Arnsberg. NRW-Gesundheitsminister Laumann gibt Förderbescheid über 28,2 Millionen Euro für geplantes Notfallzentrum des Klinikums Hochsauerland in Hüsten.

Wer an einer Unfallverletzung oder einer plötzlich auftretenden schweren Erkrankung leidet, kann bald von einer umfassenden Notfallversorgung in der Region profitieren: NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat dem Klinikum Hochsauerland am Donnerstag offiziell einen Förderbescheid über rund 28,2 Millionen Euro überreicht. Das Klinikum Hochsauerland wird davon das geplante Notfall- und Intensivzentrum am Standort Karolinen-Hospital Hüsten errichten, das speziell auf die Versorgung von Notfall-Patientinnen und Patienten zugeschnitten ist.

62,5 Millionen Euro Baukosten in Hüsten

Die Baukosten belaufen sich auf insgesamt rund 62,5 Millionen Euro. „Erst durch die Förderung des Landes wird in Arnsberg die Errichtung eines Notfall- und Intensivmedizinischen Zentrums nach rund sechsjährigem Planungsvorlauf ermöglicht. Nun kann für die gesamte Region eine umfassende Notfall- und Intensivmedizinische Versorgung dargestellt werden“, sagte Werner Kemper, Sprecher der Geschäftsführung des Klinikums Hochsauerland. Das komplette Projekt wird 88 Millionen Euro kosten - zuzüglich vier Millionen Euro für Umzüge und Verschiebungen von Abteilungen während der Umbauzeit.

Karolinen Hospital Hüsten: Planung des Notfallzentrums.
Karolinen Hospital Hüsten: Planung des Notfallzentrums. © Martin Schwarz

Baustart in Kürze

Der Baustart soll nun sehr zeitnah erfolgen. Schon in der kommenden Woche könnte die Bauflächenräumung beginnen. Die Klinikleitung plant schon länger und wartete nur noch auf die Bestätigung der Förderung. Die Baugenehmigung erhielt das Klinikum vor einer Woche am 31. Oktober.

Die Fertigstellung des Erweiterungsbaus hinter dem bestehenden Krankenhausgebäude des Karolinen-Hospitals mit rund 11.000 Quadratmetern Nutzfläche ist für Ende 2022, die Inbetriebnahme des neuen Notfall- und Intensivzentrums für Mitte des Jahres 2023 geplant. Nach Fertigstellung stünden am Klinikum Hochsauerland, Standort Karolinen-Hospital, insgesamt 518 Betten, davon 262 Betten im Neubau, eine zentrale Notaufnahme, ein großer zentraler OP-Bereich mit neun Sälen, eine große interdisziplinäre Intensivstation mit 50 Betten, modernste Notfall-Bildgebung und vieles mehr zur Verfügung. Im neuen Notfall- und Intensivzentrum werden künftig alle notfallversorgenden Fachabteilungen und Einrichtungen der drei Arnsberger Krankenhäuser des Klinikums Hochsauerland entsprechend den Strukturvorgaben des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) zur umfassenden Notfallversorgung an einem Standort zusammengefasst. „Es entsteht eine Notfall- und Intensivversorgung 24/7 mit 13 Fachabteilungen“, so Werner Kemper. Er spricht von einem „Eckpfeiler der Gesundheitsversorgung in der Region“, der auch für potenzielle Mitarbeiter attraktiv sei.

Klinikum-Geschäftsführer Werner Kemper (3.v.r.) nimmt den Förderbescheid von NRW-Minister Karl-Josef Laumann entgegen.
Klinikum-Geschäftsführer Werner Kemper (3.v.r.) nimmt den Förderbescheid von NRW-Minister Karl-Josef Laumann entgegen. © Martin Haselhorst

Profitieren soll übrigens auch der Standort Meschede des Klinikums Hochsauerland. Hier soll es eine „erweiterte Notfallversorgung“ mit acht Abteilungen geben. Werner Kemper kündigte an, dass bald ein Entwicklungsprogramm für das Mescheder Haus vorgestellt werde. Auch wird reichlich Geld in die Hand genommen werden müssen.

Kritik der Anwohner im Umfeld des Karolinen-Hospitals

Viele Anwohner des Karolinen-Hospitals befürchten mit der Errichtung des „Zentrums für Notfallmedizins“ eine deutliche Zunahme des Verkehrs auf den umliegenden Straßen. Denn mit der Zunahme der Patientenzahl sei auch mit deutlich mehr Hospital-Mitarbeitern, Besuchern und Hospital-Zulieferern zu rechnen, die mit ihren Fahrzeugen das Hospital ansteuern.

Die befürchtete Zunahme des Verkehrs bestätigte auch ein Verkehrsgutachten: „Durch den geplanten Bau eines „Zentrums für Notfallmedizin“ am Hüstener Hospital wird der motorisierte Verkehr rings um die „Karoline“ um 1800 Fahrzeuge pro Tag (jeweils zur Hälfte in der An- und Abreise) zunehmen“, so das Gutachten. Dies ist das Ergebnis einer Verkehrsuntersuchung, die die Stadt Arnsberg beim Bochumer Ingenieurbüro „Brilon - Bondzio - Weiser“ in Auftrag gegeben hatte.

