Arnsberg. Klinikum Hochsauerland stellt sich in Nachbarstadt Menden als Gesundheitsversorger und Arbeitgeber vor. Das stößt beim Krankenhaus dort sauer auf.

Der Kampf um die Köpfe von Ärzten, Pflegepersonal und Nachwuchskräften nimmt im heimischen Raum neue Formen an.

Das Klinikum Hochsauerland lädt am Donnerstag, 9. Januar, ab 18 Uhr ins Restaurant auf der Wilhelmshöhe in der Nachbarstadt Menden. Offiziell geht es dem Klinikverbund um das Thema „Spitzenmedizin und Arbeitsplätze mit Zukunft“.

„Es gibt schließlich so etwas wie eine moralische Grenze“

Das stößt in der Nachbarschaft übel auf: Weil ausdrücklich Ärzte, Pflegefachkräfte und mögliche Azubis mit ihren Eltern aus der Region eingeladen sind, sehen die Katholischen Krankenhäuser in Märkischen Kreis, kurz KKiMK, zu denen das Mendener St.-Vincenz-Krankenhaus gehört, darin vor allem eines: einen anrüchigen Abwerbeversuch unter Nachbarn.

Christian Bers, Sprecher der KKiMK, macht denn auch keinen Hehl daraus, dass er das Vorgehen der Hochsauerländer als ungehörig und als Tabubruch empfindet: „Selbstverständlich ist medizinisches Personal in allen Kliniken knapp, aber es gibt schließlich so etwas wie eine moralische Grenze“, erklärt er.

Die Personalgewinnung sollte untereinander respektvoll ablaufen

Die Krankenhäuser hätten es ohnehin schon schwer genug, „da sollte die Personalgewinnung untereinander respektvoll ablaufen“. Es gebe andere Wege, als in unmittelbarer Nähe zum St.-Vincenz-Krankenhaus eine offensichtliche Abwerbeveranstaltung abzuhalten

Das Klinikum Hochsauerland sieht das Ganze wesentlich entspannter

Richard Bornkeßel ist Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit und Marketing in dem Arnsberger Klinikverbund. Bornkeßel sieht die Veranstaltungsreihe – ein weiterer Abend ist am 15. Januar in Werl geplant – deutlich entspannter und nicht als Abwerbung.

Man wolle „aus erster Hand über die Ideen und Konzepte zur Sicherung der Gesundheitsversorgung in der Region informieren“.

Aus dem Wachstum des Klinikums Hochsauerland entsteht weiterer Personalbedarf

Allerdings spricht Bornkeßel auch Klartext: Die Arnsberger planen am Standort Hüsten bis 2023 den Neubau eines großes Zentrums für die umfassende Notfall- und Intensivversorgung, das 88 Millionen Euro kosten soll, davon 62,5 Millionen reine Baukosten. Über 28 Millionen Euro Förderung dafür gibt es vom Land NRW, was eine klare Schwerpunktsetzung in der Krankenhausplanung zum Ausdruck bringt.

Aus dem Wachstum und der Weiterentwicklung des Klinikums Hochsauerland würden daher „weitere interessante Arbeitsplätze entstehen, für die wir schon heute – aber auch zukünftig – qualifizierte Mitarbeiter und Nachwuchskräfte suchen. Selbstverständlich möchten wir darüber informieren.“

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Aktuell beschäftigt das Klinikum Hochsauerland 2541 Mitarbeiter

Mit Investitionen in neue Intensivstationen, Geräte nach aktuellstem Stand, Stationsmodernisierungen sowie der Stärkung des ärztlichen und pflegerischen Teams habe das Klinikum Hochsauerland „wichtige Veränderungen bereits auf den Weg gebracht“.

Und dazu bedürfe es auch Personal: Aktuell beschäftigt das Klinikum Hochsauerland 2541 Mitarbeiter/-innen, in den Vorjahren waren es noch 2454 (in 2018) und 2396 (in 2017) gewesen. „Im neuen Notfallzentrum rechnen wir mit erhöhtem Personalbedarf“, sagt Bornkessel, „und das ist existenziell“.

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Jährlich muss ein Abgang von rund 70 Pflegekräften kompensiert werden

Zum Betrieb und zur Genehmigung der geplanten Kliniken müsste neben dem ärztlichen auch entsprechendes Pflegepersonal vorgehalten werden. „Das ist eine große Herausforderung“, sagt Richard Bornkessel, „wir müssen das Personal schrittweise aufbauen“. Der Fachkräftemangel ist im Sauerland längst angekommen - ebenso wie der demografische Wandel. Jährlich sei der Abgang - vielfach altersmäßig - von rund 70 Pflegekräften zu kompensieren.

Auch deshalb setzt das Klinikum Hochsauerland auf Ausbildung: In 2019 wurden 130 Auszubildende zum Gesundheitspfleger/-in eingestellt. Veranstaltungen wie die jetzt in Menden seien da nur ein Instrument, um sich als Klinikstandort, medizinischer Versorger und Arbeitgeber in der Region bekannt zu machen.

Klinikum Hochsauerland war bei Personalsuche auch auf dem Balkan aktiv

Es ist auch nicht so, dass die „Hochsauerländer“ auf anderen Feldern der Personalgewinnung etwas unversucht lassen. So waren in der Vergangenheit Personaler des Klinikums auf dem Balkan und führten dort im Kosovo und Albanien Bewerbungsgespräche auf deutsch mit Interessenten an einer Ausbildung zum Gesundheitspfleger.

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Aktuell mehr als 40 Stellenanzeigen

Tatsächlich sind auf der Internetseite des Klinikums Hochsauerland um die 40 Stellenanzeigen für ärztliches und Pflegepersonal zu finden, einige davon gleich für mehrere Servicekräfte. Informationen biete man über die eigene Homepage, örtliche Medien, Flyer und Karrieremessen an.

Und seit Herbst 2019 „auch persönlich in lockerer Runde im Rahmen von Informationsabenden an verschiedenen Orten in der Region“.

Darüber, wie diese Informationen tatsächlich aussehen, wollen sich auf der Wilhelmshöhe Vertreter der KKiMK, darunter auch Ärzte, ihrerseits ein Bild machen, sagt Christian Bers. „Das hören wir uns an.“