Neheim. Neheimer Physiotherapeutin Carmen Zimmermann sucht in Corona-Krise neue Wege zu atienten und setzt auf deren Eigenverantwortung für Gesundheit.
Schönreden will sie diese Zeit nicht. „Alle jammern, aber ich will Mut machen“, sagt Carmen Zimmermann. Die in Neheim selbstständige Physiotherapeutin nutzt den Moment, um lange gehegte Ideen voranzutreiben. „Corona ist mein Turbo, mich vom klassischen Gesundheitssystem unabhängig zu machen“, sagt sie. Basierend auf ihren physiotherapeutischen Fähigkeiten will sie den Menschen ganzheitliche Wege zum Wohlbefinden aufzeigen.
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Praxis geschlossen
Corona traf auch Carmen Zimmermann: „Mir geht es wie allen anderen auch, meine Patienten sagen ihre Termine aus Angst vor einer Corona-Infektion ab“, erzählt die Neheimerin. Besondere Schutzmaßnahmen einhalten kann sie kaum, weil es schwierig ist, wirksamen Mundschutz zu besorgen. Sie schloss in der vergangenen Woche ihre Praxis.
„Ich möchte allen meinen Kollegen und Kolleginnen aus jedem therapeutischen Bereich jedoch Mut machen!“, sagt sie, „es gibt auch andere Wege, wie wir unsere Kunden in dieser Zeit erreichen können“. Manuell arbeiten klappt gerade nicht. „Seit einigen Jahren bin ich dabei, meine Arbeit auch online anzubieten“, erzählt sie. Gerade erst hat sie einen diese Selbstlern-Online-Kurs fertig gestellt.
Neue Formate ausprobiert
Hierbei geht es rund um das Thema „Nacken“. Zusammengestellt hat sie fast fünf Stunden Video- und Audiomaterial und ein Arbeitsbuch, so dass jeder, ganz bequem von zu Hause aus, Übungen machen kann. „Das Besondere ist, dass ich den Menschen ganzheitlich betrachte“, erzählt Carmen Zimmermann, „in diesem Kurs lernt jeder, die tiefen Ursachen seiner Beschwerden, anzugehen. Stress zu reduzieren, den Druck aus dem eigenen Leben zu nehmen“.
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Zusätzlich gibt die Physiotherapeutin viele Tipps, die jeder ganz leicht umsetzen kann, damit der Körper mit Bewegung, Sonnenlicht, frischer Luft und Nährstoffen gut versorgt wird. „Also eine Mischung aus mentalem und körperlichem Training“, so die 43-Jährige.
Online-Sitzungen
Gestartet hat sie nun auch erste Online-Sitzungen zu verschiedenen Themen. „Eine Dame hat sich zum Beispiel wegen ihrer Beckenbodenprobleme bei mir gemeldet“, erzählt sie, „ein Beckenbodentraining kann wunderbar und ganz individuell abgestimmt, online durchgeführt werden“. Natürlich muss auch sie nun dazulernen. Sie beschäftigte sich intensiv mit sozialen Medien und auch der SEO-Optimierung, um mit ihren Inhalten über die Suchmaschine Google auffindbar zu sein. „Da habe ich echt bei Null angefangen“, erzählt sie.
Philosophie der Eigenverantwortung
Carmen Zimmermann treibt aber an, dass sie in all dem einen Weg sieht, ihre Philosophie von Physiotherapie umzusetzen. „Ich möchte die Menschen in Eigenverantwortung bringen“, sagt sie. Genau das fehle aus ihrer Sicht im klassischen Gesundheitssystem allzu oft: Da kommen über Jahre immer dieselben Patienten, reichen ihre Rezepte ein, besuchen sechs Termine und kommen nicht wirklich weiter. Die Neheimer Physiotherapeutin will mehr Eigeninitiative fördern. „Vielfach sind die Erkrankungen und Symptome ja chronisch“, so Carmen Zimmermann, „ich wünsche mir, dass ich die Patienten dazu kriege, sich aktiv zu bewegen“.
Viele Fort- und Weiterbildungen besucht
Carmen Zimmermann ist 43 Jahre und selbstständige Physiotherapeutin mit einer Praxis in Neheim.
Sie ist alleinerziehende Mutter einer zehnjährigen Tochter.
Ihr Staatsexamen hat sie 1999 gemacht. Selbstständig ist seit 16 Jahren, mit kleiner Unterbrechung von rund eineinhalb Jahren.
Neben ihrer physiotherapeutischen Ausbildung ist Carmen Zimmermann als tiefenpsychologische Gesundheitsberaterin qualifiziert. Weitergebildet hat sie sich im Bereich „Gedankenkontrolle“ (z.B. bei Angstzuständen) und Onlinemarketing.
Bei der Beckenbodenproblematik klappe das sehr gut. „Da ist der Leidensdruck auch sehr groß“, so Carmen Zimmermann. Als tiefenpsychologische Gesundheitsberaterin will sie auch am Bewusstsein der Patienten für ihren eigenen Körper und an Faktoren der Genesung oder Linderung arbeiten. „Natürlich will und darf ich keine Heilversprechen abgeben“, so Zimmermann. Das Problem: Mit den Krankenkassen abrechnen kann sie nur die Arbeit direkt am Patienten. Video- und psychologische Beratung werden nicht abgerechnet – egal,wie wirksam sie am Ende auch gewesen sein mögen.
Standbein behalten
So hat auch sie, die bei allen neuen Plänen ihr physiotherapeutisches Standbein behalten möchte, ihre Verluste durch die Corona-Krise. „Das kommt zeitverzögert, wenn nun die Einnahmen fehlen“, weiß sie. Zum Glück betreibt sie ihre Praxis alleine und muss kein Personal bezahlen. „Es geht nur um meine bloße Existenz“, sagt sie.
Aber schnell Themawechsel: Jammern will sie ja nicht, sondern lieber neue Wege einschlagen.