Neheim. Ende dieses Monats sollen die ersten Mieter in das „Alte Amtsgericht“ einziehen. Die Viersener Firma TectoRent errichtet dort elf Wohnungen.

Derzeit gibt es auf der Baustelle Schwester-Aicharda-Straße 12 nur wenige Anzeichen für eine zeitnahe Fertigstellung. Doch bereits Ende dieses Monats sollen die ersten Mieter in das „Alte Amtsgericht“ einziehen. „Es sieht hier im Moment alles schlimmer aus als es ist“, erklärte Werner Horst bei einem „Ortstermin“ mit dieser Zeitung zur Wochenmitte. Horst, Mitarbeiter der in Viersen ansässigen „TectoRent GmbH“, war am Mittwoch vor Ort, um Vorgespräche mit potenziellen künftigen Bewohnern zu führen.

Kapitalanlage

Wie berichtet, hat sein Chef Heinz-Gerd Schlootz das Amtsgericht von der Stadt Arnsberg erworben, um es in einen ansprechenden Wohnkomplex umzuwandeln. Auf rund 1400 Quadratmetern Fläche entstehen elf Wohnungen. Diese hat ein mit TectoRent-Geschäftsführer Schlootz befreundetes Geschwisterpaar aus dem Rheinland erworben – als Kapitalanlage, wie der Viersener vor gut einem Jahr im Gespräch berichtete.

„Zwei bis drei Anfragen pro Woche gibt es aktuell“, so Horst mit Blick auf Mietinteressenten. Das Objekt werde bereits auf dem Onlineportal „immowelt“ beworben, in Kürze soll außerdem ein örtlicher Makler beauftragt werden. Alle elf Wohnungen werden zum Monatsende bezugsfertig sein, betonte Horst bei einem Rundgang durch das denkmalgeschützte Gebäude.

Das Alte Amtsgericht

Das Alte Amtsgericht Neheim wurde 1894/95 erbaut und steht heute unter Denkmalschutz. Das Gebäude wurde als königlich-preußisches Amtsgericht konzipiert. Im hinteren Teil des rechten Flügels war ein Gefängnistrakt untergebracht.

Im Innenhof, im Gebäudezwickel, befindet sich ein markanter Treppenturm. Nach der Aufhebung des Amtsgerichts Neheim diente der Bau zu Verwaltungszwecken und war in kommunalem Besitz.

1984 wurden Dach und Fassade renoviert. Im selben Jahr wurde das Gebäude in die Denkmalliste der Stadt Arnsberg eingetragen.

Im Juni 2016 wurde das Gebäude an „TectoRent“ veräußert.

Stichwort Denkmalschutz: Dieser Aspekt sei der Hauptgrund für die Verzögerungen auf der Baustelle („Bezugsfertig soll das Gebäude bis Ende 2018 sein“, hieß es noch im August vergangenen Jahres). Vor allem Probleme mit der Statik des Dachgeschosses hätten sich nur zeitintensiv und aufwändig lösen lassen. Außerdem habe es beim Brandschutz hohe Auflagen gegeben. Nun heißt es also: Ende 2019. Bis dahin möchte „TectoRent“ auch den – flächenmäßig überschaubaren – Außenbereich ansprechend gestalten. Elf Pkw-Stellplätze sind dort vorgesehen, der Innenhof wird vom Schutt befreit und begradigt, Pflanzstreifen und eine Rampe zum Fahrradkeller werden angelegt. In den Wohnungen bauen Handwerker in den nächsten Tagen Türen ein, geben sanitären Anlagen und Fußböden den letzten Schliff.

Im Innenhof des Alten Amtsgerichts ist momentan noch lange nicht alles „Tip Top“...
Im Innenhof des Alten Amtsgerichts ist momentan noch lange nicht alles „Tip Top“... © WP | Torsten Koch

TectoRent investiert weiter

Apropos Handwerker – weil auf der Baustelle zuletzt selten jemand bei der Arbeit anzutreffen war, kamen in Neheim bereits Gerüchte über eine finanzielle Schieflage des Investors auf. Darauf angesprochen, dementiert Horst energisch; lediglich die Ferienzeit habe dazu geführt, dass weniger Personal vor Ort war.

„TectoRent“ investierte in der Tat zuletzt kräftig in weitere denkmalgeschützte Gebäude in NRW: Ende 2016 ersteigerten Heinz-Gerd Schlootz und seine Tochter Christine das Hofgut Lüttingen bei Xanten, wollen dort nach eigenen Angaben für rund 14 Mio. Euro exklusive Wohnungen errichten. Erst im Juni dieses Jahres kam der „Hitzfeldhof“ in Wardt, ebenfalls nahe Xanten gelegen, hinzu – laut Berichten örtlicher Medien für ca. 3,5 Millionen Euro einschließlich Erwerbsnebenkosten.