Arnsberg/Hövel. . Ungewöhnlicher Außentermin des Landgerichts Arnsberg in Hövel. Dazu sperrte die Polizei zehn Minuten die B 229 an der Kreisgrenze ab.

Ungewöhnliche Szenen heute Mittag auf der B 229 am Melscheder Forsthaus: Eine mehr als 40-köpfige Gruppe geht langsam über die Bundesstraße, schaut sich um, bleibt immer wieder stehen. Von außen kaum zu fassen, was da passiert. Für die vier überlebenden Opfer des tödlichen Verkehrsunfalls vom 1. August 2018 in diesem Abschnitt zwischen Hövel und Beckum eine Rückkehr, auf die sie gerne verzichtet hätten. Doch die Inaugenscheinnahme durch das Schwurgericht ist für die Justiz in diesem Verfahren unabdingbar.

Sichtlich unwohl

Sichtlich unwohl fühlen sich vor Ort auch die beiden Angeklagten, fehlt hier die Schranke zu Opfern und deren Rechtsanwälten, Verwandten, Bekannten und Freunden. Für den 42-jährigen Hemeraner und den 58-jährigen Soester eine Rückkehr, aber mit deutlich anderen Vorzeichen. Der 68-jährige Mitfahrer im VW Golf beschreibt die Situation nach dem Unfall, die sie bis zu ihrer Bergung aus dem Auto aushalten mussten, als „Horrorstimmung“.

Dies alles kommt natürlich wieder hoch, obwohl Vorsitzender Klaus-Peter Teipel versucht, die Situation zu entkrampfen. Leise gibt er nach einer ersten Betrachtung der Gesamtsituation vom Randstreifen den Hinweis zur Sperrung. Sofort setzen Polizeibeamte Streifenwagen oberhalb des Abzweigs nach Langscheid und vor der scharfen Linkskurve an der Stadtgrenze zu Balve quer auf die Straße.

Markierungen erläutert

Richter Teipel, der zuvor gesagt hat, dass niemand zu Schaden kommen soll, geht dann begleitet von den beiden Richterinnen und den Schöffen die Strecke ab. An seiner Seite Dekra-Gutachter Runkel. „Die Markierungen sind von mir“, erläutert dieser. Bei trockenem Wetter aufgebracht, hielten sie über Monate. Der Standort des VW Golf nach dem Aufprall ist schnell ausgemacht: „Dort, wo die Leitplanken ausgetauscht sind“, erklärt Vorsitzender Richter Teipel.

Ort des Aufpralls gezeigt

Genauere Betrachtung dann am vermeintlichen Aufprallort von Golf und Audi Q 5. Runkel erläutert dort nochmals die Bezeichnungen, die er angebracht hat, zeigt, wo der Zusammenstoß erfolgte, wo die Fahrzeuge anschließend standen. Für viele, die auch die Aussagen am Morgen in Saal 3 des Landgerichts gehört haben, ergibt sich nun eine deutliche Zuordnung in der Örtlichkeit. Erkennbar auch anhand der ersten Markierung, fast in Höhe des Abzweigs nach Langscheid, dass der gelbe Audi schon dort erste Unfallspuren hinterlassen hat.

Fragen am Unfallort lässt Vorsitzender Richter Klaus-Peter Teipel von keiner Partei zu: „Wir wollen dies alles im nächsten Verhandlungstermin am kommenden Dienstag klären“, erklärt er.

Nur acht Minuten

Nach acht Minuten kann Sunderns Wachleiter Olaf Wiesenberg die Straße wieder freigeben. Zurück bleiben noch diskutierende Teilnehmer der Ortsbesichtigung. „Ich hätte diesen Termin nicht haben müssen“, sagt die 69-jährige Golf-Fahrerin. Nach den eindrücklichen und beklemmenden Schilderungen des Unfallhergangs am Vormittag im Gerichtssaal gibt es dem nichts hinzuzufügen. Auch zehn Monate nach dem schrecklichen Unfall sind die äußeren Wunden zum Teil verheilt, die inneren werden es wohl nie.

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