Arnsberg. . Nach externer Analyse und Risikobetrachtung hält Arnsbergs Stadtverwaltung an Variante „V 1“ zur Rathaus-Sanierung fest: „Klimaneutral und offen“
32 Grad im Schatten – 16 Seiten DIN-A-4 im Saal: Mit einer sehr umfangreichen Vorlage zum Thema Rathaus-Sanierung mussten sich die Mitglieder des Ausschusses für Planen, Bauen und Umwelt am frühem Dienstagabend während ihrer Sitzung im Bürgerzentrum Bahnhof Arnsberg beschäftigen.
Unmittelbar vor der Sitzung hatte Bürgermeister Ralf Paul Bittner außerdem noch zu einem Pressetermin gebeten. Eine heiße Sache also? Eher nicht, denn im Grundsatz soll an der bisherigen Planung zur Renovierung des bestehenden „Verwaltungs-Hauptquartiers“ festgehalten werden.
Auf diesen einfachen Nenner lässt sich die „vielseitige“ Fleißarbeit bringen, die übrigens die Sicht einer externen Expertise beinhaltet:
Der Dortmunder Projektentwickler BBP wurde mit einer „quantifizierbaren, vergleichenden Betrachtung“ beauftragt – und hat fünf Varianten, „V 1 bis V 5“, untersucht: „Eine fundierte Darstellung im Vorfeld des in der Sitzung des Rates der Stadt Arnsberg am 2. Juli zu fassenden Grundsatzbeschlusses“, blickt Ralf Bittner auf die in wenigen Tagen anstehende Entscheidung über die Zukunft des Rathausgebäudes.
Externe Projektsteuerung
Der Ratsbeschluss am 2. Juli 2019 ist zu diesem – frühen – Zeitpunkt notwendig, weil das Land NRW für einen positiven Förderbescheid, der zur Realisierung der Variante „V 1“ notwendig ist, die Zustimmung des Arnsberger Rates benötigt.
Der avisierte Baubeginn soll 2021 wie geplant erfolgen.
Die Verwaltung möchte zeitnah eine externe Projektsteuerung ausschreiben und vergeben, um Faktoren wie Kosten/Risiken jederzeit unter Kontrolle zu halten und personelle Engpässe aufzufangen.
„Jetzt heißt es hopp oder topp“, bringt es Stadtplaner Thomas Vielhaber auf den Punkt. „Irgendwann kommt der Moment wo man sagt, wir wollen es wirklich“, fügt Bürgermeister Bittner hinzu.
Was die Verwaltung wirklich will, ist Variante „V 1“. Sie wird auch von den BBP-Fachleuten klar empfohlen – und sieht folgendes Vorgehen vor:
„Klimaneutral und offen“
Rathaus-Sanierung „Klimaneutral und offen“ mit allen Projektbausteinen; temporärer Unterbringung, Rechenzentren, Zwischen- und Endarchiv sowie Freianlagen. Auch das Bürgerzentrum soll realisiert werden, ist es doch nicht zuletzt ein wichtiger Faktor, um die Fördergelder in voller Höhe zu generieren. Womit wir bei der Finanzierung wären. Auf den neuesten Stand gebracht, beinhaltet „V 1“ folgende Investitionen (in Klammern jeweils Eigenanteil „E“ und Förderung „F“):
Rathaus – 32.352.803 €
(E 17.102.803 €, F 15,250.000 €);
Außenbereich – 3.423.988 €
(E 1.204.478 €, F 2.219.510 €);
Dezentrales Rechenzentrum – 400.000 € (E 400.000 Euro);
Herrichtung ehemalige Stückgutabfertigung (inkl. Zwischen- und Endarchiv sowie Unterbringung der „Arnsberger Tafel“) – 2.079.395 €
(E 829.395 €, F 1.250.000 €);
Temporäre Unterbringung in der Bauphase (E) – 2,1 Millionen €.
Macht unter dem Strich satte 40,4 Millionen Euro, kein Wunder also, dass Arnsbergs Verwaltungschef nicht nur an größtmöglicher Transparenz, sondern auch an größtmöglicher Absicherung gelegen ist:
„Es soll gut laufen, wir möchten im Zeit- und Finanzrahmen bleiben“, so Ralf Bittner. Doch häufig kommt es erstens anders – und zweitens als man denkt. Darum wurde eine Risikobetrachtung erstellt; nach dem Motto „welcher Störfaktor könnte das Projekt belasten, wie groß ist das Risiko, dass er eintritt, und was würde er an Mehrkosten verursachen“.
Fünf Risiken wurden erfasst – auf den Punkt gebracht: Treten alle ein, würde dieses „Worst Case Szenario“ mit zusätzlichen 6,8 Millionen Euro ins Kontor schlagen. Doch soweit muss es nicht kommen, aber selbst wenn, wäre das primäre Ziel, Mehrwert für Bürger und Verwaltungsmitarbeiter, wohl nicht gefährdet. Sollte der ein oder andere Bürger behaupten: „für das Geld könnt Ihr doch gleich neu bauen“ kann die Verwaltung nach der nun vorgelegten intensiven, teils erneuten Prüfung aller Varianten mit Fug und Recht behaupten: „Eben nicht!“
Politik jetzt am Zug
Jetzt ist die Politik am Zug: Die Analyse wurde lokalen Politikern bereits Montag in einer Infoveranstaltung nahe gebracht. Dienstag beriet wie erwähnt der Ausschuss für Planen, Bauen, Umwelt. Mittwoch wird das Thema im Haupt- und Finanzausschuss erörtert, und nächsten Dienstag beschließt der Rat.