer Ratssaal
Ans Kopfende des Bürgerzentrums kommt im Erdgeschoss der aus beiden Etagen innen und außen einsehbare Ratssaal. Der Raum kann bei Bedarf geteilt und für nicht öffentliche Sitzungen verdunkelt werden. Zudem ist eine Mikrofonanlage geplant - auch das ein Schritt zur „akustischen Offenheit“.