Arnsberg. Die Infektionsstation des Marienhospitals Arnsberg im Klinikum Hochsauerland sieht sich gerüstet für Fälle wie die Coronavirus-Erkrankung.
Die Infektionsstation des Marienhospitals Arnsberg im Klinikum Hochsauerland sieht sich auf gegebenenfalls hier in der Region auftretende Erkrankungen mit dem Coronavirus vorbereitet. „Diese Station ist gerüstet für solche Fälle“, sagt Klinikumsprecher Richard Bornkessel auf Nachfrage unserer Zeitung. Das Team in Arnsberg sei bei Bedarf voll einsatzbereit und „in der Lage mit diesem Virus befallene Patienten zu behandeln“.
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Aktuell, so Bornkessel am Mittwochmorgen, seien aber noch keine Patienten mit dem Verdacht auf die Infektion mit dem sich von der chinesischen Metropole Wuhan ausbreitenden Virus in Arnsberg vorstellig geworden. Noch am Mittwochmorgen hatte sich der Klinikumsprecher im Arnsberger Krankenhaus über den Sachstand informiert.
Das Klinikum ist alarmiert - spätestens nachdem jetzt die ersten drei Verdachtsfälle in Siegen vermeldet worden sind. Auch Arnsberg hat Beziehungen zu China - vor allem über die wirtschaftlichen Verbindungen der heimischen Unternehmen. Hier schaut man mit Sorge nach Fernost und auch auf die kommenden für die heimische Industrie wichtigen internationalen Messen „Light&Building“ und „Ambiente“. Hier, so teilen die Messeveranstalter mit, werde jetzt schon an einem ausgeweiteten Hygienekonzept gearbeitet. Aussteller abgesagt, so heißt es, hätten noch nicht.
14 Betten vorgehalten
Das Klinikum selber spricht von einer „nach modernsten Gesichtspunkten eingerichtete Infektionsstation“
mit 14 vorgehaltenen Betten. „Die Infektionsstation in voll einsatzbereit und verfügt über die notwendigen hygienischen, medizinischen und baulich-technischen Voraussetzungen zur Versorgung von Patienten mit Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion und andere Infektionskrankheiten“, sagt Richard Bornkessel. Das Team sei für außergewöhnliche Erkrankungsfälle geschult, wie sie durch hochansteckende oder unter Umständen gefährliche Erreger hervorgerufen werden können.
„Im Klinikum Hochsauerland folgt man bei der Diagnostik und Behandlung von Patienten mit Verdacht auf das Coronavirus den Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes (RKI), die wiederum auf aktuellen Mitteilungen der WHO basieren. Daran anknüpfend wurden entsprechende Verfahrenspläne erstellt und mit den Teams abgestimmt, wie bei anderen Infektionskrankheuten auch“, erklärt Dr. med. Wolfgang Boos, Oberarzt der Klinik für Innere Medizin am Klinikum Hochsauerland Standort Marienhospital.
Proben nach Berlin
Tritt ein Verdachtsfall auf, werden die betreffenden Patienten zunächst isoliert und symptomatisch behandelt. Alle Verdachtsfälle sind dem Gesundheitsamt zu melden. Um den Befund zu sichern, werden Proben genommen. Die Untersuchung der Proben erfolgt durch ein spezialisiertes Labor in Berlin. „Ob tatsächlich eine Infektion mit dem Coronavirus vorliegt, kann erst nach Vorliegen der Laborbefunde gesagt werden“, so Dr. Boos. Bisher mussten im Klinikum Hochsauerland jedoch noch keine Patienten mit Coronavirus versorgt werden.
Ärzte haben noch keinen Notfallplan
Dr. Hans Heiner Decker, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe im Bezirk Arnsberg, sieht die Ärzte derzeit noch nicht in Alarmbereitschaft. „Noch gibt es keine Notfallpläne“, sagt der Allgemeinmediziner, „und wissen auch noch nicht, wie wir mit der Sache umgehen sollen“. Das Problem sei, dass sich die Krankheitsbilder mit denen der normalen Grippe zur Karnevalszeit mischen werden. „Das auseinander zu halten, dürfte schwer sein“, so Dr. Decker.
Er geht davon aus, dass dem Corona-Virus hier weniger hysterisch begegnet werde als vor einigen Jahren bei der Schweinegrippe. Aus ärztlicher Sicht empfiehlt er grundsätzlich die auch bei der normalen Grippe wirksamen „üblichen Vorbeugungsmaßnahmen“ wie Händewaschen und sonstige Hygiene.
Auch der Hochsauerlandkreis sieht sich im Falle einer Infektion mit dem Corona-Virus gerüstet. „Der Rettungsdienst und die Ärzte sind sensibilisiert“, sagte Pressesprecher Martin Reuther. Bis ins Detail ist in der heimischen Region geregelt, wo mögliche Infizierte versorgt und welche Schutzmaßnahmen getroffen würden.
Seuchen-Alarmplan im Hochsauerlandkreis
Grundlage ist der so genannte Seuchen-Alarmplan. Der Hochsauerlandkreis war in 2005 eine der ersten Behörden in NRW, die so ein Regelwerk erstellt hatte. Darin ist festgelegt, wie unter anderem mit hochansteckenden Infektionskrankheiten, die die Bevölkerung gefährden könnten, umgegangen werden soll. Anlass waren die weltweiten Ausbrüche von Sars, dem auf Deutsch übersetzt schwerem akuten Atemwegssyndrom, das 2002/2003 ebenfalls von China aus als Coronavirus verbreitet worden war, und der so genannten Schweinegrippe, die 2009 und 2010 in Mexiko ausgebrochen war und weltweit für Erkrankungen gesorgt hatte.
„Im Laufe der Jahre ist der Plan immer wieder fortgeschrieben und aktualisiert worden“, berichtete Reuther. So ist geregelt, dass mögliche Corona-Infizierte auf Isolierstationen in die Krankenhäuser nach Arnsberg und Brilon gebracht würden. Käme ein Betroffener beispielsweise zuerst nach Meschede zur Behandlung, würde er im Verdachtsfall gegebenenfalls sofort weitertransportiert.
Einschätzung des Gesundheitsamts
„Das Gesundheitsamt des Hochsauerlandkreises schätzt die aktuelle Gefährdungslage für die heimische Bevölkerung genauso wie das Robert-Koch-Institut ein“, beschreibt Leiter Dr. Peter Kleeschulte die aktuelle Situation. Das neuartige Coronavirus war erstmals im Dezember 2019 in der chinesischen Metropole Wuhan aufgetreten. Inzwischen sind weltweit mehr als 3500 Menschen erkrankt, es hat 100 Todesfälle gegeben. Das Virus ist von Mensch zu Mensch übertragbar. „Mit einem Import von einzelnen Fällen nach Deutschland muss gerechnet werden. Auch einzelne Übertragungen in Deutschland sind möglich. Die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland durch die neue Atemwegserkrankung bleibt derzeit gering“, schreibt das Robert-Koch-Institut über die Erkrankung - schränkt aber vorsichtig ein: „Diese Einschätzung kann sich kurzfristig durch neue Erkenntnisse ändern.“