Neheim. Homeoffice kann Ursache für Rücken- und Nackenschmerzen sein. In Neheim bieten ein Unternehmen und eine Physiotherapiepraxis digitale Hilfe an.

Für den Arbeitsschutz ist Ergonomie am Arbeitsplatz ein wichtiges Thema. Das Thema Gesundheit sollte in Büros längst Einzug gehalten haben. Gut eingestellte Bildschirmhöhen, Bürostühle und Schreibtischhöhen verhindern orthopädische Beschwerden. Im Homeoffice, in das das Coronavirus derzeit viele Menschen zwingt, ist alles anders. „Zu Hause sitzt du acht Stunden auf dem Hintern“, erzählt Fabian Fischer von der Neheimer IT-Firma Nexoma, „in der neuen improvisierten Situationen muss dir nach ein paar Tagen alles wehtun“. Aus dieser Erkenntnis entstand eine Idee: Digital vermitteltes Homeoffice-Workout soll für Entspannung sorgen.

Oft Rückenschmerzen

„Nach zwei, drei Tagen Homeoffice haben sich bei uns Mitarbeiter über Rückenschmerzen beklagt“, erzählt Fabian Fischer. Die gewohnte gute Büro-Ergonomie ist bei der Arbeit am Esstisch, auf der Terrasse oder auf der Couch nicht gewährleistet. „Da arbeitet man ja meist dort, wo man etwas Ruhe vor der Familie hat“, erzählt Physiotherapeutin Sandra Fischer (32). Eine kurze Nachfrage bei anderen Firmen brachte schnell die Erkenntnis: „Über dieses Problem berichten derzeit fast alle“.

Jaqueline Blanke zeigt im Zoom-Chat Übungen gegen Beschwerden des Homeoffice.
Jaqueline Blanke zeigt im Zoom-Chat Übungen gegen Beschwerden des Homeoffice. © Martin Haselhorst

Fabian und Sandra Fischer nutzten seinen kurzen Draht. Das Ehepaar überlegte, wie man helfen kann. In der vergangenen Woche wurden erstmals Bekannte und Freunde zum ersten Homeoffice-Workout eingeladen. Physiotherapeutin Jaqueline Blanke lud im Zoom-Videochat eine Viertelstunde lang zum Mitmachen ein. Die 22-jährige arbeitet in der Physiotherapiepraxis Haase, die Sandra Fischer im kommenden von ihrem Vater übernehmen wird. Am Mittwoch startet der zweite Durchgang - als freies Angebot für maximal 100 Teilnehmer.

Ausgleich zur ungewohnten Haltung

Von der Notwendigkeit solcher Übungen sind Jaqueline Blanke und Sandra Fischer überzeugt. „Man braucht einen Ausgleich zu den Bedingungen im Homeoffice“, sagen sie, „viele haben jetzt ja gar keine Bewegung mehr“. Die Wege zur Arbeit, vom Parkplatz ins Büro und in der Mittagspause entfallen oft. Und nicht jeder hat Sport neben der Arbeit fest auf dem Tagesplan.

Das Ziel des Workouts: Den Körper in Bewegung bringen, beanspruchte Partien zu kräftigen, Haltungsschulung und Lockerung. Großes Augenmerk liegt auf der Schulterpartie. „Die ist eindeutig am anfälligsten!“ Viele Klagen gibt es über Nacken und Rückenschmerzen - ausgelöst zum Beispiel durch zu weit vorgeneigte Haltungen beim Arbeiten am Laptop.

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„Spannendes Projekt“

Bei der Firma Nexoma ist geplant, das digitale Bürofitness-Workout auch über die Coronazeiten hinaus fest mit einem zweiten Termin in der Woche zu etablieren. „Das ist für die Zukunft sicher eine ideale Ergänzung“, sagt Fabian Fischer (30).

Für die Physiotherapiepraxis Haase ist das jetzt freie Workout „ein spannendes Projekt“. Klar doch, dass überlegt wird, ob und wie sich daraus auch ein Geschäftsmodell entwickeln kann. „Für uns ist das auch eine Chance in der Krisenzeit“, sagt Sandra Fischer. So ein Programm könnte ja auch von Firmen auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt gebucht werden.

Tipps für gesundes Homeoffice

Die Physiotherapeutinnen Sandra Fischer und Jaqueline Blanke geben Bewegungstipps für verspannte Homeoffice-Beschäftigte.

Mehrmals täglich aus der Sitzhaltung lösen. „Einfach mal aufrichten und ein paar Schritte auf der Stelle“, sagt Jaqueline Blanke. Das ersetzt dann die kurzen Wege im Büro an den Schreibtisch der Kollegen oder zur Kaffeemaschine.

Verspannungen treten oft im Oberkörper und in den Schultern auf. Die Physiotherapeuten raten, häufiger zwischendurch einmal die Schultern in verschiedene Richtungen kreisen lassen. Dann lockern und die Übungen wiederholen.

Während der Arbeit im Homeoffice die Sitzposition häufiger wechseln und ab und an ein paar koordinative Übungen einbauen.

Die Wirbelsäule und die Arme in verschiedene Richtungen strecken. „Da kann man sich auch hinstellen und dann einfach mal nach vorne hängen lassen“, erklärt Jaqueline Blanke.

Den Hals als Ausgleich zu statischen Haltungen mobilisieren. Den Kopf vorsichtig in verschiedene Richtungen neigen und auch rotieren lassen. „Wichtig dabei ist aber eine gerade Haltung und dass die Übungen sehr langsam ausgeführt werden“, so Sandra Fischer.

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