Das Verkehrsgutachten kam zu dem Ergebnis, dass das vorhandene Straßennetz den Verkehr prinzipiell aufnehmen könne und ein leistungsfähiger Verkehrsablauf auch in Zukunft (nach Fertigstellung des Notfallzentrums) gewährleistet sei. Allerdings empfahl Verkehrsgutachterin Claudia Bonmann eine Ausweitung des Kreuzungsbereichs Möthe / Alt Hüsten sowie einen Ausbau der Straße Stolte Ley im Bereich des Krankenhaus-Haupteingangs.

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Einzelförderung der Krankenhäuser

Mit der Einzelförderung von Investitionen in Krankenhäusern ergreift die Landesregierung nach eigener Ansicht „effektive Maßnahmen zur Stärkung der Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen“. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat heute nicht einen Förderbescheid an das Klinikum Hochsauerland in Arnsberg, sondern auch an das städtische Krankenhaus Maria-Hilf in Brilon (2 Millionen Euro) übergeben. Ziel der mit dem Entfesselungspaket I eingeführten Einzelförderung sei es, so das Ministerium, die Gesundheitsversorgung zielgerecht zu verbessern, „um eine qualitativ hochwertige und patientengerechte Versorgung für die Menschen in Nordrhein-Westfalen sicherzustellen“.

Karl-Josef Laumann (CDU), Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen.
Karl-Josef Laumann (CDU), Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen. © dpa | Federico Gambarini

Für das Jahr 2019 wurde vom Land der Förderschwerpunkt „Verbesserung der Versorgungsqualität durch strukturverändernde oder strukturstärkende Maßnahmen“ festgelegt. Es konnten sich Krankenhäuser bewerben, deren geplante Maßnahmen mindestens eins der beiden Kriterien „Abbau doppelt vorgehaltener Leistungsstrukturen“ oder „nachhaltige Stärkung der Leistungsstrukturen in ländlichen Versorgungsgebieten“ erfüllen. Das Land Nordrhein-Westfalen hat für das Jahr 2019 ursprünglich Mittel in Höhe von 66 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Vor dem Hintergrund der Vielzahl an Anträgen ist diese Summe inzwischen um weitere vier Millionen erhöht worden, so dass insgesamt rund 70 Millionen Euro an Fördermitteln vergeben werden konnten.

Fast die Hälfte der Fördergelder geht in den Hochsauerlandkreis. „Wenn wir von Region mit Unterversorgung sprechen, fällt das Sauerland auf“, so Laumann in Arnsberg, „da ist es vernünftig, einen Schwerpunkt bei der Förderung zu setzen“. Keine Fördersumme ist so hoch wie die, die den Arnsberger zufließen wird. Und sogar die zwei Millionen für Brilon, so hieß es in Arnsberg, seien auf Rang zwei des Fördergeld-Rankings. Laumann stellt klar: „Die Versorgung auf dem Land darf nicht schlechter sein als in der Stadt“. Das begüßt auch Landrat Dr. Karl Schneider, der bei aller Freude über die Fördergelder für Krankenhäuser im HSK zu bedenken gab, dass jetzt auch um den Bestand des insolventen Krankenhauses in Winterberg gekämpft werden müsse.

88-Millionen-Projekt des Klinikums Hochsauerland

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    Laumann lobt Klinikum-Konzept

    „Ich freue mich sehr, dass wir mit den Förderungen für das Klinikum Hochsauerland in Arnsberg und für das Städtisches Krankenhaus Maria-Hilf in Brilon eine nachhaltige Stärkung der Versorgung im Hochsauerlandkreis möglich machen“, sagte Laumann. Im Rahmen der Notfallversorgung erreiche zwar nahezu jeder Bürger ein Krankenhaus mit internistischer und chirurgischer Grundversorgung innerhalb von 30 Minuten. Bisher gebe es aber kein Krankenhaus, das so viele Fachabteilungen und Kompetenzen auf sich vereine, dass es eine umfassende und spezialisierte Notfallversorgung nach Kriterien des Gemeinsamen Bundesausschusses ermögliche. Dies werde durch die Zentralisierung am Klinikum in Arnsberg möglich gemacht.

    Die Wertschätzung für das Projekt in Hüsten zeigt sich auch darin, dass dem Klinik die gesamten beantragten 28,2 Millionen Euro für das Vorhaben zugebilligt wurden. Weitere 17 Millionen wird das Klinikum Hochsauerland aus Eigenmitteln beisteuern. Zudem, so Kemper, würden Drittmittel aus Krediten benötigt.

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    Bekenntnis zum Standort Brilon

    „Der Ausbau der Intensivstation am Krankenhaus Brilon sichert die Erreichbarkeit intensivmedizinischer Leistungen für die Bürgerinnen und Bürger im Kreis. Dies stärkt den gesamten Standort mit allen Abteilungen, auch der Geburtshilfe“, ergänzte Laumann. „Wir sind stolz und froh, dass das Land unseren Umbau der Intensivstation und der Isolierstation fördert. Das ist ein klares Bekenntnis für den wichtigen Krankenhausstandort Brilon“, erklärte der Geschäftsführer des Krankenhauses Maria-Hilf Brilon, René Thiemann.