Neheim. . Grönland, Hongkong, Indien: Miriam Nase aus Neheim sieht als Wein-Stewardess auf einem Fünf-Sterne-Schiff die Welt.

Eigentlich wollte Miriam Nase sich schon vor einem Jahr um ihr Studium an der Wirtschaftsschule für Hotellerie und Gastronomie (WiHoGa) in Dortmund kümmern. Doch die Weltmeere lassen die 21-jährige Neheimerin nicht los. Nach sechs Monaten auf See von August 2017 bis Februar 2018 als „Chef de Rang“ auf dem Expeditions-Kreuzfahrtschiff heuerte die Hotelfachfrau wieder bei Hapag Lloyd an.

„Ich wollte einmal auf dem ,MS Europa 2’ fahren. Es hat Fünf-Sterne-Plus und soll das beste Kreuzfahrtschiff der Welt sein. So bezeichnet der Berlitz-Cruise-Guide das Schiff“, meint Nase. Es ging für sie im April nach Hongkong.

Über den Dächern Hongkongs

„Meine erste Nacht in Hongkong verbrachte ich in der 72. Etage. Das war ein traumhafter Ausblick über die Stadt. Ich hatte ein sehr mulmiges Gefühl in dieser Höhe“, sagt Nase. Am Morgen ging es auf das Schiff mit fast 500 Passagieren. Für Nase etwas ungewohnt. Sie war es eigentlich gewohnt auf exklusiven Schiffen mit maximal 160 Gästen zu sein.

„Hier wurde absolute Disziplin gefordert. Sieben Tage die Woche und zwölf Stunden am Tag. Schließlich bezahlen die Gäste einen sehr hohen Preis für ihren Aufenthalt an Bord“, betont Nase. „Es gibt viele Gäste, die bleiben fast drei Monate auf dem Schiff. Da kommen mal eben 40.000 Euro pro Person zusammen“, weiß Nase.

Miriam Nase an einer Küste von Grönland direkt in einer Herde von Seelöwen.
Miriam Nase an einer Küste von Grönland direkt in einer Herde von Seelöwen. © Privat

An Bord war sie als Wein-Stewardess eingesetzt. Unter Kollegen „Weindüse“ genannt. „Es muss alles schnell gehen. Nebenbei haben wir das Essen aufgetragen und den Gästen fast jeden Wunsch von den Augen abgelesen“, so Nase. Ihre Reise dauerte bis Mitte Juni – von Hongkong nach Taiwan, Malaysia, Philippinen, Singapur, Sri Lanka, Indien, Vereinigte Arabische Emirate, Oman, durch das Rote Meer, über den Sueskanal ins Mittelmeer, Zypern, Rhodos, Kreta, Santorin, Split bis zum Ziel Venedig.

„Als wir in Oman waren, hatten wir einen Sturm, den Zyklon Mekunu. Der hat uns zwei Tage aufgehalten. Da waren die Wellen knapp zehn Meter hoch“, sagt Nase. Am meisten beeindruckt ist sie immer wieder von den verschiedenen Kulturen.

Armut auf den Philippinen

„Als ich mit einer Freundin in das Wäschereiviertel in Manila auf den Philippinen wollte, hat uns ein Sheriff gewarnt. Trotzdem sind wir hineingegangen. Da kamen sofort die kleinen Kinder auf uns zu und sprachen uns an“, erinnert sich Nase. Ein Mädchen fragte, ob sie etwas zu trinken bekommen könnte. Nase ging mit ihr in den Supermarkt und kaufte ein Getränk. „Da wurde ich sehr nachdenklich. Wir leben im Wohlstand und die Kinder müssen sich fast alles erbetteln. Ich bin bescheidener geworden“, betont Nase. Die Einheimischen seien alle freundlich gewesen und für ein gemeinsames Foto immer bereit.

Begegnung mit Pinguinen

Weitere schöne Erlebnisse hatte sie in der Antarktis von Weihnachten bis Februar 2018. „Die Pinguine sind so zutraulich, die kommen zu dir und kuscheln sich an deinen Beinen. Wenn du sie fotografieren willst, gucken sie direkt in die Linse“, grinst Nase.

Als sie im Juni wieder zuhause war, rief die Reederei an und brauchte dringend Miriams Hilfe. Für knapp drei Wochen ging es wieder auf das Expeditionsschiff MS Hanseatic nach Grönland. „Das war ein Hallo. Es gibt viele Stammgäste an Bord“, freut sich Nase.

Jetzt studiert sie aber an der WiHoGa in Dortmund „Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in, Fachrichtung Hotel- und Gaststättengewerbe“. Miriam verriet, dass der Zeitungsartikel über sie von Dezember 2017 dort öffentlich an der Pinnwand hängt. Über einen Job braucht sich Nase keine Gedanken machen. „Die Erfahrungen, die ich auf den Schiffen gesammelt habe, sollten mir fast alle Türen öffnen. Das Studium ist ganz was anderes.“

Hier finden Sie noch mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus Arnsberg.