Arnsberg/Sundern. Heimische Betriebe lassen viel Ware in China produzieren. Bisher läuft alles planmäßig. Wanderarbeiter könnten sich aber im Urlaub infizieren.
Eine mögliche Ausbreitung des Corona-Virus in China hätte neben den erheblichen Auswirkungen im weltweiten Gesundheitswesen auch starke wirtschaftliche Konsequenzen in den Handelsbeziehungen, wovon dann auch Arnsberger und Sunderner Firmen betroffen wären.
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Denn schon seit Langem lassen auch heimische Betriebe ihre Ware im preisgünstigen China fertigen. Zu diesen Unternehmen gehört der Wohnraumleuchtenhersteller Trio, der vor Kurzem seinen Neubau mit Logistik-Center und Verwaltungstrakt im Voßwinkeler Gewerbegebiet „Gut Nierhof“ komplett bezogen hat
Trio-Geschäftsführer Philipp Müller sieht die Entwicklung in China mit Sorge und Unsicherheit, weil niemand die künftige Verbreitung des Corona-Virus voraussagen könne. „Nach heutigem Stand der Dinge ist zwar bisher kein Mitarbeiter aus den chinesischen Betrieben erkrankt, die Leuchten für uns fertigen. Auch aus unserem eigenen, etwa 25 Mitarbeiter starken Büro in China ist niemand am Virus erkrankt. Doch wie dies am Ende der chinesischen Neujahrsfestlichkeiten - Mitte Februar - aussieht, ist ungewiss“, sagt Philipp Müller.
Wegen des Neujahrsfestes haben viele Firmen in China noch Betriebsferien
Denn von Mitte Januar bis Mitte Februar seien viele Betriebe rund vier Wochen geschlossen, um den Beschäftigten Urlaub in ihren Familien zu ermöglichen. Da viele Fabrimitarbeiter (so genannte Wanderarbeiter) aus Zentralchina stammten, sei nicht ausgeschlossen, dass sich eventuell Mitarbeiter beim Heimatbesuch in der riesigen Region um die zentralchinesische Millionenstadt Wuhan infizieren könnten.
„Wenn Mitte Februar die Arbeit in den von uns beauftragten Werken an der chinesischen Ostküste wieder aufgenommen wird, zeigt sich, ob Mitarbeiter im Heimaturlaub erkrankten oder gesund wieder ihre Arbeit antreten“, schätzt Philipp Müller die Lage ein. Sollte tatsächlich die Produktion eingeschränkt werden müssen, könne Trio aber zumindest kurzfristig aufgrund entsprechender Lagerkapazitäten in Deutschland ein eventuell entstehendes Produktionsloch überbrücken.
Ansteckung durch Tröpfchen-Infektion
Dieber, Husten, Atemnot und Halsschmerzen sind Symptome einer Corona-Virus-Infektion. Die Inkubationszeit beträgt zehn Tage. In schlimmeren Fällen kommen Nierenversagen und Lungenentzündung dazu. Die Ansteckung erfolgt oft durch Tröpfchen- und Schmierinfektion.
Corona-Viren galten bisher als Verursacher von harmlosen Erkältungen. Das änderte sich mit zwei besonders krankheitserregenden Virusvarianten: Sars-Coronavirus und Mers-Coronavirus.
Zu anstehenden Reisen von Trio-Mitarbeitern aus Voßwinkel nach China meint Philipp Müller: „Derzeit sehen wir kein großes Risiko. Wir würden daher - Stand heute - Mitte Februar nach China reisen.“ Auch Philipp Müller selbst plant eine Reise nach China und hat derzeit nicht vor, davon Abstand zu nehmen. Er hofft, in China noch rechtzeitig zwei bis drei neue Leuchtenmuster vor der Frankfurter Leuchtenmesse „Light + Building“ abklären zu können.
APS hält derzeit an Reisen fest
Auch der Gastronomie-Ausstatter „Assheuer + Pott Sundern (APS)“ bezieht Ware aus China. „In den südchinesischen Werken, aus denen wir Ware beziehen, gab es aber bisher keinen Mitarbeiter, der sich infiziert hatte“, berichtet Bastian Becker, Assistent der APS-Geschäftsleitung. APS werde nun beobachten, wie sich die Lage entwickele.
Geplante Reisen nach China wolle die Firma APS nach derzeitigem Stand der Dinge auch durchführen. Eine kleine Gruppe werde im April/Mai nach China reisen.
BJB sieht keine Verzögerungen
Die Neheimer Firma BJB hat bereits vor fünf Jahren im südchinesischen Dongguan für rund drei Millionen Euro ein neues Gebäude errichtet. Schon vor der Errichtung des Neubaus war BJB bereits in Dongguan ansässig. Als der Platz dort nicht mehr ausreichte, entschied sich BJB, für eine Gewerbefläche in Dongguan ein Nutzungsrecht von 50 Jahren zu erwerben und hierauf ein Gebäude zu errichten.
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Die Maßnahmen der chinesischen Behörden im Kampf gegen die Ausbreitung des Corona-Virus blieben bisher für den Neheimer Lichttechnik-Hersteller BJB und seinem Werk in China noch ohne Konsequenzen. „Momentan ist noch das chinesische Neujahrsfest“, so Geschäftsführer Philipp Henrici auf Nachfrage unserer Zeitung.
Bis Anfang Februar seien im Werk in Dongguan noch Betriebsferien. Zudem sei die Stadt Wuhan als Zentrum der Viruserkrankungen rund 500 Kilometer von Dongguan entfernt. „Stand jetzt sieht es nicht danach aus, dass sich bei BJB in China irgendetwas verzögert“, so Henrici am Wochenanfang. In China werden insbesondere Komponenten für BJB-Backofenleuchten hergestellt. Außerdem werden dort Teile produziert, deren Fertigung sich schlecht automatisieren lässt bzw. eine Automatisierung aufgrund geringer Stückzahlen gar nicht erst in Frage kommt.
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