Arnsberg. Videospiele faszinieren viele Kinder und Jugendliche. Auf ein paar Dinge sollten Familien dabei achten, erklärt ein Mediencoach aus Arnsberg.
Im WP-Konsolencup des Sauerlandsports startet die heiße Phase. Sportler aus dem Sauerland haben dazu in der Corona-Zeit den echten gegen den virtuellen Sportplatz eingetauscht und messen sich an der Playstation. Die Faszination des Gamings zieht gerade in diesen Zeiten viele umso mehr in ihren Bann, weil soziale Kontakte und Freizeitaktivitäten eingeschränkt sind. Zuhause ist der Griff zum Controller auch für Kinder und Jugendliche verlockend. Aber warum eigentlich?
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„Das Faszinierende an Videospielen ist, dass man sich eine eigene Welt aufbauen kann und sie im Gegensatz zum realen Leben auch komplett selbst bestimmen kann“, sagt Norbert Plaßwilm. Der Heilpädagoge und Mediencoach arbeitet in der Arnsberger Familien- und Erziehungsberatungsstelle des Sozialdiensts katholischer Frauen. Video- und Onlinespiele sind dort immer wieder Thema.
„Sie sind eine schnelle, greifbare Freizeitbeschäftigung“, sagt Plaßwilm. „So wird auch ganz viel Langeweile vermieden.“ Außerdem lassen sich in der virtuellen Welt Erfolge erzielen, was vor allem diejenigen anziehen kann, deren Selbstbewusstsein ansonsten gering ausgeprägt ist.
Besonders gefragt seien aktuell Spiele wie „Minecraft“, in dem Spieler eine eigene 3D-Welt erschaffen und sich darin bewegen können, und „Fortnite“, bei dem Spieler entweder alleine oder in Teams antreten und in der virtuellen Welt ums Überleben kämpfen. Die Teams können sich online vernetzen und an verschiedenen Geräten von unterschiedlichen Orten aus spielen – genau das verändere mitunter auch die sozialen Kontakte unter den Jugendlichen, erklärt der Pädagoge: „Für die Jugendlichen zählt auch gemeinsames Online-Spielen als Verabredung mit Freunden.“
Schule und Sport gehen vor
Grundsätzlich ist gegen das Spielen aus Sicht des Mediencoaches auch überhaupt nichts einzuwenden. „Natürlich darf man in anderen Welten abtauchen, ob beim Spielen, beim Lesen oder in Filmen“, sagt er. Aber das Maß müsse eben stimmen. „Gefährlich wird es, wenn Kinder und Jugendliche zu sehr in diese Welten flüchten, wenn dadurch zum Beispiel die Schule leidet, Freundschaften und andere Hobbys wie Sport vernachlässigt werden.“ Sobald das der Fall sei, sollten Eltern Einschreiten.
Beratung für Familien
Die Familien- und Erziehungsberatungsstelle des Sozialdiensts katholischer Frauen ist Ansprechpartner für Eltern, Kinder und Jugendliche aus dem Stadtgebiet Arnsberg.
Informationen zum Angebot, zu Sprechzeiten und Kontaktmöglichkeiten finden Ratsuchende online unter
www.skf-hochsauerland.de
Die Initiative „Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht.“ hilft Familien aus ganz Deutschland bei der Medienerziehung.
Unter www.schau-hin.info finden Eltern unter anderem Informationen zu verschiedenen Videospielen, zum Umgang mit Smartphones und sozialen Netzwerken sowie aktuelle Tipps zum Medienkonsum in der Corona-Krise.
Grundsätzlich empfiehlt Plaßwilm den Familien in der Beratung, im Alltag zuerst Schule, Mittagessen, Hausaufgaben und Hobbys voranzustellen und erst dann noch eine begrenzte Zeit für Videospiele einzuräumen. So seien die Prioritäten schon im Tagesablauf klar. Aus der Beratung kennt er Fälle von Kindern und Jugendlichen, die sich zu stark in die Welt der Videospiele begeben haben und erst wieder ihre Freundschaften zu Gleichaltrigen aufgebaut haben, nachdem die Eltern die Spielekonsole komplett aus dem Haushalt verbannt hatten.
Doch grundsätzlich sei ein maßvoller Umgang möglich, wenn es klare Regeln gebe. Dazu zählen unter anderem fest verabredete Zeiten. „Wenn man die Zeiten für das Spielen an der Konsole oder dem PC einschränkt, braucht es allerdings auch alternative Angebote“, sagt Plaßwilm. So könnten Eltern und Kinder zum Beispiel gemeinsam überlegen, welche Sportart in Frage kommt oder gemeinsam etwas unternehmen.
Neben den Zeiten ist auch der Standort der Konsole ein Thema. Im Wohnzimmer ist die Geräuschkulisse der Videospiele bei den Erwachsenen weniger beliebt, wenn sie im Jugendzimmer genutzt wird, empfiehlt der Pädagoge zum Beispiel, abends und nachts den WLAN-Router abzuschalten. So könne erst gar keine Versuchung entstehen, heimlich weiterzuspielen.