Neheim. Klinikum und Caritas Arnsberg/Sundern gründen gemeinsame Bildungsakademie gegen Pflegenotstand. Standort soll die alte Realschule Neheim sein.

Das Klinikum Hochsauerland will seine Bildungsstätte für angehende Gesundheits- und Krankenpfleger aus dem Neheimer Kaiserhaus in Räumlichkeiten der früheren Neheimer Realschule verlegen. Für den Caritas-Verband Arnsberg-Sundern ist es eine Option, mit seiner Altenpflegeschule, die sich jetzt ebenfalls im Neheimer Kaiserhaus befindet, Räume im ehemaligen Schulgebäude an der Goethestraße beziehen. Es geht um das Anmieten von Räumen, nicht um einen Erwerb des Gebäudes, das der Stadt Arnsberg weiterhin gehören wird.

Platz für 300 Schüler

Insgesamt könnten für einen mittelfristigen Zeitraum von vier bis fünf Jahren insgesamt 300 Schüler für Alten- oder Krankenpflege in dem Gebäude ausgebildet werden. Wegen der verschiedenen Lehrjahre und den entsprechend unterschiedlichen Unterrichtseinheiten wären aber in der Regel nur maximal 200 Schüler gleichzeitig anwesend. Durch den zeitlich befristeten Mietvertrag verbliebe bei der Stadt Arnsberg die Option, langfristig das Gebäude auch anderen Zwecken zuführen zu können, falls dies dann gewollt sein sollte. Ein Mietvertrag ist noch nicht abgeschlossen. Am 12. September wird die Stadtverwaltung zunächst die Politiker des Neheimer Bezirksausschusses über die angestrebte Vermietung informieren.

Die Stadt will Räume im Hochparterre und 1. Obergeschoss des früheren Realschulgebäudes vermieten. Es werden insgesamt 14 Klassenräume für den Pflegeunterricht sowie Räume für diverse Verwaltungseinrichtungen benötigt. Die notwendige Sanierung bzw.- Modernisierung der angemieteten Räume erfolgt durch das Klinikum, das die neuen Räume ab Frühjahr 2020 nutzen will.

Parken und Anreise der Pflegeschüler

Für die Lehrer der Pflegeschule sollen Parkmöglichkeiten im Innenhof vorgesehen werden. Gleiches gilt für die Musikschule. „Damit ist allerdings die in der vergangenen Sitzung des Bezirksausschusses Neheim besprochene Variante, hier Parkmöglichkeiten für Dauerparker aus der Neheimer Innenstadt vorzusehen, obsolet“, heißt es in der Verwaltungsvorlage für die Bezirksausschusssitzung.

Weiter schreibt die Arnsberger Verwaltung in ihrer zur Diskussion gestellten Vorlage: „Die Schüler der Pflegeschule müssen, wie alle anderen Besucher, Kunden und in der Stadt arbeitenden Personen selbst dafür sorgen, auf welchem Weg, sie zur Schule kommen. Ein ÖPNV-Angebot, Zuwegungen zu Fuß und mit dem Rad, aber auch öffentlich zugängliche Parkplätze und Parkhäuser sind vorhanden.“

„Vertreter der Verwaltungen des Klinikums und der Stadt haben sich nach Besichtigung des Gebäudes dahingehend verständigt, dass – vom Schulhof aus gesehen – das rechte Treppenhaus mit den von dort erschlossenen Flächen des Seitenflügels sowie das 1. Obergeschoss durch das Klinikum genutzt werden können, während die restlichen Flächen weiterhin durch städtische Nutzung belegt werden bzw. belegt werden können.“, heißt es in einer Verwaltungsvorlage für den Neheimer Bezirksausschuss und weiter: „Zurzeit befindet sich in der ehemaligen Turnhalle im Erdgeschoss die Bücherei, die nach Wiedereröffnung der Marktpassage am Neheimer Markt wieder an ihren früheren Standort zurückgehen wird. Darüber hinaus nutzt u. a. die Kreismusikschule verschiedene Räume des Gebäudes, zukünftig im 2. Obergeschoss des Mitteltraktes. Das städtische Familienbüro, das zurzeit im Dachgeschoss des Mitteltraktes angesiedelt ist, soll in das Hochparterre (im Nord-West-Flügel) ziehen.“

Mehr Raumbedarf

Das Klinikum Hochsauerland benötigt für die Ausbildung von Gesundheits- und Krankenpflegern deutlich mehr Raumkapazität als bisher im Kaiserhaus fürs Klinikum zur Verfügung steht. Denn das Klinikum wird die Anzahl der Ausbildungsplätze erheblich steigern. Während in den beiden Bildungsstätten in Arnsberg und Meschede im Jahr 2017 noch insgesamt 180 Personen zu neuen Gesundheits- und Krankenpflegern ausgebildet wurden , werden es im Jahr 2021 insgesamt 325 Azubis sein (verteilt auf drei Lehrjahre).

Vom Umzug der Neheimer Bildungsstätte des Klinikums und den Planungen dazu ist die Klinikum-Krankenpflegeschule in Meschede nicht betroffen. „Die Krankenpflegeschule in Meschede bleibt vollumfänglich erhalten“, betont der Pressesprecher des Klinikums, Richard Bornkeßel, auf Anfrage unserer Zeitung.

Bildungsakademie für Pflegeberufe

Der Caritasverband Arnsberg/Sundern und das Klinikum Hochsauerland haben vor rund zwei Wochen die gemeinnützige Bildungsakademie für Sozial- und Pflegeberufe zur Ausbildung von Pflegekräften gegründet. „Nach vielen Jahren der politischen Verhandlungen auf Bundesebene ist dies nun möglich, da der Gesetzgeber eine Generalistische Ausbildung beschlossen hat und diese ab 2020 umgesetzt werden kann“, so Caritas-Geschäftsführer Christian Stockmann, „durch die Zusammenlegung der Altenpflege- der Caritas und der Krankenpflegeausbildung des Klinikums können wir ein sehr qualifiziertes und fachliches Angebot für die Region umsetzten“.

Aufgrund des demographischen Wandels und der Fachkräftesituation sei das „ein wichtiger Schritt zur Sicherstellung der Versorgung der kranken und pflegebedürftigen Menschen vor Ort“. Langfristig würden deshalb die bisherigen Räumlichkeiten nicht ausreichen. „Aus diesem Grund suchen wir seit einiger Zeit einen neuen Standort und prüfen vorhandene Möglichkeiten“, so Stockmann. Die Anmietung der Realschule seitens der Bildungsakademie stelle eine Option da, die seitens der Stadt geprüft wird. „Entscheidend wird sein, welche Rahmenbedingungen und Konditionen bei den Prüfungen zu Grunde liegen werden“, so Christian Stockmann.