Neheim. . Neheimerin Miriam Nase hat einen außergewöhnlichen Job: Sie arbeitet auf einem Fünf-Sterne-Passagierschiff und fährt über die Weltmeere.

Man könnte wie Hans Albers im Fliegerlied singen: „Vom Nordpol zum Südpol ist es nur ein Katzensprung“. Mit dem Schiff dauert es etwas länger, davon kann die Neheimerin Miriam Nase ein Lied singen.

Zuständig für den reibungslosen Ablauf des Service

Ein „Chef de Rang“ ist in der Hierarchie eines Serviceteams dem Maître d’hôtel (Restaurantleiter, Restaurant Manager) und dessen Stellvertreter (Assistant Restaurant Manager) unterstellt.

In deren Abwesenheit ist er verantwortlich für den reibungslosen Ablauf des Service und somit dem „Demichef de rang“ und dem „Commis de Rang“ überstellt.

Um diese Tätigkeit ausüben zu können, werden üblicherweise eine Ausbildung im Hotel- und Gastgewerbe und mehrere Jahre Berufserfahrung gefordert. In der Regel werden fundierte Fremdsprachenkenntnisse erwartet.

Sie ist mit der MS Hanseatic vom Nordpol zum Südpol unterwegs. Es ist ein Fünf-Sterne-Expeditions-Kreuzfahrtschiff mit nur knapp 180 Passagieren. Die 20-jährige Neheimerin ist nicht als Passagier auf dem exklusiven Schiff, sondern als „Chef de Rang“.

Für das Wohl der Gäste zuständig

„Ich muss dafür sorgen, dass es jedem Gast während seiner Reise gut geht“, sagt Miriam Nase. Seit dem 21. August ist sie auf dem Schiff. Noch während des Neheimer Schützenfestes ging es mit dem Flugzeug nach Kangerlussuak/Grönland.

Dort wartete der neue Job auf die ausgebildete Hotelfachfrau. „Es war schon immer mein Wunsch, auf einem Schiff zu arbeiten“, so Miriam Nase. Es ist nicht ihr erster Job auf einem Schiff. Von Januar bis Juni 2017 hatte sie auf der Windjammerlegende „Sea Cloud“ als Service-Steward angeheuert.

Vom Karibik über den Atlantik ins Mittelmeer

„Das war toll. Ein Vier-Master-Segelschiff mit nur 64 Passagieren“, schwärmt sie. Es ging aus der Karibik über den Atlantik ins Mittelmeer nach Griechenland. Diese Tour hat sie drei Mal gemacht.

Urlaub pur? Fehlanzeige: „Du musst jeden Tag arbeiten – und das sieben Tage in der Woche. Du hast keinen ganzen Tag für dich mal frei“, betont die 20-Jährige.

Kein Kreuzfahrtschiff

Die Tour ist nicht zu vergleichen mit einer auf einem riesigen Kreuzfahrtschiff. Hier kennt man sich nach ein paar Tagen. Die meisten Passagiere bleiben zwischen zehn und 14 Tagen auf dem Schiff.

Es sind exklusive Reisen. Als sie von ihrer ersten Tour nach Neheim zurückkehrte, ging es gleich im elterlichen gastronomischen Betrieb weiter.

Immer mitanpacken

„Nein, keinen Urlaub. Ich war mit meinen Eltern auf den verschiedensten Schützenfesten unterwegs. Da ist immer viel zu organisieren. Ich packe eben immer mit an, wo es Arbeit gibt“, sagt die junge Frau.

Anfang August 2017 hat sie sich auf einer Karriereplattform für Gastronomie und Hotellerie angemeldet. „Ich hatte mal kurz Langeweile und habe mich dort registriert. Nach ein paar Tagen hatte sich Hapag Lloyd gemeldet und mir den jetzigen Job angeboten“, freut sie sich immer noch.

Wünsche der Passagiere

Nun sorgt sie dafür, dass Frühstück, Mittagessen, Dinner sowie der Tee- und Kaffeetisch den Wünschen der Passagiere entsprechen.

„Bei gutem Seegang hat man beim Bedienen schon etwas Pudding in den Beinen. Dann muss man eben etwas schneller laufen. Die Routine kommt nach einer kurzen Zeit“, so Nase. Bisher sei ihr nur ein Bier umgekippt.

Expeditionen betreuen

Auch die Ausflüge, beziehungsweise die Expeditionen müssen betreut werden. Dann geht es mit den Schlauchbooten an Stellen, wo sonst kein Schiff vor Anker geht. Zurzeit macht Miriam Nase den Führerschein für ein Zodiak-Schlauchboot.

Damit schippert sie zu den Eskimos, Eisbären und in den Dschungel. „Es ist immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis. Von Grönland aus ging es nach Kanada über die Nordwestpassage nach Schottland, Spanien, Portugal. „Dort habe ich meine Eltern getroffen. Sie sind extra wegen mir dorthin gekommen“, lächelt sie.

Heimweh nur bei der ersten Schiffsreise

Heimweh hatte sie nur bei ihrer ersten Schiffsreise. „Man gewöhnt sich daran. Gut, dass es Internet gibt.“ Von Portugal ging es nach Madeira, Teneriffa, Kap Verde, Dakar und dann quer über den Atlantik nach Curacao. Als wir mit ihr gesprochen haben, ist sie gerade durch den Panamakanal gefahren und war auf den Weg nach Kolumbien in den Dschungel.

Nun ist die „Chef de Rang“ auf dem Weg in die Antarktis, zum Südpol. „Ich werde mit Sicherheit weiße Weihnachten haben“, lacht sie ins Telefon. Der Katzensprung zum Südpol dauert bei Miriam fast vier Monate. Am 22. Januar 2018 geht es vermutlich wieder nach Hause.

Reederei braucht Ersatz

Wenn die Reederei keinen Ersatz findet, wird sie wohl verlängern. „Nur für einen Monat. Denn fünf Monate durcharbeiten, das macht die Reederei auch nicht mit. Man braucht eine Pause“, meint sie.

Ihre Highlights waren bisher Eisbären, Robben und ein Spaziergang auf einem Gletscher sowie das Kennenlernen der Eskimo-Kultur. Sie genießt den Anblick der Inseln vom Wasser aus: „So stellt man sich die Insel gar nicht vor, wenn man sie auf der Karte sieht.“

Studium nach Job

Nach ihrem Job auf dem Schiff möchte Miriam gerne studieren. „In Dortmund an der WiHoGa Hotelbetriebswirtschaft und den Bachelor in Business-Management“, wünscht sie sich.

Aber damit will sie sich spätestens im Anfang 2018 kümmern.