Arnsberg. Der Wohnbauflächenverbrauch in Arnsberg soll weiter sinken. Derzeit liegt er bei 6,9 Hektar pro Jahr. Ein Blick auf die Strategie der Stadt.

Alarmsignal mit 16 Buchstaben? Flächenverbrauch! Erst kürzlich wurde im Bundestag ein konkretes Ziel formuliert (siehe Infobox). Fakt ist aber: Die Anzahl größerer, unzerschnittener, verkehrsarmer Räume hat in den vergangenen Jahrzehnten drastisch abgenommen. Neubauten zerstören immer mehr natürliche Flächen – auch in Arnsberg? Wir haben bei der Stadtverwaltung nachgefragt:

„Die Verringerung des zusätzlichen Verbrauchs von Flächen außerhalb der Siedlungsbereiche ist bereits seit gut 20 Jahren als Ziel in der Arnsberger Stadtentwicklungspolitik verankert“, erklärt Stephanie Schnura. Naturräume sollen geschützt, Versickerung von Regenwasser in den Untergrund ermöglicht und landwirtschaftliche Flächen gesichert werden, so die Sprecherin der Stadtverwaltung weiter.

6,9 Hektar im Schnitt

Der durchschnittliche jährliche Wohnbauflächenverbrauch (brutto) in Arnsberg lag zwischen 2014 und 2018 bei 6,9 Hektar. Die aktuellen Zahlen zu 2019 liegen im Moment noch nicht vor.

Die Umwandlung von Freifläche für Siedlungen/Verkehrswege wird als Flächeninanspruchnahme oder allgemein als Flächenverbrauch bezeichnet und ist nicht mit Flächenversiegelung gleichzusetzen.

Bis 2030 soll der Flächenverbrauch für Siedlungs- und Verkehrszwecke bundesweit auf unter 30 Hektar pro Tag verringert werden. Aktuell sind es bundesweit 62 Hektar, in NRW 10 Hektar pro Tag.

Als erste Maßnahme wurde schon in den 1990er Jahren eine Befragung aller Eigentümer von innerörtlichen Baulücken, die noch bebaut werden könnten, durchgeführt. „Leider war das Ergebnis nicht zufriedenstellend, da nur wenige solcher Grundstücke in der Folgezeit entwickelt werden konnten...“, heißt es dazu rückblickend aus dem Arnsberger Rathaus. In den Folgejahren entwickelte die Verwaltung darum eine vielschichtige Strategie zur Aktivierung innerörtlicher Baulandpotenziale:

Zunächst wurde das Wohnbaulandkataster erarbeitet (seit 2005 als öffentliches Serviceangebot auf der Homepage der Stadt Arnsberg abrufbar: https://www.o-sp.de/arnsberg/kataster/start.php ). Karten zeigen, welche Baulücken bebaubar wären, da sie planungsrechtlich/erschließungstechnisch gesichert sind. Immerhin werden derzeit 900 dieser Potenzialflächen aufgeführt. Allerdings handelt es sich überwiegend um Privateigentum, das oft nicht zum Verkauf steht.

Eigentümer von Baulücken erhalten Post von der Stadt

In den nächsten Wochen werden Eigentümer von Baulücken von der Stadt angeschrieben und um Auskunft über eventuell bestehende Verkaufsabsichten gebeten; Ziel ist es, verlässliche Aussagen über Potenzialflächen zu erhalten.

Weitere Prinzipien für die Wohnbaulandentwicklung in Arnsberg:

Vorrang der Innen- vor der Außenentwicklung – über ein Siedlungsflächenmonitoring wird überwacht, wie die tatsächliche Wohnbaulandentwicklung verläuft. Bedarf und Verbrauch werden bilanziert, um rechtzeitig auf Fehlentwicklungen reagieren zu können. Diese Vorgehensweise ist auch Teil des Handlungskonzeptes „Zukunft Wohnen in Arnsberg“: „Innen- vor Außenentwicklung“ ist dort sowohl für die Zentren als auch für die Dörfer als Grundsatz verankert.

Mindergenutzte Grundstücke

Innenentwicklung nimmt dabei nicht nur unbebaute, potenzielle Wohnbaugrundstücke ins Visier, sondern durchaus auch bebaute, mindergenutzte Grundstücke. In Arnsbergs Zentren wird eine höhere bauliche Dichte vor allem für den Mietwohnungsbau angestrebt.

Neuausweisung von Wohnbauland soll so eingeschränkt werden.

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Die Stadtverwaltung geht außerdem aktiv auf Eigentümer größerer geeigneter Flächen – bestehend aus mehreren Grundstücken im Innenbereich – zu. Bei Interesse erhalten diese Hilfestellung mit dem Ziel, dort Wohnbebauung zu entwickeln. Trotz eines meist längeren Entwicklungszeitraums konnten in den vergangenen drei Jahren auf diese Weise fünf Hektar Wohnbaulandpotenzial aktiviert werden.

Weitere Beiträge zur Vermeidung zusätzlichen Flächenverbrauchs:

Qualifizierung /Wiedernutzung

– Qualifizierung und/oder Wiedernutzung von bestehenden Gebäuden und Wohnungen (Bespiel: das Beratungsnetzwerk KiQ, mit dem Eigentümer in Hüsten-Mitte Unterstützungsangebote zur Bewirtschaftung ihrer Immobilien erhielten).

Eigenheimakademie

– Gemeinsam von den Stadtwerken, der Sparkasse Arnsberg/Sundern und der Verbraucherzentrale entwickelt, liefert die Beratung „Eigenheimakademie“ zukünftigen Eigenheimbesitzern bereits vorab Informationen über diese Strategie.

Umnutzung/Umwidmung

– Heterogene Quartiere oder Brachflächen in guten Lagen, die sich auf den ersten Blick nicht als weiter entwickelbare Wohnquartiere aufdrängen, werden auf Umnutzungs- oder Umwidmungspotenziale hin „abgeklopft“ (Beispiel: die Entwicklungsstudie „Produktiver Stadtteil Unterhüsten“).