Breitenbruch. Willi Schüttler ist Gründungsmitglied der Bruderschaft St. Hubertus Breitenbruch und erzählt vom Wunsch der Menschen nach Normalität nach Krisen.

Es ist Pfingsten 1947: Der Krieg ist seit zwei Jahren vorbei und das Sauerland befindet sich unter britischer Besatzungsmacht. Schützenfest feiern, wie es die Menschen in der Region seit Jahrhunderten gewohnt sind, hat es schon einige Jahre nicht mehr gegeben. Auch in diesem Jahr fällt das Schützenfest in Breitenbruch aus. Die Corona-Pandemie sorgt für einen Ausnahmezustand und weckt Erinnerungen.

Willi Schüttler ist Gründungsmitglied des 1947 gegründeten Schützenvereins, der 1959 offiziell die Bezeichnung
Willi Schüttler ist Gründungsmitglied des 1947 gegründeten Schützenvereins, der 1959 offiziell die Bezeichnung "Schützenbruderschaft St. Hubertus Breitenbruch" erhielt. © Wolfgang Becker

Absage wegen Corona

In diesem Jahr sind, wie überall, die Schützenfeste aufgrund der Corona-Krise abgesagt worden. So ganz „ohne alles“ wollen die Hubertus-Schützen das Pfingstfest allerdings nicht verstreichen lassen. Bereits am Donnerstagabend hatten im Beisein von Hauptmann David Schüttler und 1. Vorsitzenden Daniel Döring die Schützenbrüder Maximilian Bertram und Dirk Schüttler einen Kranz am Ehrenmal auf dem Friedhof niedergelegt. Nette Geste darüber hinaus: Daniel Döring und David Schüttler werden über Pfingsten die Königsjubilare zu Hause besuchen und ein Präsent überreichen.

Wunsch nach Normalität

Der Wunsch nach Normalität - den gab es auch damals: die Bewohner der Städte und Dörfer wollen wieder raus und trotz der Entbehrungen der harten Nachkriegsjahre das Leben genießen. So auch in Breitenbruch, wo der Wunsch nach einem Schützenverein schon seit einiger Zeit keimte. Ab 1906 wurde zwar regelmäßig ein Sommerfest gefeiert aber die Resonanz, besonders bei den Gästen, war eher verhalten und so schloss man sich Anfang der 1920er Jahren mit den Schützen aus dem Nachbarort Niedereimer zusammen. Der Zweite Weltkrieg und auch die Zeit danach unterbrachen dann jegliches Feiern. 1947 hatte dann Josef „Jupp“ Ernst, der in Arnsberg eine Drogerie betrieb, die Idee, in Breitenbruch einen Schützenverein zu gründen. Ehefrau Irmgard, geb. Hahne, kam gebürtig aus dem Dorf, wo auch beide wohnten. Fast alle Breitenbrucher Männer traten dem neuen Verein bei, der 1959 in „Schützenbruderschaft St. Hubertus Breitenbruch“ umbenannt wurde.

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Willy Schüttler (91) ist Gründungsmitglied und erinnert sich an das erste Schützenfest im Frühsommer 1947:. „Die Schützen warfen mit Steinen und Holzscheiten auf den Vogel, später wurde mit der Armbrust geschossen“, weiß Willi Schüttler noch von den Geburtswehen der Bruderschaft. Die Königswürde errang August Schlösser, der sich seine Verlobte Elisabeth Ziener zur Mitregentin auserkor.

Jetzt wäre Schützenfest - in Breitenbruch.
Jetzt wäre Schützenfest - in Breitenbruch. © Aline Rinke | Aline Rinke

Schabernack beim Fest

Auch zu jenen Zeiten wurde auf dem Schützenfest so mancher Schabernack getrieben. „Das Bier wurde mit Stangeneis von Korten ‚Wassermann‘ gekühlt“, erzählt Willi Schüttler. Und in jedem Dorf gab es jemanden den man „auf dem Kieker“ hatte. So wohnte auch in Breitenbruch eine Person, die gerne „auf lau“ ihr Bierchen trank und sich lieber einladen ließ als zu bezahlen. „Wir haben ihm dann angeboten, je länger er auf dem Eis sitzenbleibt, desto mehr Bier spendieren wir ihm“, lacht Willy Schüttler noch heute über diesen Spaß. Wie lange der „Schnorrer“ sein Hinterteil gegen ein paar Pils „eingetauscht“ hat, weiß Willy Schüttler leider nicht mehr.

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Der Höhepunkt seiner Schützenlaufbahn nahte auf dem Schützenfest 1967, auch wieder Pfingsten und auch wieder Feststimmung im Dorf und die Spannung war groß, wer denn den Königsschuss macht. „Natürlich wollte ich gerne mal mitschießen, aber wir hatten gerade die Baugrube für unser neues Haus ausgeschachtet“, ist Willi Schüttler noch so gar nicht mit sich im Reinen, als er den Weg zur Vogelwiese antritt.

WP-Schützenhilfe- Insgesamt 10.000 Euro zu gewinnen

Wer kann mitmachen?

Alle Schützenvereine der Region. Egal, ob der Vorstand, die einzelnen Kompanien, die Jungschützen, das Tambourkorps oder andere Gruppen die Initiative ergreifen und die Bewerbung an den Start bringen.

Womit kann man sich bewerben?

Die Bandbreite ist groß. Uns interessiert: Wie werden zurzeit gemeinsame Aktionen im Verein durchgeführt? Welche lustigen, kreativen Aktionen gibt es? Was wird zu den eigentlichen Schützenfesten gemacht? Welche Innovationen und Zukunftskonzepte gibt es für die Zeit nach Corona?

Wie kann man sich bewerben?

Ab sofort ist die Seite www.wp-schuetzenhilfe.de freigeschaltet. Hier können Vereine in Wort, Bild oder Video ein eigenes Profil anlegen und Infos zu ihren Aktionen und Ideen hochladen. So wird das Ganze auch zu einer Ideenbörse für alle Vereine der Region.

Wie läuft der Wettbewerb?

Vom 17. bis 31. August kann in einem Online-Voting über die Ideen abgestimmt werden. Das Gesamtergebnis setzt sich zu 70 % aus dem Voting und zu 30 % aus dem Votum einer Jury (WP, Veltins, Sauerländer Schützenbund) zusammen.

Was gibt es zu gewinnen?

Es gibt insgesamt 10.000 Euro zu gewinnen. Gewertet wird in zwei Kategorien: „Kommunikation“ und „Konzept“. Platz 1 wird mit je 2500 Euro honoriert. Für Platz 2 gibt es 1500 Euro, für Platz 3 1000 Euro. Zusätzlich spendiert Veltins je 50 Liter Bier für Platz 1-3.

Ehefrau Erika hatte wohl schon so eine Ahnung und verabschiedete ihren Willi mit den mahnenden Worten: „Du wirst heute doch wohl keine Dummheiten machen“. Die Schützenbrüder hätten dann aber den Bann gebrochen und ihn immer wieder gedrängt „Willi, schieß mit, wenn das neue Haus einmal steht, hast du kein Geld mehr“.

Schützen-Gene in der Familie

Willi Schüttler hat die Liebe zum Schützenwesen von seinem Vater geerbt und dieses Brauchtum an die nächsten Generationen weitergegeben. So regierten sowohl seine beiden Söhne Wolfgang (1989) und Hans-Georg (1997) als auch die Enkel Dirk (2009), Philipp (2012) und David (2014) mit ihren Partnerinnen das Schützenvolk des Dorfes.