Arnsberg. Sterbliche Übereste ermöglichen jetzt, durch DNA-Untersuchungen verwandtschaftliche Verhältnisse zu erforschen.
Ein für die beteiligten Archäologen und Experten schwieriges Unterfangen. Doch es ist gelungen: Die Grafentumba in der Propsteikirche konnte durch akribische und vor allem vorsichtige Kleinarbeit, um die jahrhundertealten Artefakte nicht zu beschädigen, geöffnet werden.
Die darin aufgefundenen Knochen müssen jetzt untersucht und mit den Funden aus dem im Kapitelsaal entdeckten Grab des Klostergründers Heinrich I. abgeglichen werden.
Grafentumba hat mehrfach den Standort gewechselt
Die Grafentumba, in der Heinrich II. - Sohn des Klostergründers Heinrich I. - und dessen Gattin Ermengardis im 13. Jahrhundert bestattet worden waren, hat in der Vergangenheit mehrfach seinen Standort in der Propsteikirche gewechselt. 1982, nach erfolgter Kirchen-Renovierung, fand das Hochgrab dann in der früheren Taufkapelle seinen nun wohl endgültigen Platz.
War im zweiten Sarkophag Heinrich I. bestattet?
In der Tumba beziehungsweise. im Sarkophag fand sich ein Blechkasten mit Schädeln und Knochen sowie ein weiterer Sarkophag aus hellem Sandstein mit einer Aussparung für den Kopf.
Dieser war im Gegensatz zur Tumba nur für die Bestattung einer einzigen Person geeignet. Es könnte sich dabei durchaus um den Originalsarkophag handeln, in dem Klostergründer Heinrich I. zunächst im Boden des Kapitelsaals beigesetzt worden war.
Jetzt die Verwandtschaftsverhältnisse prüfen
Mit den in der Tumba aufgefundenen sterblichen Überresten können nun mit modernster Technologie wie beispielsweise DNA-Proben Vergleiche mit den Skelettteilen angestellt werden, die sich noch in dem im vergangenen Jahr im Kapitelsaal entdeckten Grafengrab befanden. Zwecks Prüfung der verwandtschaftlichen Verhältnisse.
Sinnvoll wäre später ein gemeinschaftliches Begräbnis
Würden die WissenschaftlerInnen dann zu dem Schluss kommen, dass die Knochen tatsächlich zusammengehören, wäre eine späterere gemeinsame und komplette Bestattung in der Grafentumba nach Abschluss aller Untersuchungen sicher angebracht, Vater Heinrich I., Sohn Heinrich II. und Schwiegertochter Ermengardis wären so wieder vereint. Eine solche Beisetzung würde wohl mit großer Anteilnahme der Bevölkerung erfolgen.
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Auch die bisherigen Veröffentlichungen heranziehen
Im Grunde war der Inhalt der Grafentumba natürlich nicht ganz unbekannt. Denn es war nicht die erste Öffnung dieses mächtigen Sarkophags, doch nun war es die erste unter wissenschaftlichen Aspekten.
Wichtig wäre in diesem Zusammenhang für die weitere Forschung sicher auch, die bisherigen Veröffentlichungen zu diesem Thema als Quellen zu nutzen, um zu schauen, was man von den bislang bekannten sogenannten historischen Tatsachen vergessen kann oder was im Licht wissenschaftlicher Erkenntnis völlig neu zu bewerten ist.
Weitere Forschungen für heimische Geschichte wichtig
Arnsberger Grafen spielen in der ersten Liga
Das Kloster Wedinghausen wurde im Zuge der Säkularisation im Jahre 1803 aufgehoben.
Das Kloster war ein religiöses und kulturelles Zentrum der Grafschaft Arnsberg und später des Herzogtums Westfalen.
Die Arnsberger Grafen spielten zu ihrer Zeit in der ersten Liga mit - auch in Europa.
Heinrich I., der Klostergründer, hat nach bisherigen Erkenntnissen kräftig in der europäischen Politik mitgemischt.
Heinrich I. selbst wird von Kaiser Barbarossa sogar offiziell als Verwandter bezeichnet. Daher könnten weitere Klärungen der Verwandtschaftsverhältnisse durch DNA-Proben interessante Ergebnisse liefern.
Und dies in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, auch mit dem Arnsberger Heimatbund, der bereits - wie berichtet - Mittel für eine DNA-Untersuchung zur Verfügung gestellt hatte.
Ein riesiger Berg an wissenschaftlicher Feinarbeit also, der akribisches Vorgehen erfordert. Aber letztlich für die Aufzeichnung der heimischen Geschichte - nicht nur für die des einstigen Prämonstratenserklosters Wedinghausen als kulturell-religiöses Zentrum seiner Zeit - von Bedeutung.
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Heimische Medien nicht erwünscht
Kurioserweise übrigens waren die heimischen Medien, die in der Vergangenheit das Spendenaufkommen für die Sanierung Wedinghausens immer kräftig angekurbelt hatten, im Gegensatz zu einem ortsfernen Medienhaus von der Öffnung der Grafentumba ausgeschlossen worden. Auch das ein interessanter Vorgang.