Arnsberg/Berlin. . Der 16-jährige Bruchhausener Julius Neuhaus trifft heimische Bundestagsabgeordnete zum etwas anderen Interview. Heute: Carlo Cronenberg (FDP)

„Auf ‘ne Cola mit Julius“ plauderte Bundestagsabgeordneter Carlo Cronenberg (FDP) aus Müschede in Berlin über seine Arbeit im Parlament und seine Jugendsünden. Unser 16-jähriger Mitarbeiter aus Bruchhausen absolvierte ein Praktikum im Bundestag und traf sich zu einer etwas anderen Interview-Serie mit den heimischen Bundestagsabgeordneten.

Mit welchen Fachgebieten befassen Sie sich im Bundestag?
Carlo Cronenberg: Meine Hauptaufgabe liegt im Bereich „Arbeit und Soziales“. Dort bin ich Ausschussmitglied und berichte zum Mindestlohn, europäische Sozialpolitik sowie Tarifpartnerschaft und Mitbestimmung. Außerdem bin ich stellvertretendes Mitglied im Europaausschuss, was mir ebenso eine Herzensangelegenheit ist wie die Arbeit im Gremium der Internationalen Austauschprogramme des Bundestages. Hier werden jedes Jahr 120 Stipendien in alle Welt vergeben, damit junge Akademiker einen Einblick in den Bundestag bekommen. Zudem bin ich in der Enquete-Kommission Künstlichen Intelligenz, die Handlungsempfehlungen für die Bundesregierung zu dieser hochspannenden Zukunftstechnologie ausarbeiten soll.

Was kann die Bundespolitik tun, damit Nachwuchskräfte für heimische Unternehmen gewonnen oder gehalten werden?
Die Nachwuchskräftegewinnung liegt zuallererst in der Verantwortung der Unternehmen selbst. Viele Unternehmen bieten jungen Fachkräften neben guter Bezahlung attraktive Arbeitsbedingungen und Karriereperspektiven an. Auch unsere Region hat viel zu bieten: wer arbeitet schon da, wo andere Urlaub machen? Neben bezahlbarem Wohnraum und Naherholungsangeboten vor der Haustür liegt Dortmund gerade einmal 30 Autominuten entfernt. Diese Vorzüge herauszuarbeiten, ist die Aufgabe von Kommunalpolitik und der Südwestfalen Agentur. Ich freue mich über Projekte wie Heimvorteil HSK. Politik hat die Aufgabe, Rahmenbedingungen zu setzen, die dem grundgesetzlichem Anspruch gleichwertiger Lebensverhältnisse gerecht werden. Ich sehe da neben intakter Straßeninfrastruktur besonders drei Bereiche, in denen Land und Bund in der Pflicht sind: Gesundheitsversorgung, Kita-Plätze für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und den schnellstmöglichen Ausbau digitaler Infrastrukturen.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit im Sauerland am liebsten?

Mit dem Fahrrad durchs Sauerland fahren – und wenn Schnee liegt mit den Langlaufskiern, Ansonsten reise und lese ich gern, beides erweitert den Horizont. Besonders wertvoll ist mir neben der Zeit mit der Familie die Begegnung mit Freunden

Warum sollte ein Jugendlicher Spaß an politischen Tätigkeiten haben?

Weil es Eure Zukunft ist, es geht um Euer Leben, Eure beruflichen und gesellschaftlichen Perspektiven! Das solltet Ihr selbst in die Hand nehmen statt passiv hinzunehmen, was so kommt. Wichtigste Voraussetzung ist dabei beste Bildung. Das ist eine Holschuld, keine Bringschuld des Staats. Ganz daneben ist deshalb „Schule schwänzen für einen guten Zweck“. Als ob das das Klima retten könnte! Das Gegenteil ist richtig: Um das Klima zu retten, braucht es neue technologische Lösungen und internationale Kooperation. Beides gelingt nur mit ­Wissenschaft, Sprachkenntnissen und Verständnis von Wirtschaft und Politik – kurzum durch Bildung. Ansonsten macht Politik auch Spaß: Ringen um die besten Argumente und den Kompromiss, der für alle Beteiligten ein Win-Win darstellt.

„Als ich 16 war....“

Als ich 16 war hörte ich am liebsten… Santana, Pink Floyd und Genesis.

Als ich 16 war dachte ich an… meine erste große Liebe.

Als ich 16 war, schockte ich meine Eltern mit…meinem Plan, in den Ferien 3 Wochen mit dem Motorrad durch Frankreich zu fahren.