Bruchhausen. Pfleiderer-Mitarbeiter fordern Reallohnzuwachs in Tarifverhandlungen. Durch Effizienzprogramm fielen bereits 10 von 31 Stellen in Bruchhausen weg.

Um ihrer Tarifforderung nach sechs Prozent mehr Lohn Nachdruck zu verleihen, zogen am Freitagmittag in einem 90-minütigen Warnstreik rund 200 Pfleiderer-Mitarbeiter aus Früh- und Spätschicht vors Werkstor. Der Bruchhausener Betriebsratsvorsitzende Wulf Hauenschild bezeichnete das vom Arbeitgeber angebotene Lohnplus von 2 Prozent in 2020 und 1,5 Prozent in 2021 als völlig unzureichend. Denn bei einer Inflationsrate von fast zwei Prozent gebe es keinen spürbaren Reallohn-Zuwachs für die Kollegen.

Warnstreik an allen fünf deutschen Standorten

Am Freitag, 31. Januar, von 13.15 bis 14.45 Uhr traten Mitarbeiter aus allen fünf Pfleiderer-Werken in Deutschland zeitgleich in einen 90-minütigen Warnstreik. Die deutschen Pfleiderer- Werke befinden sich in Neumarkt, Arnsberg-Bruchhausen, Baruth, Gütersloh und Leutkirch.

Zum Warnstreik rief die IG Metall auf, in der die Gewerkschaft Holz und Kunststoff integriert ist.

Die Forderungen der IG Metall und der Pfleiderer-Betriebsräte lauten: 1. Entgelterhöhungen von 6 Prozent für eine Laufzeit von 12 Monaten, mindestens jedoch 170 Euro mehr im Monat. 2. Überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütungen. 3. Eine zusätzliche Sonderzahlung von 1000 Euro (alternativ: freie Tage)

Hauenschild verwies auch darauf, dass die Pfleiderer-Belegschaft immer produktiver arbeite. „Wir sind aber nicht das Sparschwein der Gesellschafter. Wir wollen auch unseren Anteil haben, das ist nur gerecht“, sagte Hauenschild unter starkem Beifall und fügte an: „Alles wird teurer - wir auch!

Wulf Hauenschild , Betriebsratsvorsitzender im Bruchhausener Pfleiderer-Werk, bei seiner Rede vor den Kollegen, die die Arbeit niederlegten
Wulf Hauenschild , Betriebsratsvorsitzender im Bruchhausener Pfleiderer-Werk, bei seiner Rede vor den Kollegen, die die Arbeit niederlegten © Martin Schwarz | Martin Schwarz

Der Betriebsratsvorsitzende erinnerte auch an den seit Jahren wachsenden Lohnabstand der Pfleiderer-Beschäftigten zum sonstigen verarbeitenden Gewerbe. „Das kann so nicht weitergehen. Deshalb sind wir heute in einen Warnstreik getreten. Einen Warnstreik hat es über 20 Jahre lang bei uns in Bruchhausen nicht mehr gegeben“, sagte Hauenschild.

Pfleiderer seit 2005 nicht mehr im Flächentarif

Bereits seit 2005 ist Pfleiderer kein Unternehmen mehr, für das der Flächentarifvertrag gilt, den Arbeitgeber und IG Metall aushandeln. An dessen Stelle ist bei Pfleiderer ein Haustarifvertrag getreten, für den nicht automatisch die Ergebnisse der IGM-Flächentarifabschlüsse gelten. So ist es dann zu verstehen, dass sich auch die Betriebsräte aller fünf deutscher Pfleiderer-Werke in den aktuellen Haustarifverhandlungen dafür einsetzen, dass auch bei Pfleiderer die Regelung einer Sonderzahlung mit der Alternative zusätzlicher freier Tage eingeführt wird. Bei der dritten Verhandlungsrunde am Montag, 3. Februar, werden deshalb die Betriebsräte und die Geschäftsleitung auch über Sonderzahlung / freie Tage verhandeln. Auf diese Verhandlungen stimmte die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Arnsberg, Carmen Schwarz, die warnstreikenden Pfleiderer-Mitarbeiter mit einer kämpferischen Rede ein.

440 Mitarbeiter starke Belegschaft

Die rund 440 Pfleiderer-Mitarbeiter (inklusive Auszubildende) im Bruchhausener Werk umtreibt neben den Tarifverhandlungen auch ein von der Unternehmensleitung initiiertes Effizienzprogramm zur Optimierung der Geschäfts- und Produktionsprozesse. „Hierbei geht es um den Abbau von 31 Arbeitsstellen“, berichtet Wulf Hauenschild. Etwa zehn dieser 31 Stellen seien bereits sozial verträglich (zum Beispiel über Ruhestand oder Fluktuation) abgebaut worden. Der Personalabbau gehe quer durch alle Abteilungen - von der Verwaltung bis zur Produktion. Wie sich der Personalabbau nun fortsetzen werde, sei derzeit nicht absehbar. Es sollen neue Maschinen angeschafft werden, die mit weniger Personal auskommen. Wann diese Maschinen in Betrieb genommen würden, stehe aber noch nicht fest.

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