Sundern. . Sabrina Schluh-Arndt, Hausmeisterin der Freien Schule am See in Langscheid, bringt Polizei nach Post-Diebstahl auf Spur der Täter.
„Dank aufmerksamer Zeugen konnte die Kreispolizeibehörde Hochsauerlandkreis eine Gruppe von Postdieben ermitteln“, heißt es in einer am Mittwochmorgen von HSK-Polizei und Staatsanwaltschaft Arnsberg veröffentlichten Presseerklärung.
Aufmerksame Zeugin im Gespräch
Wie aufmerksam die Zeugin war, die den Ermittlern im Dezember 2018 den ersten, entscheidenden Hinweis lieferte, berichtet sie im Gespräch mit der Redaktion höchstpersönlich. Sabrina Schluh-Arndt warf am Morgen des 8. Dezember, ein Freitag, routinemäßig einen Blick in den großen Müllcontainer der „Freien Schule am See“ – und entdeckte darin einige Müllsäcke. Eher ungewöhnlich, denn der Container war erst am Mittwoch zuvor geleert worden. Noch ungewöhnlicher – aus einem aufgeplatzten Sack lugte eine Trauerkarte hervor.
Die aufmerksame Hausmeisterin alarmierte Schulverwaltungs-Chefin Dr. Jaqueline Bila, diese wiederum nahm Kontakt mit Langscheids Bezirksdienstbeamten Michael Pellmann auf. Dieser hatte dienstfrei, empfahl, umgehend per 110 seine Kollegen zu rufen. Gesagt, getan. Wenig später waren erste Streifenbeamte vor Ort, stellten insgesamt zehn Müllsäcke aus dem Container sicher.
Der Inhalt sprach Bände: aufgerissene Briefe, beschädigte Pakete und Geschenksendungen – offenbar Post-Diebstahl im großen Stil. „Weil der Restmüll bei uns immer freitags geleert wird, haben die Täter wohl gehofft, die Säcke ein für allemal loswerden zu können“, vermutet Sabrina Schluh-Arndt. Doch die Firma Remondis hatte den Container, in den sie die Säcke geworfen hatten, bereits zwei Tage zuvor geleert – die Kripo verdankt der cleveren 38-jährigen Langscheiderin einen ersten Ermittlungsansatz. Eine Nahbereichsfahndung noch am selben Tag blieb erfolglos; doch die Beamten ließen nicht locker.
Sechs Festnahmen in Langscheid
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Weitere Zeugenhinweise führten die Ermittler einige Tage später zu einer angemieteten Wohnung in Sundern-Langscheid. Dort stießen die Fahnder auf sechs Männer im Alter zwischen 18 und 32 Jahren.
„Fünf der Männer haben ihren Wohnsitz in Berlin, einer der Täter ist in Oldenburg gemeldet. Bei der anschließenden Durchsuchung konnten über 20.000 Euro Bargeld sowie zahlreiche Wertgegenstände wie Smartphones, Tickets, elektronische Geräte, Gutscheine oder Schmuck sicher gestellt werden“, erklärt die Kreispolizeibehörde.
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Sieben weitere Müllsäcke mit leeren Postsendungen wurden ebenfalls gefunden. Die Täter wurden vorläufig festgenommen. All das sei bereits im Dezember 2018 erfolgt, so die Polizei auf Nachfrage. Warum ging man nicht damals schon mit diesem Fahndungserfolg an die Öffentlichkeit? „Um weitere Ermittlungen nicht zu gefährden – und weil erst jetzt klar ist, wie wir den Geschädigten helfen können“, erklärt Sebastian Held. Wie diese Hilfe aussieht, erklärt der Sprecher der Kreispolizeibehörde im Drei-Fragen-Interview (unten).
Täter wieder auf freiem Fuß
Wie es mit den Tätern weiter gegangen ist, schildert seine Behörde wie folgt: Nach Abschluss der notwendigen Sofortmaßnahmen wurden die Täter in Absprache mit der Staatsanwaltschaft Arnsberg entlassen. Gegen zwei der Männer, einen 30-Jährigen und einen 23-Jährigen, beide stammen aus Berlin, erhärtete sich der Tatverdacht. Gegen den 30-Jährigen wurde inzwischen Haftbefehl erlassen, welcher derzeit jedoch gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt ist. Die anderen Männer sind weiterhin Bestandteil des Ermittlungsverfahrens.
Drei Fragen an Sebastian Held (Polizeisprecher HSK)
Im Container fand die Polizei zehn prall gefüllte Säcke mit mehreren tausend geöffneten Postsendungen – wie sie damit umgeht, erklärt Sprecher Sebastian Held.
1 Wie arbeiten Sie den Fall für die Adressaten der Briefe auf?
Die Polizei arbeitet derzeit intensiv an der Benachrichtigung der bislang bekannten Geschädigten.
2 Ihr Ansatz dabei?
Nach bisherigem Ermittlungsstand gehen wir davon aus, dass die Täter als Subunternehmer für den Posttransport zwischen verschiedenen Verteilerzentren der Deutschen Post eingesetzt waren. Nach Abschluss von Sortierung und Auswertung der gefundenen Sendungen beginnt die Polizei nun mit der schriftlichen Benachrichtigung der bislang bekannten Geschädigten. Diese leben über das gesamte Bundesgebiet verteilt.
3 Ein sehr aufwendiges Vorhaben – wie lange dauert es?
Aufgrund der hohen Anzahl der aufgefundenen Adressen werden der Versand und die anschließende Auswertung der Antwortschreiben in der Tat einige Zeit in Anspruch nehmen. Bürger/-innen, denen kein Schreiben zugesandt wird, bitten wir ausdrücklich darum, möglichst auf Nachfragen bei der HSK-Kreispolizeibehörde zu verzichten. Im Anschluss an die Befragung der bislang bekannten Adressaten ist für die weitere Zuordnung der sichergestellten Wertgegenstände eine Veröffentlichung im Internet geplant. Weitere Informationen hierzu folgen.