Arnsberg/Sundern. . Verpackungsmüll vermeiden beim Einkaufen in Arnsberg und Umgebung – der Selbstversuch zeigt, wie es klappt und welche Tricks es gibt.
Plastiktüten und Coffee-to-go-Becher haben mittlerweile einen eher schlechten Ruf. Aber in Vorrats- und Kühlschränken der meisten Haushalte, in Badezimmern und Putzmittelregalen reiht sich immer noch eine Plastikverpackung neben die andere.
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Wie lässt sich der alltägliche Verpackungsmüll also reduzieren? Das soll der Selbstversuch innerhalb unserer Serie „Alles Müll, oder was?!“ zeigen. Das Ziel: Fünf Tage lang möglichst auf Plastikverpackungen verzichten.
Tag 1: Erkenntnis im Supermarkt
Der Wocheneinkauf steht an und am nächsten Abend kommen Gäste zum Mexiko-Abend. Paprika und Co. aus der Gemüseabteilung landen ohne Folientüte drumherum im Einkaufswagen, den kurzen Transport nach Hause überstehen sie unfallfrei auch oben auf den anderen Einkäufen in der Kiste.
Mehrwegsysteme an Frischetheken
„Es gelten klare Hygienevorschriften“, erklärt Martin Reuther, Sprecher des Hochsauerlandkreises zur Frage, warum Mitarbeiter an Frischetheken mitgebrachte Behälter der Kunden zumindest nicht direkt annehmen dürfen.
Der Kreis hat ein Merkblatt dazu veröffentlicht, wie Betriebe mit sogenannten kundeneigenen Behältnissen umzugehen haben.
Unter dem Strich steht dort geschrieben: Sie anzunehmen und alle Hygienemaßnahmen einzuhalten ist kompliziert, aber nicht ausgeschlossen.
So gibt es zum Beispiel Metzgereien im Kreis, die ein spezielles System mit Mehrwegboxen gestartet haben, in Arnsberg und Sundern laufen solche Tests laut Kreis aber noch nicht.
„Das Thema ist in Deutschland nicht einheitlich geregelt und sehr aufwendig“, sagt Heinrich Veh. Der Obermeister der Fleischerinnung Hochsauerland schätzt, dass viele Fleischer erst einmal eine klare und verlässliche Regelung abwarten, bevor sie ähnliche Systeme testen und fügt hinzu: „Man muss immer einen sinnvollen Mittelweg finden.“
Schwieriger wird es bei den Tortillas – die gibt es nur in Plastik verpackt. Selber machen kommt auf die Schnelle nicht in Frage, die Erwartungen der Gäste zu enttäuschen auch nicht. Also trotzdem hinein in den Einkaufswagen. Genauso wie Saure Sahne im Plastikbecher und Mais in der Konservendose. Schon am ersten Tag wird klar: Ganz ohne Verpackungsmüll würde es nur auf radikaler Linie gehen, durchzuhalten ist das vielleicht für eine kurze Zeit, alltagstauglich aber nicht. Einsparen statt ganz verzichten ist also das Motto.
Tag 2: Alternativen auf dem Frühstückstisch
Beim frisch zubereiteten Abendessen mit viel Gemüse landet vergleichsweise wenig Verpackungsmaterial in der Tonne, vielleicht eine Nudel- oder Reistüte. Aber auf dem Frühstückstisch zeigt die Verpackungsindustrie, was sie kann. Aufschnitt, Frischkäse, Margarine, Joghurt, Müsli, O-Saft, alle Lebensmittel wollen schließlich irgendwie verpackt werden.
Unverpackt-Läden gibt es in der näheren Umgebung noch nicht, aber auch im Supermarkt lassen sich einige Einwegverpackungen umgehen. Milch und Joghurt gibt es in der Mehrwegflasche beziehungsweise dem Glas. Ausgespült kann man sie beim nächsten Einkauf ganz einfach in den Pfandautomaten legen. Gleiches gilt für den O-Saft aus der Flasche.
Schwierig wird es beim Aufschnitt. Ohne Folie gibt es den Käse nicht, er wird selbst an der Frischetheke eingewickelt. Die mitgebrachte Dose darf die Verkäuferin nicht annehmen, ansonsten droht Ärger mit der Lebensmittelüberwachung.
Tag 3: Weniger Plastik im Badezimmer
Im Badezimmerschränkchen reihen sich Tuben, Tiegel und Flaschen aus Kunststoff nebeneinander. Einige davon sind schwerer zu ersetzen, andere leichter. Shampoo zum Beispiel gibt es genauso in fester Form wie die gute alte Handseife.
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Und die Waschmaschine wird mit Pulver aus pflanzenbasierten Inhaltsstoffen befüllt, komplett biologisch abbaubar. So wird kein Mikroplastik weggespült und die Verpackung des Pulvers selbst besteht nach Herstellerangaben aus 100 Prozent recyceltem Kunststoff.
Tag 4: Mittagspause ohne Müll
Um den Müll in der Mittagspause zu reduzieren, gelten die guten alten Regeln: am besten zuhause vorkochen oder Brote schmieren, sie in eine Dose packen statt in Alufolie einwickeln und zu trinken gibt es Leitungswasser. Das ist nicht nur umweltfreundlich, sondern spart auch Geld.
Tag 5: Zeit für eine Bilanz
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Schon bei einer kurzen Bestandsaufnahme lassen sich also einige Einweg- gegen Mehrwergverpackungen austauschen oder direkt ganz einsparen. Rund 9.500 Tonnen Verpackungsmüll haben die Menschen laut Entsorger Remondis im Hochsauerland im vergangenen Jahr an Verpackungsmüll weggeworfen.
Geteilt durch rund 260.000 Einwohner macht das durchschnittlich 36,5 Kilogramm Verpackungsmüll pro Sauerländer und Jahr. Auf Null schafft man es im Alltag wohl kaum, aber jedes eingesparte Kilo ist doch ein lohnenswertes Ziel.
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