Neheim. In seiner tierärztlichen Praxis für Kleintiere in Neheim setzt Kai Winter auf eine ganze Reihe selbst aufgestellter Regeln im Kampf gegen Corona.

Das Coronavirus macht heimischen Haustierbesitzern gleich doppelt zu schaffen: Müssen sie sich doch nicht nur um ihre Lieben auf zwei Beinen sorgen, sondern auch um ihre Vierbeiner. Doch mit Blick auf „haarige Mitbewohner“ wie Hunde oder Katzen eine gute Nachricht gleich vorab: „Zum jetzigen Zeitpunkt und Erkenntnisstand sind unsere Haustiere nicht ansteckungsgefährdet“, sagt der Neheimer Veterinär Kai Winter im Gespräch mit dieser Zeitung.

Auch die Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO sehen das so – Zitat: „Es gibt keine Hinweise darauf, dass Haustiere wie Katzen und Hunde infiziert wurden oder das Virus verbreiten könnten, das COVID-19 verursacht.“ (mehr dazu in der Infobox).

Trotzdem können Tiere aber erkranken – und müssen dann in einer Tierarztpraxis vorstellig werden. Dabei kommt es zwangsläufig auch zur Begegnung von Arzt und Tierbesitzer(n). Einheitliche Regelungen, wie damit umzugehen ist, gibt es derzeit (noch) nicht. Mehrere Anrufe bei Veterinärämtern auf Kreis- und Landesebene hätten für ihn am Montag keine Erkenntnisse gebracht, berichtet Kai Winter. Die HSK-Kreisverwaltung erklärte auf Anfrage, die Tierärztekammer sei für Vorgaben zuständig. Doch der Neheimer hat sich bereits im Vorfeld Gedanken gemacht – und daraus Regeln für sein Team, seine Patienten und deren Besitzer entwickelt: „Die Frage, wie mit dem Coronavirus umzugehen ist, steht zurzeit an erster Stelle – auch für uns als Betrieb“, so Kai Winter.

Hygienemanagement

Für die Praxis in der Burgstraße wurden bereits einige Maßnahmen ergriffen – damit „Kundschaft“ und Praxisbelegschaft ein sicheres Gefühl haben können. Dazu zählt natürlich das Hygienemanagement: Desinfektionsmaßnahmen sind zusätzlich noch einmal für die gesamte Praxis verstärkt worden. Türgriffe und Kontaktstellen werden turnusmäßig desinfiziert. Auf das höfliche, aber gefährliche „Hand geben“ wird natürlich verzichtet.

Coronaviren bei Tieren

Coronaviren bei Tieren sind keine Seltenheit.

Beim SARs-Ausbruch 2004 waren in China Zibetkatzen als Überträger des Virus ausgemacht worden.

Beim Mers-Coronavirus 2012 waren es Dromedare, von denen die Viren auf den Menschen übertragen wurden.

Hauskatzen können ebenfalls Coronaviren haben, die dann die Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) verursachen
können, eine Bauchfellentzündung, die ausschließlich Katzen befällt.

Bei Schweinen wird die epizootische Virusdiarrhoe durch ein Coronavirus ausgelöst – auch diese Erreger stellen für den Menschen keine Gefahr dar und sind klar von SARS-CoV-2 zu unterscheiden.

Für Besuche zur Behandlung in der Praxis gilt eine Regel, die mittlerweile auch fast alle Humanmediziner beherzigen: „Bitte melden Sie sich bei uns an, bevor Sie kommen möchten, damit wir Ihnen ein Zeitfenster zuweisen können“, heißt es auf der Internetseite der Praxis (https://www.vets4u.de/ ).

„Auch wenn wir normalerweise eine offene Sprechstunde führen, sollte es so möglich sein, Sie als Kunde zu leiten“, erläutert das Team dieses Prozedere – das sich im „Corona-Alltag“ bisher bewährt hat.

Vor allem, weil das Wartezimmer recht klein ist, sind die Tierarzthelferinnen stets bemüht, es unter keinen Umständen bis auf den letzten Platz zu füllen, sondern die Kontaktmöglichkeiten so gut es geht zu verringern -- auch, wenn das vermehrt zu -- teils längeren -- Wartezeiten führt. Außerdem sollten möglichst wenige Personen das Tier zum Arzt begleiten. Hundebesitzer können die Wartezeit mit einem Gassigang überbrücken und werden informiert, sobald sie an der Reihe sind. Katzen und andere Haustiere nimmt das Team entgegen – ihre Besitzer können sich ohne Tier die Beine vertreten.

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„Wir geben unser Bestes, um Ihnen und Ihren Tieren fachgerechte medizinische Hilfe zukommen zu lassen. Zuversicht und ein geregelter Ablauf sollten uns ermöglichen, diese unsicheren Zeiten gemeinsam gut zu überstehen“, so Kai Winter.